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Peter Umlauft

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2004-04-22

Antonio und das Mädchen - Teil I

Wie die Menschen lachten, Tränen rollten über ihr Gesicht, Schenkelklopfer Typen, klopften Schenkel, Stauner staunten, Kinderaugen strahlten und selbst die Musik übertönte die Manege glückvoller und reicher als je zuvor. Antonio der Clown fühlte sich hineingerissen in das Rund unter dem Zelthimmel. Jede Bewegung war einstudiert, Jahrelang hatte er hart gearbeitet, um letztendlich vor keinem seiner Auftritte zu wissen, welch Schicksal ihn im Laufe seiner Nummer ereilen würde. Jeder Schritt war neu, jede Bewegung unbekannt, denn er reagierte spontan auf sein Publikum, welches ihn abgöttisch liebte.
Manche von ihnen besuchten den Zirkus gar nur, während seiner Nummer. Längst hatte es sich herumgesprochen, wie es möglich war ohne Eintrittskarte in das Zelt zu gelangen, da Antonio`s Auftritt just nach der Pause erfolgte, wobei nach seiner Nummer die Raubtierkäfige aufgebaut wurden, womit die Aufmerksamkeit aller Zirkusleute gebunden war.

Und wie sie lachten, und wie Antonio das Bad in der Menge liebte. Nein, er hatte bereits lange aufgehört für den Zirkus zu spielen, er spielte für die Menschen, für sein Publikum.

Zu Beginn seiner Laufbahn war es nicht so. Nach seiner Ausbildung in Kiew sah er nur sich, seine Kunst, sein Wissen um die zahlreichen Tricks, die ihm zu eigen waren. So brachte er die Menschen zum Schmunzeln, einige lachten sogar, nur die Begeisterung blieb ihm versagt. Je mehr er studierte und probierte, immer kantiger wurden seine Bewegungen, immer schriller die Stimme und immer künstlicher seine Kunst. Nach der ersten Saison, bot ihm der Direktor an, er solle doch in einem anderen, einem kleineren Zirkus sein Glück versuchen, nur hier war ihm kein Bleiben beschieden.

Er war ob dieser Entscheidung nicht etwa enttäuscht, vielmehr war sein Stolz gekränkt, denn es war nicht seine Schuld, sondern die Schuld derer, die seine Kunst nicht verstanden. So zog er von Zirkus zu Zirkus, nur wollte ihn niemand haben. Es war ihm nicht gelungen jenen Ruf zu erwerben, der – wie man so sagt – vorauseilt.

Seine zahlreichen Versuche in der Manege Fuß zu fassen scheiterten, bis ihn die existentielle Not zwang irgendwo eine Arbeit anzunehmen um sich über Wasser zu halten.

Antonio der Clown war gestorben. Im Lauf der nächsten Jahre geriet sein Versuch je als Clown zu leben nahezu in Vergessenheit. Er wurde Lastwagenfahrer, Verkäufer, machte sich als Hausbesorger erbötig und konnte eines Tages sogar die Gartenarbeit im Haus einer angesehenen Familie erledigen. Sooft es ihm möglich war, begab er sich in den Garten, wo er liebevoll die Pflanzen betreute, den Rasen mähte und manch kleines Tierchen zwischen den Sträuchern ihm zum lieben Freund wurde. Dort ein paar Brotkrumen, an anderer Stelle einige soeben ausgegrabene Regenwürmer schafften ihm, gerade bei seinen gefiederten Freunden viel Zuneigung. Ja, es gab sogar manch Vöglein, welches ihm inzwischen die Pinienkerne aus der Hand pickte.

Glücklich, hier eine Heimat gefunden zu haben, bemühte er sich im leerstehenden Gärtnerhäuschen einen Platz zu finden, der ihm letztlich gewährt wurde. Somit geriet er selbst zum Stück dieses Gartens und fühlte sich von dem Lauf der Jahreszeiten durch das Leben getragen.

Antonio liebte Geschichten. Gleichgültig ob er welche zu Hören bekam, oder ob er selbst welche erfand, die er schließlich den Tieren erzählte. Seine ruhige liebevolle Stimme zog die Tiere förmlich an und so gab es zuweilen Momente, da Katze, Hund, Maus und Ente friedlich vor ihm saßen, nur um seinen Geschichten zu lauschen. Stunden verbrachte Antonio damit und wären seine Dienstgeber nicht so geduldig gewesen, längst hätte er Arbeit und Geborgenheit verloren.

Eines Tages, saß wieder vor seinem Häuschen huschten ein paar Kinder an ihm vorbei. Sie mieden seinen Blick, es schien als hätten sie Angst vor ihm. Längst war er Wirklichkeit, außerhalb seines immer wieder grünenden Jahreslaufes entrissen. Nichts wusste er von den Menschen rund um ihn, die ihn einen Spinner, einen Sonderling nannten. Seine Welt war geprägt von seiner Phantasie, seiner Liebe deren unerschöpflicher Reichtum den Garten jedes Jahr zu wundervoller Blüte entfachte.

Selbst die Kinder, die vorsichtig hinter Büschen suchten nahe an ihn heranzukommen ohne gesehen zu werden, waren ihm vertraut. Gewohnt den Umgang mit Tieren wusste er, sie müssten sich ihm von selbst nähern, denn ein Schritt in die Richtung der Kinder hätte sie für alle Zeiten verscheucht.

Solcher Weise bemüht, die Kinder glauben zu lassen, er sähe sie nicht, genoss er deren Nähe, wohl auch in der Hoffnung, sie würden sich eines Tages von ihm eine Geschichte erzählen lassen.

Monate gingen über das Land, Sommernächte wandelten sich in klirrende Wintertage, während Antonio seiner Arbeit nachging, Geschichten träumte, Geschichten erzählte und nicht zuletzt in seinen Geschichten lebte. Es waren sonderbare Erzählungen vom Meer, der Sehnsucht und Wäldern, deren zahlreichen Bewohner aus Antonios Phantasie erstanden waren.

Ein erster wärmender Frühlingsmorgen wurde Zeuge einer sonderbaren Begebenheit. Antonio, der gerade einem herbeigestreunten Hund die Geschichte eines Frosches erzählte, der sich verzaubert wähnte und daher glaubte ein besserer, ja mächtigerer Frosch als alle anderen Frösche zu sein, erhob sich hinter dem Haus lautes Kindergebrüll. Antonio stockte und sah ein wilde Horde von Kindern, hinter einem Mädchen nachlaufen, die Mühe hatte ihre Verfolger abzuschütteln. In dem ganzen Gebrüll konnte Antonio nicht verstehen, was der Grund für die wilde Hatz war. Was er aber spürte, ja wirklich körperlich spürte, war die panische Angst des kleinen Geschöpfes, welches hilfeheischend nach Antonio schielte.

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