2004-10-29
Manifest der glücklichen Arbeitslosen - Teil V
...und was machen Sie so im Leben?
Bisher erschienen:
Manifest - Teil I
Manifest - Teil II
Manifest - Teil IÍI
Manifest - Teil IV
Wir fordern nicht ein Recht auf Faulheit. Faulheit ist nur die Kehrseite vom Fleiß. Wo Arbeit nicht anerkannt wird, verliert auch Faulheit ihren Sinn. Kein Laster ohne Tugend. Es ist mittlerweilen klar geworden, dass die dem Arbeiter zugestandene "Freizeit" meistens noch langweiliger ist als die Arbeit selbst. Deshalb kann es nicht nur darum gehen, die Arbeitszeit zu verkürzen und die Freizeit zu verlängern.
In Spanien sollte vor kurzem die Siesta unter dem Vorwand verboten werden, sie würde den europäischen Markt gefährden. Wir solidarisieren uns 100%ig mit jenen spanischen Arbeitern, die daraufhin meinten, die EG sollte lieber die "Euro-Siesta einführen".
Der Glückliche Arbeitslose, das sollte klar sein, unterstützt nicht die Partisanen der Kurzzeit, die denken, alles wäre zum Besten, wenn jeder seine Arbeit behielte, aber nur 5, 3 oder 2 Stunden täglich arbeiten würde. Was ist das für eine Wurstelei? Schaue ich auf die Uhr, wenn ich für meine Freunde ein Essen zubereite? Zählt man mit, wenn man liebt?
Das soll auch nicht heißen, dass die glückliche Arbeitslosigkeit eine neue Utopie ist. Utopie bedeutet "nicht existierender Ort". Der Utopist entwirft die genauen Pläne einer angeblich idealen Konstruktion und erwartet, dass die Welt sich in diese Form gießt.
Dagegen ist der Glückliche Arbeitslose eher ein Topist: er bastelt mit Orten und Sachen, die schon vorhanden sind. Er konstruiert kein System, sondern sucht nach allen Möglichkeiten, sein Umfeld zu verbessern. Ein ehrenwerter Korrespondent schreibt uns:
"Geht es dem Glücklichen Arbeitslosen um eine gesellschaftliche Anerkennung mit daraus resultierender finanzieller Absicherung ohne Vorbedingungen, oder geht es ihm um eine Revolutionierung des Systems mittels ungesetzlicher Aktionen, wie Stromzähler abklemmen?
Die Verbindung beider Strategien erscheint zumindest nicht gerade logisch: Ich kann doch schlecht gesellschaftliche Akzeptanz fordern und gleichzeitig Gesetzesbrecher prämieren."
Nun, der Glückliche Arbeitslose ist kein Fanatiker der Illegalität. In seinem Bestreben, Gutes zu tun, ist er sogar bereit, zu legalen Mitteln zu greifen. Außerdem: was heute ein Recht ist, war einst ein Verbrechen, das Streikrecht zum Beispiel. Und es kann immer wieder ein Verbrechen werden. Vor allem reden wir von gesellschaftlicher Anerkennung. Wir wenden uns nicht an den Staat oder offizielle Stellen, sondern an Otto Normalverbraucher.
Es ist uns bewusst, dass unser Versuch auf verschiedene Weisen scheitern kann.
Er kann zum Beispiel als bloßer Witz enden, ein Schabernack ohne Folgen.
Die originelle Idee kann aber auch unter Tonnen von betoniertem Ernst ersticken. Es kann auch passieren, dass ein Grüppchen von Arbeitslosen dermaßen erfolgreich wird, dass sie sich zu Glücklichen Geschäftsmenschen verwandeln, ohne jede Beziehung zu ihrem ursprünglichen Umfeld. Das sind Risiken, kein Schicksal. Nun stoßen wir den Ball an. Ob er schließlich im Tor landen wird oder nicht, hängt nicht nur von uns ab.