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2006-05-12

Coitus Interruptus

– Was wird hier verhütet?

»Der Coitus Interruptus. Allgemeines: Der (wörtlich übersetzt) „unterbrochene Geschlechtsverkehr“ auch „Aufpassen“ oder „Rückziehen“ genannt, ist eine der ganz wenigen Methoden der Familienplanung, bei der ausschließlich der Mann die Verantwortung für die Verhütung trägt. Diese Methode wird derzeit von etwa elf Prozent der Bundesbürger im zeugungsfähigen Alter angewendet, obwohl Ärzte den C.I. als Verhütungsmöglichkeit wegen seiner zu geringen Sicherheit nicht empfehlen. Praktiziert wird diese Verhütungsmethode bereits seit Jahrtausenden. Die Kenntnis davon wurde von Generation zu Generation weitergegeben und konnte trotz strenger kirchlicher Verbote nicht aus dem Wissensschatz der Menschen getilgt werden (...) Manchmal wird diese Möglichkeit der Empfängnisverhütung auch von Paaren praktiziert, die trotz ihres Wissens um andere, bessere Methoden darauf vertrauen, daß ihnen schon keine Panne unterläuft.«1

»Unterbrochener Koitus: Zurückziehen des Gliedes aus der Scheide kurz vor dem Samenerguß. Es gehört große Übung und Selbstbeherrschung dazu, rechtzeitig den Koitus zu unterbrechen. Wenn der u. K. häufig durchgeführt wird und anschließend nicht auf andere Weise (beispielsweise Petting, Mundkontakt) ein Orgasmus erreicht wird, können nervöse Beschwerden und Angstneurosen entstehen. Der Körper, der sexuell erregt wird, braucht die Entspannung. Das gilt selbstverständlich nicht nur für den Mann, sondern auch für die Frau. «2

»COITUS INTERRUPTUS (lat.: unterbrochene Begattung), „Rückzieher“, Zurückziehen des männlichen Gliedes aus der Scheide der Frau im Augenblick vor der Ejakulation. Als empfängnisverhütende Prozedur unzuverlässig; gesundheitlich für beide Partner schädlich. Wenn die Frau im Augenblick des Zurückziehens das Glied ergreift und masturbiert oder den Penis schnell in den Mund nimmt, um die Ejakulation dort aufzufangen, können die für den Mann schädlichsten Effekte vermieden werden, aber selbst dann führt das Verfahren bei beiden Partnern zuweilen zur Angstneurose.«3

Die Art des Sexualverkehrs, der hier im Film regelmäßig praktiziert wird, findet sich in den verschiedenen Nachschlagewerken als „Coitus Interruptus“ beschrieben: Eine gängige, aber schlechte Verhütungsmethode und ein mitverursachendes Moment neurotischer Erkrankungen. Der zuletzt zitierte Autor Ernest BORNEMAN überlegt, wodurch der Schaden für den Mann möglichst gering gehalten werden könne und rät zu einer Technik, die auch von den Frauen im Film regelmäßig angewandt wird: das Masturbieren des Penis, nachdem er aus der Scheide gezogen wurde. Die andere von ihm angegebene Möglichkeit (der Mund der Frau solle das Ejakulat auffangen) wird von „unseren“ Darstellerinnen nicht praktiziert, kommt jedoch in anderen Filmen des Genres häufig vor. Unklar bleiben nach BORNE¬MANS Ausführungen zwei Fragen:
1. Warum das Berühren des Penis durch Hand oder Mund der Frau im Augenblick des Samenergusses »schädliche Effekte« für den Mann abwenden können solle, welche ja hauptsächlich durch Unterbrechung des Erregungsflusses entstehen.
2. Wie es denn um die »schädlichen Effekte« für die Frau bestellt sei. Denn während der Mann selbst im Falle eines unterbrochenen Coitus generell zum Orgasmus gelangt, ist dies bei der Frau nicht automatisch der Fall - eher im Gegenteil.
In seinen Untersuchungen zur Ätiologie der Angstneurosen beschäftigt sich FREUD ausführlicher - für Frauen und Männer gesondert - mit der Problematik dieser Sexualpraktik. Das Erscheinungsbild der Angstneurose zeichne sich aus durch allgemeine Reizbarkeit bei ständiger Anhäufung von Erregung, diffus ängstlicher Erwartung, spezifischen Ängsten, Störung diverser Körperfunktionen (Atmung, Herz, Schwindelanfälle, Schweißausbrüche, nächtliches Aufschrecken usw.). Für beide Geschlechter sei die Angst im Zusammenhang mit Coitus Interruptus häufiges, mitverursachendes Moment der neurotischen Erkrankung, ein schädlicher Faktor (unter mehreren) mit Wurzeln im Sexualleben. Anders als BORNEMAN gibt FREUD jedoch an, daß und wodurch der schädliche, neurosenfördernde Einfluß des Coitus Interruptus für die Frau weitgehend vermieden werden kann, denn es komme nur darauf an, »ob die Frau beim Koitus zur Befriedigung gelangt oder nicht. Im letzteren Fall ist die Bedingung für die Entstehung der Angstneurose gegeben. ... Der Coitus interruptus ist fast regelmäßig eine Schädlichkeit; für die Frau wird er es aber nur dann, wenn der Mann ihn rücksichtslos übt, das heißt den Koitus unterbricht, sobald e r der Ejakulation nahe ist, ohne sich um den Ablauf der Erregung der Frau zu kümmern. Wartet der Mann im Gegenteile die Befriedigung der Frau ab, so hat ein solcher Koitus für letztere die Bedeutung eines normalen; es erkrankt aber dann der Mann an Angstneurose. «4

Es steht außerhalb meines Ermessensbereiches, abschätzen zu können, wie die Frauen und Männer im Film die Praxis des Coitus Interruptus vor laufender Kamera tatsächlich erleben und verarbeiten. Als Zuschauerin kann ich Auskunft über meine Reaktionen und Gefühle beim Beobachten dieses Ablaufs geben: Das abrupte Entfernen des erregten Penis aus der Scheide der Frau und das darauffolgende Sichtbar-Werden des Ejakulats führt bei mir nicht zur psychischen Verarbeitung der im Laufe des Geschehens entstehenden, körperlichen Erregung. In Identifikation mit der Frau im Bildgeschehen erlebe beziehungsweise phantasiere ich einen unbefriedigten Zustand nach der Unterbrechung: Gereiztheit, Ärger, Enttäuschung. Die Angst vor der durch den Mann herbeigeführten abrupten Beendigung des Erregungsablaufes erlebe ich zwar bewußt nicht unmittelbar im Prozeß des Zuschauens, sie überträgt sich jedoch stark auf die Arbeit am Forschungsprojekt: Ich habe öfter Angst, die Arbeit, die über die Wirkung des filmischen Geschehens aufklären soll, zu keinem befriedigenden Ende bringen zu können.
In FREUDS Terminologie gesprochen: Die somatische Erregung kann sich nicht in psychische Erregung, in einen psychischen Zustand libidinöser Spannung umsetzen, der den Drang nach Aufhebung besitzt und diese mittels adäquater Aktion sucht. 5
Zur weiteren Frage, warum und wann Menschen in Fällen der psychischen Unzulänglichkeit zur Bewältigung der Sexualerregung mit Angst reagieren, schreibt FREUD: »Die Psyche gerät in den Affekt der Angst, wenn sie sich unfähig fühlt, eine von außen nahende Aufgabe (Gefahr) durch entsprechende Reaktion zu erledigen. « 6 Die Gefühle der nach dem Coitus Interruptus vermutlich unbefriedigt gebliebenen Frauen verlagern sich auf mich: Ich habe öfters Angst, die selbstgewählte Aufgabe (nämlich die Aufklärung über diese Verhältnisse) nicht bewältigen oder erledigen zu können, weil Lust, Energie und Inspiration verlorengehen könnten.
Diese Tatsache sehe ich ganz allgemein als Indiz für den ohnehin bekannten Sachverhalt, daß diese Art Filme nicht für Frauen gemacht werden: Die Ängste „der“ Frau (im vorliegenden Fall entstehen sie durch das oftmalige Unbefriedigt-Bleiben nach dem Zusehen) werden gefördert, nicht reduziert. Eine Bewältigung von Angst durch pornographisches Material, wie sie Bernd NITZSCHKE für Männer im einzelnen ausführt, kann aus meiner Perspektive als Frau nicht nachvollzogen werden.7
Der regelmäßig stattfindende Coitus Interruptus hat zur Folge, daß das Ejakulat sichtbar wird. Im Film erleben „wir“, daß das Benetzen des Körpers mit Samenflüssigkeit kein schambesetztes Tabu ist - wie sonst in unserer Kultur. Die Darstellerinnen vermitteln den Eindruck, als bereite ihnen das Empfangen des Samens auf ihrer Haut Lust. Diese Frauen verhindern damit zumindest „schädliche Effekte“ für Männer, ganz im Sinne der BORNEMANschen Überlegungen, denn auf ihren Gesichtern sind keine Anzeichen von Störung (als Reaktion auf die Unterbrechung), Ärger, Beschämung oder gar Ekel abzulesen, höchstens Teilnahmslosigkeit. Über die Bedeutung der Darstellungsweise des männlichen Samenergusses wurden bereits verschiedentliche Überlegungen angestellt. Sie interpretieren vor allem die Tatsache der symbolischen Wunscherfüllung für den männlichen Zuseher: »Das fremde Sperma wird zum Sperma des Betrachters«,8 vermuten LAUTMANN/SCHETSCHE den Effekt des „synästhetischen Erlebens“ beim zuschauenden Mann, der sich an die Stelle des Darstellers setzt, wobei Realität und Phantasie partiell verschmelzen. Als weitere Bedeutung des sichtbaren Samenergusses (in Folge des Coitus Interruptus) im Rahmen der Aktualisierung und Erfüllung männlicher Wünsche wird die Gleichsetzung von Sperma mit Geschenk/Lohn angegeben. Hierzu etwas ausführlicher die Interpretation von Jutta BRÜCKNER:
»Sexualität wurde aus einem Mysterium zu einem Fakt und trat damit notwendigerweise in den Rahmen ein, in dem die Fakten existieren: dem der Arbeit. Die Arbeit des Mannes am Fleisch der Frau. Lohn dieser Arbeit ist das Ejakulat, das der Mann meistens auf der Frau verspritzt, „öffentlich“ vor ihrer beider Blick. In diesem Blick wird sie zur Beschenkten. (...) Indem der Mann ihr etwas zuführt (sein Sperma), sie damit >ernährt< (hierhin gehört auch die halb zynische, halb tröstliche Versicherung, es sei ja sehr vitaminreich), wird er zum Versorger, und sie gibt ihm durch ihr Lustgestöhn die Versicherung, daß er ein guter Versorger ist, daß sie keinen Mangel leidet, eine Bestätigung seiner Identität, auf die er wohl angewiesen ist. Sie leistet auch hier seine emotionale Reproduktion und dies maßlos und ohne Unterlaß, denn was er ihr geben kann, ist konkret, nachprüfbar und begrenzt für jeden einzelnen Akt. Dem hat sie nichts entgegenzusetzen, denn ihre Lust ist nicht nachprüfbar. «9
In dem Maß, in dem „ihre Lust nicht nachprüfbar ist“, stellt es für Frauen offensichtlich eine Schwierigkeit dar, die mögliche Bedeutung des sichtbaren Spermas für die eigene Wunscherfüllung zu imaginieren. Die Empfindung des Beschenkt-Werdens kann ich persönlich kaum teilen; diese Entladungen rücken für mich eher in die Nähe aggressiver Akte des Ausstoßens, ähnlich dem öffentlichen „Ausspucken“ von Männern im Vorbeigehen auf der Straße. Ferner scheint mir das Sperma auf Ebene der Filmproduktion noch andere, wesentliche Funktionen zu erfüllen: Es ist nicht primär Lohn des sexuellen Arbeiters oder Geschenk an die Frau. Im Feld der Produktionsbedingungen bedeutet das Sperma vielmehr Bedingung für Lohn; nämlich die reale Entlohnung des Darstellers nach erfolgreich beendeter, abgedrehter Szene. Hierzu wird die männliche Körperflüssikeit in erster Linie „an den Mann“ gebracht, an den Regisseur beziehungsweise Kameramann abgeliefert. Zwischen Darsteller -Regie - Zuschauer existiert de facto eine homosexuelle Lustschiene. Zweitens zeigt das Sperma die Beendigung der Szene an. Nach dem Samenergruß scheint es für den Penis keine Legitimation mehr zu geben, im Bild bleiben zu dürfen.
Linda WILLIAMS, deren komplexe und historisch-differenzierte Interpretation pornographischer Filme mit leider erst kürzlich zugänglich wurde, spricht von der externen Ejakulation im Slang der Filmindustrie als „money shot“ (wörtlich: Geldschuß). In der Produktion ist es die Einstellung, die am meisten Geld kostet, für die die männlichen Darsteller auch extra bezahlt werden. Williams interpretiert den „oney shot“ ls zentralen Fetisch des Pornofilms, der sowohl im ökonomischen, als auch im libidinösen Sinne einen Mangel und einen Verlust kompensiere: »Sogar der m o n e y s h o t, welcher die vielleicht dramatischste Verbindung von Fetischismus und Phallozentrismus im gesamten Pornokino darstellt, erweist sich als zweideutig, da er eine Krise in der Darstellungsart eines Genres aufdeckt, das jetzt etwas ausdrücken soll, was es durch seine Tradition der unwillkürlichen „visuellen Besessenheit“ eigentlich nicht umzusetzen vermag: den visuellen Beweis weiblicher Lust. Das Bild der externen Ejakulation kann daher als perverser Ersatz für direktere Darstellungen genitaler Lust gelten, so wie die Entwicklung des Voyeurismus im Film als perverser Ersatz für eine direktere Verbindung zu sexuellen Objekten gelten kann.« (1995, 340)
So ist zwar in Bezug auf die weibliche Wunscherfüllung noch nichts gesagt. Aber gibt es dazu etwas zu sagen? Luce IRIGARAY unternimmt den Versuch: »So „entsetzlich“ die Frauen Sperma finden mögen, mir scheint es keine spontane Reaktion zu sein. Es sei denn -das ist aber oft der Fall- der Mann benutzt sein Sperma als Herrschaftsinstrument, besonders, wenn er es in Konkurrenz zur Milch einsetzt. Wenn er sein Glied zum Äquivalent, zum Ersatz für die weibliche Brust machen will und so sein Abhängigkeitsverhältnis zur Mutter oder zu einer anderen Frau verarbeitet. Wenn er zu stillen vorgibt, wenn er sich sexuell als der einzige Ernährer anbietet. (...)
Für Frauen ist das Sperma anscheinend dann unproblematisch, wenn es als eine aus dem Körper austretende Flüssigkeit; als Ausfluß, der Begierde oder Orgasmus signalisiert, aufgenommen wird. Schwieriger ertragen sie es, wenn es gedanklich in die Nähe von Stuhl oder Stuhlgang gerückt wird. (...) Und bedeuten Pornoszenen, in denen Männer den Körper der Frau mit Sperma beschmieren und besudeln, nicht häufig eine Art aggressive Rache? Oder ein schadenfrohes Auf-die-Frauen-Abwälzen dessen, was sie insgesamt als Beschmutzung empfinden und verwerfen? Gesten, die schön sein könnten, werden von da an als Zeichen von Herrschaft, das heißt, Niedertracht vollführt. Und selbst da ist der Zwang, den Vorgang zu wiederholen, nicht umsonst in dem Widerwillen mitenthalten, den der Vorgang bei den Frauen hervorrufen kann. «10
Ich komme zum Aspekt des Coitus Interruptus als Verhütungsmethode, bei der ausschließlich der Mann die Verantwortung trägt. Es scheint zwar plausibel, daß den Darstellerinnen im Film daran gelegen ist, die möglichen Folgen ihrer lockeren sexuellen Begegnung zu verhüten. Hierfür stünden jedoch sicherere, "sauberere", von der Frau anzuwendende Methoden zur Verfügung. Nachdem die Frauen im Film sehr um das männliche Wohlergehen bemüht sein müssen, nehme ich an, sie würden das auch tun, sobald es verlangt würde. Es geht wohl nicht um Schwangerschaftsverhütung. Die Sichtweise, daß der Mann Verantwortung für die Verhütung >von etwas< trägt, ist dennoch nicht ganz von der Hand zu weisen. Zunächst kontrolliert er den Einsatz seines Geschlechtsteiles:
• Durch eigene Bewegung und Reizung bringt er ihn im Körper der Frau auf eine Stufe knapp vor dem Orgasmus.
• Er entfernt den Penis aus dem weiblichen Körper.
• Er erlebt den Orgasmus außerhalb der Frau, verspritzt Samenflüssigkeit - je nachdem - auf ihrer Haut, ihrem Gesicht oder Mund, wobei er sich in räumlich-distanziertem Verhältnis zu seiner Partnerin befindet.
• Nach dem Samenerguß ist Schluß.
Diese Abfolgen mobilisieren immer wieder Trennungserfahrungen: Zunächst sind schon Penis und Scheide getrennt voneinander existierende Körperteile, die scheinbar für sich selbst agieren und keinen Verweis auf lebendige, fühlende Personen erlauben. Und dann verschwinden auch noch die dazugehörigen Körper aus dem Bild. „Verhütet“ wird auf diese Weise von den männlichen Darstellern die mögliche Gefahr, daß Sexualität Folgen haben könnte. Nach dem unterbrochenen Sexualakt wird die Folgenlosigkeit der Begegnung zwischen Männern und Frauen deutlich. Was sie nun machen und äußern, wie sie sich weiterhin begegnen, bleibt ausgeblendet. Unwillkürlich würden Beziehungen zwischen Menschen mit all ihren „Gefahren“ zur Darstellung kommen. Um dessen Verhütung geht es hier in erster Linie. Der Coitus Interruptus hat die Funktion, die zwischenmenschlichen Folgen einer sexuellen Begegnung zu verleugnen, ihr sozusagen keine Geschichte zu verleihen. So wird zwar Erregung erzeugt. Es es können jedoch von den Zuschauerinnen - über Identifikationsprozesse mit den Darstellerinnen - kaum anregende oder befriedigende Beziehungserfahrungen phantasiert werden. Vielmehr werden Assoziationen zu Einsamkeit und Trennungserlebnisse wachgerufen, die, sofern sie in Koppelung mit Erregung stehen, verschiedene Formen der Angst auslösen können. Oder sie zwingen zur weiteren Suche, zum weiteren Konsum.

1 Blume 1982, 111f.
2Kentler1982, 285f
3 Borneman 1984, 170
4 Freud 1982, 36
5 vgl. Freud 1982, 43f.
6 Freud 1982, 46
7 vgl. Nitzschke 1989, 21-34
8 Lautmann/Schetsche 1990, 66
9 Brückner 1981, 16
10 Haris/Lapouge 1982, 193f.

Aus:
Beate Hofstadler /Ulrike Körbitz: „Stielaugen oder scheue Blicke“, Seite 64 – 71, Brandes & Apsel, 1996
ISBN 3-86099-139-6

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Nacil, 2011-05-28, Nr. 5117

Wunderbar. Ich habe vor einiger Zeit den Zuschauer in mir entdeckt und bin dabei herauszufinden, wie ich plausibel machen kann, was in mir dann vorgeht. Und ich glaube, es gibt eine Zeugenschaft von z.B. Gewalt und anderen Dingen als medialen Tatsachen, zu der ich das auch herausfinden will.

Nacil, 2011-05-28, Nr. 5118

Wunderbar. Ich habe vor einiger Zeit den Zuschauer in mir entdeckt und bin dabei herauszufinden, wie ich plausibel machen kann, was in mir dann vorgeht. Und ich glaube, es gibt eine Zeugenschaft von z.B. Gewalt und anderen Dingen als medialen Tatsachen, zu der ich das auch herausfinden will.

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