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Ludwig Roman Fleischer

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2007-04-17

Zurück zur Bildung?

35. KAPITEL

Man kann sich leicht täuschen in bezug auf seine Mitmenschen. „Stürznickel ist ein Armleuchter, aber er hat seine guten Seiten," sagt Terlaner weise,
„seine Kehrseiten sozusagen."
Nothung hat ihm die Geschichte von Zarubas Herzinfarkt erzählt: Wie Stürznickel bei seinem Abendrundgang in den Turnsaal eingedrungen sei, Zaruba im Turnlehrerkammerl vorgefunden und sofort die Rettung verständigt habe. Wie Zaruba, falls er davonkomme, dies Stürznickel zu verdanken haben werde.
Norbert Nothung hat Terlaner für die sogenannten Schüler-Einstellungsgespräche engagiert. Normalerweise werden dieselben von Nothung und seiner Gemahlin geführt, doch letztere befindet sich nicht wohl.
„So eine weibliche Geschichte," sagte Nothung.
„Wechselbeschwerden'?",
erkundigte sich Charmeur Terlaner, was von Norbert aber übergangen wurde.
„Warum ausgerechnet ich?",
wollte Terlaner wissen. „Weil du,"
hub Nothung an, seine Stimme in lyrische Tenorhöhen hochfahrend,
„ein außer-ordent-lich elo-quen-ter und wort-gewal-tiger Mensch bist, und Psy-cho-loge dazu, lieber Markus."
Schon wollte Terlaner anmerken, dass man mit Schmeicheleien bei ihm gar nichts erreiche, da besann er sich: Die gute, alte Rohmaterialüberlegung, die für den Restschriftsteller in ihm eine unwiderstehliche Verlockung darstellt.
Nothung hat ihm noch lang und breit - als sei Terlaner geistig völlig unterbelichtet - die Art und Weise der Einstandsgesprächsführung auseinandergesetzt. Möglichst konkrete Fragen. Kon-kret. Fragen nach Interessen, Abneigungen, Wünschen, Hoffnungen. Und ganz wichtig die Rol-len-fra-gen, als Me-ta-phem der jeweiligen Per-sön-lichkeit. „Zum Beispiel: Was für ein Tier würden Sie sein wollen, wenn Sie wählen müssten. Me-ta-phern. Also Bil-der. Aber dir brauch ich ja nicht zu erklären, was eine Metapher ist",
schloss Nothung seine Erklärung der Metapher ab.
Nun sitzen er und Terlaner an so weit wie möglich von einander entfernten Tischen auf ergometrisch gebogenem Lehrerstuhl-Hartholz, während für die Einstandsgesprächs-Kandidaten und ihren Elternteilen weich gepolsterte Fauteuils bereitgestellt worden sind. Die Angelegenheit begibt sich im sogenannten Seminarraum der Anstalt, einer Art nobel verkommener Rumpelkammer voll ausgedienter Computer, Fernsehapparate, Videorecorder und Overheadprojektoren. Ein Flipchartständer ist da, eine weiße Kunststofftafel und noch manch anderer Schulungsramsch.
Melina Muckenhuber ist in Begleitung ihres Vaters erschienen, eines fettbäuchigen Erfolgsmenschen im dunklen Maßanzug und mit Attacheköfferchen, der schwüle Pomaden- und Männerparfümdüfte emaniert. Terlaner setzt ihn in Gedanken in einen dicken Minivan (Chrysler oder AUDI), eventuell Mercedes oder BMW. Einer jener Typen, die sich nicht mehr die Mühe nehmen, in den Rückspiegel zu schauen oder den Blinker zu betätigen. PSAnzahl höher als der Intelligenzquotient. „Gestatten, Muckenhuber, Vertriebsleiter," lautet des männlichen Fettwulstkombinates Begrüßungsformel, „und das ist Melinda, meine Tochter."
Melinda, meine Tochter, ist eine affektierte Blondine, tendenziell magersüchtig, in ein orange-schwarzes Jacke-Bluse-Rock-Ensemble gekleidet, die das leicht bundesrepublikanisch anpiffkonisierte Deutsch der Ö3-Moderatorinnen spricht.
„Und warum Wirtschaftsfachschule?",
fragt Terlaner, unsicher, ob er das dürre Modelmädi duzen oder siezen soll.
„Na ja, also, ich hab mir nur einfach gedacht, es soll etwas Sinnvolles sein, etwas Zielgerichtetes, mit dem man also echt was anfangen kann, wenn man fertig ist." „Man muss von Anfang an was damit anfangen," schwänzt Terlaner auch weiterhin die Duz-Siez-Problematik.
„Na ja, also am Gymnasium, das war ja im Prinzip eh voll okay, aber es fehlt mir da ganz einfach die Perspektive...ich mein, man weiß ur nicht, wo's langgehen soll."
„Sie hat sich immer für das Wirtschaftliche interessiert," schnauft der geschniegelte Wulstmensch, sein Attacheköfferchen über dem Weichteilbereich,
„und es bedarf- wem sage ich das, Herr Professor, einer fundierten Ausbildung, um für die Herausforderungen der Zukunft, äh, der Wirtschaft, äh fit zu sein."
„Aha,"
sagt Terlaner, und sein daraufhin einsetzendes Schweigen ruft sichtlich Verlegenheit in der Kandidatin hervor, und ein Unbehagen in deren Erzeuger, das derselbe mit Hilfe eines gewaltigen Gemeinplatzschwalls zu bewältigen trachtet. Wirtschaft in alle Lebensbereiche greifen, Zeit des Auf- und Umbruchs, Herausforderungen in einem neuen Europa, Flexibilität gefordert, globalisierten Welt, seinen Mann beziehungsweise seine Frau stehen, sich nicht mehr auf traditionelle Strukturen verlassen können, innovativen Berufsprofilen Rechnung tragen müssen.
„Die Europaanstalt Mayerlingplatz hat eine traditionelle Struktur," flicht Terlaner in den papalen Sermon ein.
JA, dass diese Qualitätsanstalt für einen gewissen Wertkonservativismus bei aller Innovationskompetenz stehe, das sei ihm, Muckenhuber, durchaus bewusst und es sei auch ein Kriterium gewesen, sich eben für die Europaanstalt Mayerlingplatz zu entscheiden.
„Und was wären Sie gerne als Tier, wenn Sie sich entscheiden müssten'?",
tiriliert Norbert Nothungs Stimme aus dem entgegengesetzten Raumbereich. Der Stundenplankoordinator interviewt einen pickeligen Knaben, der in Begleitung einer hausbacken wirkenden Mama gekommen ist.
„Hmm,`
brummt Terlaner, während des dicken Attachekofferträgers Gemeinplatzgeschwafel weitergeht. Terlaner hebt abwehrend die Linke. Er versucht, Melinda Muckenhuber in die Augen zu schauen, doch blicken diese konzentriert an ihm vorbei. „Welches ist dein Lieblingsbuch?",
fragt Terlaner, sich für das Duzen entscheidend, damit nicht weiter der Vater zu antworten sich bemüßigt fühlen kann. Längeres Schweigen.
"Also ...er...gut, also.. .Jugend ohne Gott hat mich ur beeindruckt, also, er ...ja."
„Warum?“
„Na ja, also ...es ist einfach echt...es ist ur...es ist voll… super beobachtet. Dass, wie...also ...er also, also diese jungen Leute echt.. .keinen Gott haben."
„Freiwillig gelesen?"
„Nö...haben wir auf dem Programm gehabt. Also ...ja...er..." „Und was hast du im letzten Jahr freiwillig gelesen?"
„Es war, äh, voll arg, der Urstress..."
„Melinda hat eine äußerst engagierte und sehr strenge Deutschlehrerin gehabt,"
mischt sich Vertriebsleiter Muckenhuber ein,
„da ist überhaupt keine Zeit geblieben für freiwilliges Lesen."
„Spielst du ein Musikinstrument?", fragt Terlaner, den Alten ignorierend,
„Nö.“
„Heut ist der 15. Mai. Sagt dir dieses Datum was?"
„N ö“.
„Wie viele Mitglieder der österreichischen Bundesregierung kennst du?"
„Äh...ÖVP, SPÖ, Freiheitliche und ...die Grünen."
„Regierungsmitglieder."
„Na, Bundeskanzleranzler Wooooo...", hilft der Vater.
„Grasser,"
versucht's Melitta,
„ah, Blödsinn ...oh Gott, wie heißt'n der bloß!"
„Aber Herr Professor," schaltet sich Papi wieder ein,
„Sie stellen ja überhaupt keine wirtschaftlichen Fragen."
„Stimmt,"
konzediert Terlaner,
„gut denn: Wie viele Mitglieder hat die EU?"
„Fünfzehn,"
strahlt die Aufnahmekandidatin.
„Falsch. Fünfundzwanzig. Nenn mir ein paar."
"Also ...äh...Deutschland, Frankreich, England..."
„Einige neue."
„Äh, äh...Ungarn, Rumänien, Schweiz..."
„Wo tagt das Europaparlament?"
„In äh, er ...Brüssel?"
„Nein, in Strassburg, wurscht. In welchem Land liegt Brüssel?"
„Ah, äh, er...Deutschland ...?"
Papi scheint langsam, aber sicher tiefer in den weichen Fauteuil zu sinken.
„Was ist das Bruttosozialprodukt?"
„Äh, ah. ..keine Ahnung."
„Was ist Ihre Lieblingsfarbe?",
schmettert der lyrische Tenor Nothung aus der anderen Ecke.
Terlaner lehnt sich in seinem harten Lehrersessel zurück. Eine bestbetreute Wohlstandsziege, konstatiert er bei sich, ihre Fetzen werden von Armani, Benetton oder Gucci sein. Familie lebt in Einfamilienhaus mit Swimmingpool, Satellitenschüssel, Sauna und Partykeller, über der Garage Alarmanlage und Überwachungskamera. Wirtschaftswunderwelt. Kultur und Allgemeinbildung werden als altertümliche Marotten einer unglobalisierten Sozialstaatsgesellschaft abgetan. Töchterchen so verwöhnt, dass sie nix wissen cool findet.
„Was wärst du gern als Tier?"
„Wie als Tier?"
„Ich wäre gern ein Kater. Viel Zuwendung, trotzdem viel Freiheit, auf der Basis grundsätzlicher Unnützheit."
„Was meinen Sie, Herr Professor?", meldet sich der alte Wanst,
„Nicht Sie,"
sagt Terlaner gedehnt,
„Ihre Tochter. Was wärst du gern als Pflanze?"
Schweigen.
„Finden Sie diese Pflanzen- und Tierfragen blöd?"
Papi und Töchterchen getrauen sich nicht, ja zu sagen.
„Sie, diese Fragen, sind von unserer wertkonservativen Informations-, Innovations- und Flexibilitätsanstalt vorgesehen. Ich finde sie saublöd, diese Fragen,"
sagt Terlaner,
„nichts für unschlecht, Herr Muckenhuber. Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass Ihre Tochter hervorragend an unsere Anstalt passen wird. Ich danke Ihnen." „Danke, Herr Professor."
Eine schweißnasse Rechte schwammt sich in jene Terlaners. Irgendwie hat Terlaner Hemmungen, den väterlichen Handschweiß in das leptosome Händchen Melindas zu wischen, weshalb er ihr bloß wohlwollend zunickt.
Die Einstandsgespräche haben die seinerzeitigen Aufnahmsprüfungen ersetzt. Wohl deshalb, weil jene zwanzig Jahre hindurch unverändert gebliebenen Prüfungsfragen mehr oder weniger stadtbekannt waren und nur Grenzdebile oder der deutschen Sprache und der Wiener Korruptionsusancen noch nicht mächtige Einwanderer daran scheiterten. Das Ergebnis der Einstandsgespräche ist stets das gleiche wie es jenes der Aufnahmsprüfungen war. Für die Europaanstalt Mayerlingplatz sind alle, aber auch wirklich alle Aufnahme Heischenden geeignet.
Terlaner begrüßt den nächsten Proponenten, einen hoffnungsvollen Jungtürken, der in Begleitung dreier Kopftuchdamen und eines schnauzbärtigen Paschas auftritt. Er unterdrückt den Impuls, der kopfbetuchten Musliminnentriade die Hand zu reichen. Für einen Giaur ist er ganz gut informiert über die Folgen von Mohammeds Visionen.
„Bitte nehmen's doch Platz,"
sagt er in nasalem Schönbrunnerisch,
„'s is eh olles wurscht. Ich mein, eine bloße Formalität, wenn’S mich richtig missverstehen. Möchten'S an Kaffee?"
„Jo, gerne,"
sagt der Pascha und so begibt sich Terlaner („Tschuldigen, nur a Augenblickerl") zum Kaffeeautomaten. In der Kaffeeküche labt er sich an seinem Flachmann, was ihm eine zunehmende Indolenz verursacht, welche jegliche Resternsthaftigkeit beseitigt, die in Terlaner noch vorhanden sein mochte.
Die türkische Großfamilie hat Terlaner- vom Wodka befeuert - noch halbwegs mit Anstand zuende betreut. Nach ihrem Abgang stärkt er sich nochmals mit dem russischen Erdäpfelbrand, im Wissen um dessen Geruchlosigkeit. Die Leute werden ihn eher für verblödet als für besoffen halten, und Verblödung fällt weniger auf. Warum eigentlich nicht den Übergeschnappten spielen? Terlaner ist doch seinerzeit wegen Gehirnbeschädigung frühpensioniert worden. Diese lächerliche Zwangsreaktivierung darf man nicht einfach so hinnehmen. Zurück in die amtliche Verblödung, zurück in die abstinente, produktive, lebensbejahende Frühpension und zum Kuckuck mit diesem trotteligen Gehampel als engagierter Pädagoge der wirtschaftswunderbaren Erfolgswelt! Eine Saskia Weinschädl fragt Terlaner, was sie als Arzneimittel sein möchte, einen Julian Swoboda, ob er Gott für männlich, weiblich oder sächlich hält, eine Sengela Plavjanin, worüber sie mit ihrer geklonten Zwillingsschwester reden würde. Zwischen den einzelnen Einstandsgesprächen nimmt Terlaner Wodka und immer wieder Wodka. Fasziniert weidet er sich an der eigenen Betrunkenheit, sieht sie ganz klar vor sich, ohne ihrem Wirken Einhalt gebieten zu können oder zu wollen. Mehr und mehr arten seine Interviews zu Eigenmonologen aus, was den Aufnahmegesprächspartnern auf eine befremdliche Weise recht zu sein scheint. Da haben sie erwartet, mit Wirtschafts- oder Bildungsfragen, englischen Kompetenzüberprüfungen oder Wortschatzerhebungen gegrillt zu werden und nun plappert ihnen ein offenbar verhaltensgestörter Parodiepädagoge Löcher in den Bauch. Einer Naomi Kudernatsch, die in die Kategorie „schön, aber blöd" fällt, erläutert Terlaner die Prinzipien der freien Marktwirtschaft, für deren Durchsetzung die Qualitätsanstalt Mayerling Lanze um Lanze breche.
„Sie werden hier in der Kunst ausgebildet, Bedürfnisse zu schaffen und Produkte zu verscherbeln, die kein Mensch braucht. Diese Kunst gehorcht im wesentlichen den Gesetzen der Sexualindustrie. Sie spielen als Repräsentantin ihres globalisierten Konzerns die Buhlschaft, wenn ich so sagen darf. Um den Freier - den Kunden also - anzumachen, bedarf es der Werbung und des Marketings, vor allem aber ihres ganz persönlichen Körperengagements. Wie können Sie ein Ketchup sexy machen, sodass der Freier danach zu gieren anfängt, ha?"
Naomi ist verständlicherweise ratlos. Ihre Wirtschaftspower-Mami („Grüßgott, Kudernatsch, ich bin im Marketingbereich eines internationalen Unternehmens tätig"), klickert an einem elektronischen Organiser herum, während Terlaner weiterredet, als sei er der Interviewte.
„Na, Sie reden dem Freier ein, dass Ihre Paradeissoß' seine Potenz fördert, is ja klar. In einem Fernsehspot lässt Ihre Firma eine dreiviertelnackerte Magersucht-Tussi mit megalomanem Silikonbusen zwei Ketchupdosen wie Rumbakugeln shaken, während sich ein Aging-Male-Business-Executive die Krawatten vom Hals, das Nadelstreifsakko von den Hängeschultern reißt und die Knöpf von seinem Armanihemd aufnestelt. Und alles, weil er sich Ihr Ketchup auf sein Chateaubriand-Steak gepatzt hat. Der Kunde kennt diesen Gehirn- und Gemächtwäschespot natürlich aus dem Privatkabelfernsehen. Beim Gedanken an den Paradeismatschker, den Sie ihm in Millionenstückelung andrehen wollen, sowie bei Ihrem Anblick steigt sein Testosteronspiegel ins Übernatürliche. Vielleicht braucht er kein Viagra und keine Hormonpflaster mehr, denn Sie sind kokett, verführerisch, umwerfend erotisch, Ihre Lippen sind feucht und rot wie Ihr Ketchup, aber Sie ham natürlich die Firmenbilanz und die Aktienkurse im Kopf und nennen daher dem von der Profitchance und der Werbung erregten Kunden den Preis. Wären Sie pummelig, unansehnlich und langweilig, Sie könnten sich Ihren Paradeisgatsch in die Haar schmieren, aber Sie sind sexy, Ihr Paradeisgatsch macht gamsig, Ihre Firma ist potent, das Marketing geilt auf und so kommen Sie mit dem Kunden in der glattesten und schlüpfrigsten Weise zum Höhepunkt: dem Geschäftsabschluss.
Dieses Ihr Verhalten wiederholen Sie möglichst oft, und Ihre Firma wird entzückt sein und Ihnen eine bessere Stellung und eine höhere Provision anbieten. Das alles aber steigert die Wirtschaftspotenz Ihres Landes, Ihrer Union, Ihres Globus. Es schafft Arbeitsplätze, lockt Investoren an und erigiert die Börsenkurse. Die Grundausbildung für so ein erfolgsträchtiges Profitbalzen aber erhalten Sie hier, Mayerlingplatz fünf bis sex."
„Sehr interessant,"
sagt die Marketing-Mami mit schneidend kalter Stimme.
„Net wahr,"
sagt Terlaner,
„Ihre Tochter ist natürlich aufgenommen. Sie erfüllt alle Voraussetzungen in fulminantester Weise."
Danke. Sie werden von uns hören," versetzt die Marketing-Mami.
„Keine Ursach,"
murmelt Terlaner. Sein Flachmann ist leer, das letzte Einstandsinterview beendet.
„Was wären Sie gerne als Tier?",
tremoliert Nothungs lyrischer Tenor aus der anderen Zimmerecke.
Terlaner entschwankt dem Seminarraum, da gegen einen ausrangierten Computer, dort gegen das Flipchartgestell stoßend, denkend: Es ist zum Kotzen.


Mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Ludwig Roman Fleischer: „Zurück zur Schule“, Seite 145 bis 153
Sisyphus und Ludwig Roman Fleischer, 2005
ISBN: 3-901960-33-3

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