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Peter Umlauft

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2004-01-30

Amo Trieste - I

Der Stein war nicht besonders groß. Obgleich seine Form deutlich auf die Bearbeitung mit Werkzeugen und Muskelkraft hinwies war im nichts Künstlerisches zu eigen. Nein, derartige Steine gibt es zuhauf und wenn er sich erinnerte, einst staunend vor den Pyramiden gestanden zu sein, so entsann er sich weit wuchtigerer beeindruckender Steinquader deren Entstehung bis zum Tage eines der großen Rätsel der Wissenschaft ist. Insgeheim korrigierte er sich. Nicht die Entstehung, vielmehr der Transport dieser tonnenschweren Handarbeiten werfen heute noch zahlreiche Fragen auf.
Der Stein, ihm zu Füßen gelegen beherrschte sein Denken in weit größerem Ausmaß, als er es sich hätte eingestehen wollen.
Fest eingebettet in der Kaimauer es alten Hafens konnte der Stein im Lauf der Zeit seine Form nur nach vier Richtungen behaupten. Just dort, wo er umgeben von eben-solchen Steinen den Einflüssen der Witterung, aber auch des menschlichen Schrittes nicht ausgesetzt war.
Gedanken, die so scheinbar zu nichts führen wie dieser Stein, wollte der Spaziergänger am Rande des Meeres nicht wahrhaben. Er beschleunigte seine Schritte und strebte der nächsten Bar zu, wo ihm ein Glas Wein, oder hierorts "Calice" genannt, ein wenig Erfrischung, aber noch mehr Erleichterung verschaffte. Wieder und wieder bestellte er ein Glas des schweren, erdigen Rotweines, der obgleich einer leichten Kühlung unter¬worfen, von unglaublichem Gehalt war. Der Blick des Mannes fiel auf die Berge deren reizvoller Kontrast zum Meer in seiner Kargheit "der Karst" genannt wird. Der Karst als Geburtsstätte der Bora, der Karst als erdig steiniger Nährboden eben dieses Weines. Aber auch der Karst, Schauplatz unendlicher, menschenverachtender Schlachten, deren Ausgang nicht im Sieg sein Denkmal, vielmehr in der unendlichen Trauer ihr Denkmal gefunden hatte.

Er wunderte sich des kargen Bodens, der nach all diesem Grauen auch noch in der Lage war einen durchaus bekömmlichen Weißwein zu gebären. "Un Calice bianco" hörte er sich sagen und spürte in demselben Atemzug den eisern anmutenden Geschmack von Blut auf seinem Gaumen. Verwundert diesen Rotwein getrunken zu haben, wandte er sich, das Weinglas in der Hand zum Meer. Fast wie Spielzeug in weiter Unendlichkeit lagen schwerfällig große Schiffe, weit draußen. An der Mole lag einer dieser skurrilen Schlepper die in ihrer übergroßen Kraft nur ganz langsam zu fahren in der Lage waren. Kinder übten sich im Fischen und wagten manchen schnel¬len Blick zu den Erwachsenen die mit sicherer Hand unter Zuhilfenahme der hauch¬dünnen Angelschnur, einen Fisch nach dem anderen in schnellem Griff vom Haken lösten und mit raschen Griff hinter sich warfen. Einige Male bäumte sich das gequälte Tier auf, bis nur mehr das Hecheln der Kiemen an das verlöschende Leben erinnerte. Es schien ein guter Tag für die zahlreichen Fischer zu sein. Immer mehr Fische lande¬ten auf der Kaimauer, vereinzelt packte einer dieser Jünger Petrus sein bescheidenes Fischerzeug ein, um nach Hause zu gehen. Der Geruch gebratenen Fisches setzte sich in der Nase jenes Mannes fest, der dort in offenen Türe einer Bar stand, in der es den "Calice" in "rosso" und "bianco" gab. Er sah die Männer in ruhigem Schritt in der morbiden Altstadt verschwinden. Sah Frauen in ihren Häusern die den Fang betrachte¬ten, sich die Hände an der Kleiderschürze abwischten, um die Fische zuzubereiten als hätten sie ihr Lebtag nie etwas anderes gemacht. Olivenöl, Salz, Mehl als nahezu ar¬chaische Hilfsmittel welche dem Fang aus dem Hafen seinen unverwechselbaren Geruch und Geschmack zu geben imstande waren. Gerne hätte er sich in einem dieser Häuser mit an den Tisch gesetzt, um dieser Köstlichkeiten habhaft zu werden. Er war noch zu kurz in der Stadt, hatte wohl mit Menschen gesprochen. Ja, hatte auch schon Menschen zum zweiten- und drittenmal getroffen. Die ersehnte Einladung je¬doch, war nicht erfolgt.

Er zahlte und machte sich auf den Weg in die Stadt, deren Straßen steil bergan führten. Sein verträumter Schritt führte in höher und höher, bis er am Tor einer Befestigung angelangt war. Lange stand er davor, schien den Bau des großen Portals zu bewundern, schien immer wieder in den Hof der Befestigung zu blicken und schien, alles in allem, großes architektonisches und kunsthistorisches Verständnis an dem Bauwerk zu haben. Ihm aber, war es nicht nach Kunstgeschichte, nach Architektur. Schon gar nicht interessierte er sich für das Portal, welches wie mit eisernen Zangen den Eingang um¬schloß. Immer und immer wieder suchte er den Fuß über die Schwelle zu setzen. Allein es schien ihm verwehrt, eine ungeahnt starke Macht blockierte seinen Fuß, sei¬nen Willen, seinen Blick. Die stählernen Zangen der im Portal eingearbeiteten überdi¬mensionalen Scharniere glichen den Zangen eines Krebses, der kein Hehl machte ihn alsgleich gierig zu verschlingen.

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