2004-04-07
Amo Trieste - V
Das schönste am morgendlichen Kaffee war der Umstand all das Erlebte mitgenom¬men zu haben in ein Leben, welches reicher geworden war. Einzig die Sehnsucht nach der Frau die ihn begleitete machte ihn weitergehen, hoch hinauf in die Altstadt. Bis hinauf zur Festung in der ihn der Aufseher bereits freundlich begrüßte. So er sich auch bemühte die Frau wiederzusehen, es gelang ihm nicht. Die Stadt lag zu seinen Füßen und zog ihn in ihren Bann. Sie war zu seiner Stadt geworden und er war sich sicher noch heute Abend eingeladen zu werden um diese köstlichen kleinen Fische zu essen. Doch etwas hatte er aus dieser Nacht mitgenommen, die Frau als Bild einer Sehnsucht deren Erfüllung er so inständig herbeisehnte, ohne zu wissen wie es ihm wohl gelingen möge. Als er das Kastell verließ war Traurigkeit in sein Herz gekehrt. Langsam setzte er Schritt vor Schritt. In einer der engen abschüssigen Straße hielt er plötzlich inne. Seine Füße versagten ihm den Dienst. Nicht die Müdigkeit der Nacht, nicht die Strapazen des immerwährenden Spazierens machten ihn angstvoll zaudern. Nein, die Straße war übersät von Worten. Große Worte, kleine Worte, Beifügungen und Bindewörter, krause Worte und gescheite Worte mengten sich in buntem Miteinander vor seinen Füßen. Auch die Häuser waren zu Worten geworden. Dort klaffte ein gro¬ßen "Fenster" neben einer unscheinbaren "Türe" mit der "Türschnalle" aus "Messing". Die Wörter "Mensch" eilten achtlos an ihm vorbei, das Wort "Gehsteig" achtlos zertre¬tend. Autos walzten "Straße" nieder und ein Wort "Hund" war hinter dem Wort "Katze" hinterher. Aus den Wörtern "Türe" und "Fenster" quollen die Worte "Angst" und "Geborgenheit" hervor. In seiner Unfähigkeit auch nur auf eines der Worte zu tre¬ten klammerte sich sein Blick suchend an die Worte "Fenster" und "Tür" aus denen das Wort "Geborgenheit" floß. Ganz vorsichtig stakte er auf Zehenspitzen zwischen den Worten umher. Vergleichbar mit den vorsichtigen Schritten auf einer Wiese die über und über mit Blumen übersät ist. Die Worte "Lachen" und "Spott" flossen aus den Mündern der unzähligen Worte "Mensch" die sein Tun mit großer Aufmerksamkeit beobachteten. Immer öfter scholl das Wort "Lachen" an sein Ohr, doch er vermißte das Wort "Lächeln". Weiter und weiter stakte er vor sich hin, um bis zum Wort "Meer" zu gelangen. Beschwerlich war sein Weg allemal. Die Worte "Mensch" mit ihren Worten "Lachen" und "Spott" nahm er nicht mehr wahr. Schon glitzerte vor ihm das Wort "Meer" als sich das Wort "Frau" näherte. "Frau" umgeben mit einem weiten Kranz aus dem Wort "Geborgenheit". Sogleich erkannte er sie wieder. Es war seine Begleiterin aus den Worten "Kastell" und "Hafen". Ihr Gesicht war frisch und wunderschön, das Lächeln glücklich und entspannt. Vorsichtig stakte er ihr entgegen, hörte ihr Lachen. Auch sie unterhielt sich köstlich ob seines Schrittes, blieb jedoch stehen, als wüßte sie um die Worte die hier liegen. Wenn sie sich ihm entgegen bewegte, setzte auch sie vorsichtig Fuß vor Fuß. Immer strahlender wurde das Wort "Geborgenheit" um sie und zwischen Buchstaben konnte er das Wort "Liebe" erkennen. Als sie endlich voreinan¬der standen, streckte sie ihre Arme aus, umfing ihn und siehe plötzlich konnte er sie spüren, ihren Duft riechen und näher zu sich ziehen. Gemeinsam versanken sie in dem Wort "Geborgenheit" bis er mit Tränen in den Augen auf die Worte rund um ihn ver¬wies die sein Fortkommen so mühevoll machten. Sacht zog sie ihn zu sich, umfaßte seine Schultern und deutete auf die Worte. "Hab keine Angst, es sind deine Worte, du mußt sie nur aufheben"!