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Maria Modly

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2004-01-29

Arbeitslosigkeit in Österreich

Mit Österreich meine ich nicht nur Österreich als Kollektiv sondern ganz im speziellen Kärnten. Ich könnte ja schreiben: „Arbeitslosigkeit in Kärnten“, da ich Kärnten aber dann schlimmer reden würde wie es eh schon ist, gut schlechter geht nicht mehr was die Arbeitslosigkeit und Wirtschaft anbelangt aber egal. Der Direktor der HTL Villach, Mag. Dorner, sprach am Anfang der Jahre von: „Ihr braucht gar keine Bewerbungen schreiben, die Firmen schreiben euch an.“ Gut vielleicht vor 10 Jahren aber heute ist das längst nicht mehr so. Sogar bei der Maturaverleihung wurde dieses Thema in meinen Augen gut-geredet, jeder wusste das 85% der Absolventen studieren gehen würden also lies man das Thema Arbeitsmarkt links liegen. Wobei das Wort links fast zu gut dafür ist, sage ich jetzt einfach: man lies es rechts liegen.
Vor kurzem sah ich mir „Hohes Haus – Sondersitzung zum Thema Arbeitslosigkeit“ an. Ein kleiner ulkiger Mann, der FPÖ angehörig, trat mit einer ziemlich suspekten Meinung auf:

Er meinte, Österreich würde Kärnten missverstehen, das eigentliche wirtschaftlich schlechte und auch auf dem Gebiet Arbeitsmarkt schlechteste Bundesland wäre Wien.

Hahaha.

Er meinte das nur 2% von unseren Kärntner Jugendlichen ohne Arbeit da stünden würden. So einen ungeheuren Scheiß kann man nur von einer blauen Partei hören. So blau das sie fast schon lallt und äußerst schwer und dazu noch schief geht. So angestoßen, dass ein Herr Jörgi nach Spittal in die Volksschule kommt und kleine Bären austeilt unter den achtjährigen Kindern und sagt: „Euer Papi und eure Mami sollen nur mich wählen“ Das ist so stumpf lieber Jörg.

Kürzlich rief ich mit tiefen Widerwillen beim Bürgerbüro an weil über Kärnten Heute sehr dafür geworben hat falls man keine Arbeit hätte. Was war, mit tief blauer Hintergrundmusik wurde ich zigmal weitergeleitet und bekam am Ende nur eine Auskunft über eine Personalvermittlungsfirma die dich über ein Jahr in Evidenz halten könnte.

Schwach liebe Bundesregierung solche Aussagen zu treffen, schwach lieber Jörgi für die Lüge zu leben, es gäbe bei dir für jeden Arbeit.

Schwach, blau, voll zua.

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rudi glöckner, 2004-01-30, Nr. 969

ich sage:
wenn jemand ohne arbeit da steht ist er meiner meinung nach selbst schuld. einen beruf zu haben, gleich welchen birgt nicht das recht im selben auch einen job zu bekommen. bestes beispiel (weil ja immer allzuoft diskutiert und medial vermarktet) die "junglehrer".
jeder der angehenden studenten der pädak weiss seid langem (jahren) dass es wartelisten gibt, dass es unmittelbar nach abschluss des studiums keine jobgarantie gibt. trotzdem laufen viele wie die schafe in jenes institut, um später gegen alles mögliche zu demonstrieren.

papi ist arzt. ich werde es auch. bekommt man dann keinen turnusplatz, nennt man dies eine sauerei. der staat ist schuld. wo es doch so viele kranke gibt.

wie gesagt, der erlernte beruf birgt keinen anspruch auf arbeit.

arbeit gäbe es genug.

wenn karli sich die schönen möbel bei ikea kaufen will fährt er samstags früh morgens von villach los um in graz oder wien gleich der erste zu sein. wenns um einen job geht für den man sich örtlich verändern muss, dann fährt keiner. eh klar. schön ists zu haus an mamis herd und ein stempelgeld oder ein wenig notstsndshilfe dazu ist schon schön, mit dem geleasten cabrio in der 80 qm wohnung. für den "möbelkredit" reichts allemal und für die raten bei der quelle, den handyanbieter schon 5 x gewechselt, weil das bilderschicken ist so schön.

nur wenn ich morgen in münchen einen guten job bekommen würde (?), so weit geh ich nicht fort. und was soll ich da arbeiten? bin doch keine putze. hab ja was gelernt.

ich selbst habe in meinem leben immer arbeit bekommen wenn ich wollte. egal ob hier im schönen kärntnerland oder anderswo. entweder will ich arbeiten oder ich will nicht.

schön ists bei uns. einen zettel eingesteckt und ab zum lieben doktor. dort lassen wir uns dann krank schreiben damit die arbeitslose ein wenig verlängert wird und wenn wir uns mit der bierflasche den finger selbst ein wenig verbiegen.
zum bundesheer, nein da gehen wir nicht hin. scheiss auf den staat, was der da von mir verlangt, aber geben tut er nix; eh nur a bissl arbeitslose, notstand, sondernotstand, wohnbeihilfe, karenzgeld, kindergeld, familienbeihilfe.
nur ein jahr hackeln, a bissl ficken jo nit heiraten und schon gehts fräulein zenzi gut.

so schaut die wahrheit aus. und deswegen geht der sozialstaat den bach hinunter und eines lieben morgens werden diejenigen, welche wahrlich einer untertützung bedürfen, a nix mehr hoben. ätsch.

hot donn ana viel geld, weil er gearbeitet hat, weil er jeden job abgegenagen ist und es letztlich zu was gebracht hat, heisst es "kapitalistensau". warum gibst nix den armen, die es so nötig haben.

jo, da wären einige die der hilfe bedürfen. warum die nix kriegen?? warum wohl? ..... nachgedacht, .....nochmal nachgedacht? .......... na also!!!!!!!!!!

also liebe gsunde leut, wer arbeit sucht wird sie finden. es ist besser selbst vom ross zu steigen, als runter zu fallen.

viel spass beim reiten, euer rudi.

tipp an maria:
sich an politiker zu halten, na ja hast eh gesehen.... bürger arsch und das wissen wir eh alle. also wenn du an job suchst gehst halt amal putzen, oder tellerwaschen. wär das nix?? hab ich alles schon gemacht und hat mir nicht geschadet. emantipation, ein schlagwort einiger kärnölmitglieder. (ich war schon emanzipiert, da ham einige hier sich noch als cromosom an vatis linken hoden geklammert) also, schuhe anziehen, mäntelchen um, haube nit vergessen, kalt ist der wind auf der weiten welt und wenn du an job suchst wirst ihn finden. es ist so.
und wenn nicht glauben, KPÖ wählen, vielleicht wirds dann besser.

Erika, 2004-02-02, Nr. 972

wenn das so einfach wär, wie du es in deinem leserbrief schilderst würde ich dich als bürgermeister vorschlagen und wählen.

Schon mein großvater, meine mutter sprachen mit deiner zunge, weil sie selbst immer hart und viel und alles mögliche gearbeitet haben.
Nie ist es ihnen wirklich gut gegangen, nie haben sie ein zipferl vom glück erhaschen und erleben können, weil immer nur schwere arbeit, wenig freude, krankheiten, alkohol, familie, mangelnde bildung, schlechte ernährung, krieg, karger lohn und religion den alltag bestimmten.

So eine lösung kannst du doch nicht meinen???
Ich glaub, dass dein ansatz: selbst etwas zu
ändern, aktiv zu unterstützen, wenn not ist, ein teil zum eigenen wohlbefinden beitragen kann,
dass gesellschaftspolitisch walter schütz im kärnöl uns einiges zum diskutieren, überlegen und begreifen vermitteln könnte.
Ja, dafür plädiere ich: einen abend ohne parteipolitik aber sehr poli... im platzl oder an einem anderen ort.!!
Erika

Erika, 2004-02-02, Nr. 973

Ich war am sonntag bei einem begräbnisgottesdienst in einer katholischen kirche.
Mindestens fünf mal, hieß es da: durch meine schuld, durch meine schuld, durch meine übergroße schuld.....
Gibt`s denn da gar keinen kredit???
Wer weiß darüber bescheid?
Über zinsen und sparen,
über sollen und wollen und haben?
Und was fangst dann mit dem kärntner song:
won du nit bei mir bist...... am erdloch an??
Im ohr klingt`s:
durch meine schuld, durch meine schuld, durch meine übergroße schuld....
mit an wort:
selba schuld dass g`sturbn bist!!!
seba schuld, dass nix glernt hast,
selba schuld, dass kan freind host,
selba schuld, dass kronk bist
selba schuld, dass blind bist,
selba schuld, dass nit kochen kannst
selba schuld, dass schworze hoar host
selba schuld, dass ka orbeit host
selba schuld, dass vastopfung host
selba schuld, dass süchtig bist
selba schuld, dass auf dera wölt bist

und jetzt frog i di: warum bin i selba schuld, wenn i di hianagrippe kriag, wo i doch gor ka hendl essn tua?

auf deine antwort hoffend
Erika

mary, 2004-02-03, Nr. 975

Lieber Rudi

Du bist ein Mensch der sich täglich dreimal zu einem Thema äußert, jedes Mal mit einer anderen Einstellung dazu, kurz oder lang, einmal ist die Wurzel aus 36, 6 und einmal ist sie 3, so ungefähr ist es wenn man mit dir redet. Was aber nicht bedeuten sollte, dass du Müll redest, du sagst eben die Dinge wie man sie sich eigentlich selbst im Kopf vorstellt, ein anderer wie Stephan Jank, feilt an diesen Sätzen, gibt ihnen einen intellektuellen, beinahe philosophischen Hauch. Das macht dich aber auch vor anderen unsympatisch, der hat ja nur a große Goschn und bla, bla, bla, …. Die Gerüchteküche prodelt wieder.

All das interessiert mich aber nicht weil ich Menschen nicht wegen den gesellschaftlichen Merkmalen richte sondern der inneren Werte wegen. Auf politischer Ebene mische ich mich nicht ein, doch kitzelt es in meinen Handflächen wenn ich neben einem Jung-Nazi stehe.
Ich komm ein wenig vom Thema ab.
Rudi, ich kenn die Probleme der Leute, die nicht so wie ich alle 14 Tage ins Plaztl kommen können oder sich min. einmal im Monat einen guten Whiskey leisten können und zudem noch 3 Schachteln Marlboro rauchen. Doch muss ich dir sagen das ich zwar seit Mitte September Arbeitslos bin, doch bekomme ich kein Geld. Keine Notstandsbeihilfe oder wie das heißt, kein Arbeitslosengeld, nichts. Meine Eltern schieben mir das Geld nicht in den Arsch, könnten sie auch gar nicht, mein Vater hat mir noch nie freiwillige einen Groschen gegeben, nicht mal wenn ich dringend Geld gebraucht habe hat er mir es geliehen, das ist er. Meine Mutter muss sehen wie sie sich die Behandlungen zahlt um weiter so sein zu können wie sie momentan ist, da bleibt für mich sehr wenig. Nicht nur Geld sondern Zeit und Familie und das geht nicht nur seit heuer so.

Ich würde nicht gleich alle angreifen die nach außen hin gut leben, oft geht es ihnen nicht so gut wie es aussieht.
Wenn man sich 5 Jahre lang in eine Ausbildung kniet will man in folge etwas in dieser Branche arbeiten. Darauf hat man hingearbeitet um nicht die Sachen zu machen, die man nicht machen will.

Ich hatte bis jetzt sehr tolle Angebote bekommen, die aber dann wegen Firmenfinanzierung usw. sich doch nicht durchsetzten konnten. Ich habe mich zu dem entschlossen zu warten und dafür muss ich aber auch einen Preis zahlen der nicht gerade klein ist. Dies zu erklären ist zu schwer und geht eigentlich niemanden etwas an der mir nur hin und wieder über den Weg läuft und vor allem sollte man dies auch nicht im Internet präsentieren, von wegen: „mir geht es schlecht dabei!“.

Trotzdem geht es mir persönlich sehr gut, ich fand mich damit ab und hab gelernt mit dem umzugehen. Wenn es sich im nächsten Monat nicht machen lässt, das ich hier was bekomme werde ich eben gehen.
Dann werden wohl alle zufrieden sein.

Und keiner wird mich fragen, ob ich dabei was verlor, ob es mir gut geht oder sonstiges. Wir werde alle unsere Wege gehen und irgendwann werde ich im Platzl stehen und nicht mal die hälfte wird sich freuen.


Keine gute Antwort, was?
Ich werde dir das aber mal via Mail schreiben.

Walther Schütz, 2004-02-05, Nr. 978

Liebe Maria, liebe - hoffentlich zahlreiche - Mitlesende!

Anbei 2 Tipps:

1) Einladung zum 1. bundesweites Treffen zur
ArbeitslosenSELBSTvertretung

Do, 19.2.04, 10-17 Uhr in Linz, Volksgartenstraße 40 in der Arbeiterkammer (5 Minuten vom Bahnhof)

Mit dem Treffen soll ein erster Schritt gesetzt werden, um zur SELBST-Vertretung der Erwerbslosen zu kommen: Lokale Gruppen und Engagierte sollen sich kennen lernen, Ideen zu gemeinsamen Zielen austauschen, Pläne entwickeln, was gemeinsam, bundesweit zu tun ist, was Sinn macht, was stärkt und hilft.
Betroffenen können Fahrtkosten per Bahn refundiert werden!

Kontakt: Eugen Bierling-Wagner, c/o DIE ARMUTSKONFERENZ, Tel: 01-402 69 44-12, Fax: 01-402 69 44-19, Hdy: +43-699-108 014 23, office@armutskonferenz.at, Radetzkystr. 27/2/14a, 1030 Wien, Austria, www.armutskonferenz.at

------------
2) Vorankündigung der Veranstaltung

Sozial- statt Notstandshilfe = Pest statt Cholera (Arbeitstitel)

im Europahaus Klagenfurt am Mittwoch, 25. Februar 2004, 19.00 Uhr

Referent: Nikolaus Dimmel (Universität Salzburg)

Statements
- für die Sozial- und Fraueninitiativen / Kärntner Armutsnetzwerk Gerlinde Grohotolsky
- für die Katholische Frauenbewegung Ilona Geitner
- für die evangelische Kirche in Vertretung des Superintendenten Altsuperintendent Joachim Rathke
- für die Gewerkschaft der Privatangestellten Jutta Brandhuber
Diskussion mit Publikum
Moderation: Renate Pfeiffer

Eine gemeinsame Veranstaltung von Kärntner Netzwerk gegen Armut und Ausgrenzung, Bündnis für Eine Welt/ÖIE, Gewerkschaft der Privatangestellten - GPA, Frauenberatung Belladonna, Evangelischer Superintendentur, Grüner Bildungswerkstatt und Klagenfurter Grünen, Katholischer Frauenbewegung, Frauenberatungsstelle Villach

Mag. Gerhard Kohlmaier, 2004-02-13, Nr. 996

Die Arbeitslosigkeit

ist in Österreich ein Massenschicksal! Im Dezember des Vorjahres waren 331.483 Menschen auf Arbeitssuche. Rein zahlenmäßig betrachtet war damit ein Bevölkerungsanteil von der Größe des Burgenlandes arbeitslos. Wirtschaftsexperten rechnen für heuer mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 295.000 Menschen pro Monat- das sind 7,4 Prozent der unselbstständig Beschäftigten. Nach den Kriterien der EU, die eine andere Berechnungsmethode verwendet, sind das 4,5 Prozent und damit gehören wir noch zu den weniger unglücklich betroffenen Mitgliedsländern.
Doch das Unglück ist auch so schon zu groß! Neben den Arbeitslosen werden auch ihre Familienmitglieder von den finanziellen Einbußen getroffen- daher steigt die Armut an. Außerdem sinkt tendenziell die Anzahl der Vollzeitstellen und die Zahl der Teilzeitbeschäftigten steigt. Immer mehr Menschen haben nicht genug Arbeit!

Die Vertreter des Neoliberalismus haben dafür eine Lösung: die Arbeitslosen brauchen einen Anreiz um einer Beschäftigung nachzugehen. Deshalb sollen die Zuwendungen gekürzt und die Kriterien für das Arbeitslosengeld verschärft werden.
Doch von diesem Geld, zirka 700 Euro pro Monat, kann niemand menschenwürdig leben und die Notstandshilfe (zirka 550 Euro) sowie die Sozialhilfe (zwischen 382 und 496 Euro) sind noch geringer. Der Staat Österreich zahlt mit rund 55 Prozent vom Nettoeinkommen die zweitniedrigste Arbeitslosenunterstützung in der EU. Wer unter solchen Umständen noch „pfuschen“ kann, der sichert damit nur sein finanzielles Überleben.
Die wesentlichen Ursachen für die Arbeitslosigkeit sind:

1) Eine moderne Volkswirtschaft braucht ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von rund 2,5 Prozent pro Jahr um die durch Produktivitätssteigerungen wegfallenden Arbeitsplätze zu ersetzten. Geringere Wachstumsraten verursachen bereits Arbeitslosigkeit.
2) Durch die politisch festgelegten vertraglichen Bedingungen von Deregulierung und Liberalisierung (die so genannte Globalisierung) wird der größte Teil des frei verfügbaren Kapitals nicht investiert, sondern für Finanzspekulationen verwendet. Dem möglichst hohen Gewinn wird volkswirtschaftlich gesehen die Schaffung von Arbeitsplätzen untergeordnet.
3) Der rasche Wandel im nationalen und internationalen Wirtschaftsleben erfordert einen hohen Stand der Bildung sowie der beruflichen Ausbildung und Weiterbildung um die Verwendung der persönlichen Arbeitskraft zu sichern. Es wird zu wenig in Bildung und Ausbildung investiert und daher gibt es den hohen Anteil von gering qualifizierten Arbeitslosen.

Aus diesen Gründen ist der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit eine langfristige Aufgabe. Wenn rund zwölf Bewerber auf eine freie Stelle kommen, sind individuelle kurzfristige Anstrengungen der arbeitslosen Menschen nicht viel mehr als eine Beruhigungstherapie- wie zum Beispiel Kurse für optimale Bewerberbungsgespräche.
Allerdings sind sehr wohl gesellschaftliche Sofortmaßnahmen erforderlich. Zuallererst muss den Arbeitslosen ein menschenwürdiges materielles Überleben gesichert werden. Die finanziellen Zuwendungen dürfen nicht nur nicht gekürzt werden, sie müssen auf ein Niveau angehoben werden, das die Verarmung hintanhält. Ein Grundeinkommen für alle BürgerInnen unabhängig vom Erwerbleben ist eine mögliche Variante. Das gebietet nicht nur eine humane Moral, sondern auch die volkswirtschaftliche Vernunft. Denn die unteren Einkommensschichten müssen den größten Teil ihres Geldes für den täglichen Konsum des Lebensnotwendigen ausgeben und stärken damit die Konjunktur: Der Arbeitslose, der genug Geld für den täglich notwendigen Konsum hat, hilft dadurch mit die bestehenden Arbeitsplätze zu sichern!

Umgekehrt bedeutet die Schaffung eines Niedriglohnsektors neben dem persönlichem Armutsrisiko die Schmälerung der Konjunkturbasis. Auch deshalb hat die Arbeitslosigkeit zugenommen, obwohl der durchschnittliche Reallohn pro Beschäftigten im Jahr 2000 niedriger war als im Jahr 2002.
Einer volkswirtschaftlich vernünftigen Arbeitsmarktpolitik steht wieder einmal die Finanznot des Staates entgegen. Im drittreichsten Land der EU fehlen die notwendigen Mittel um die Arbeitslosigkeit erfolgreich zu bekämpfen.
Auch deshalb brauchen wir eine Änderung des Steuersystems. Erstens muss der Staat mehr Geld für den Lebensunterhalt der Arbeitslosen bereitstellen können.
Zweitens muss eine neue Struktur der Steuern die Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen begünstigen.
Im EU-weiten Vergleich sind Lohnnebenkosten und Besteuerung der Lohnsumme zu hoch. Vor allem für Klein- und Mittelbetriebe sind Arbeitsplätze schnell zu teuer. Um deren Kosten zu senken ist die Einführung der Wertschöpfungsabgabe erforderlich. Indem diese alle betriebswirtschaftlichen Kennziffern in die Berechnung der Steuerleistung einbezieht, ergeben sich daraus folgende Vorteile:
1) Die Schaffung von Arbeitsplätzen wird steuerlich begünstigt und nicht mehr deren Streichung.
2) Im Gegenzug zur Einführung der Wertschöpfungsabgabe können die Lohnnebenkosten und die Lohnsummensteuer sinken.
3) Wenn die Wertschöpfungsabgabe nach einer Erprobungsphase als progressive Gewinnsteuer ausgestaltet wird, erhält der Staat mehr Mittel zur Erfüllung seiner notwendigen Aufgaben.
In Bezug auf eine erfolgreiche Arbeitsmarktpolitik bedeutet das vor allem mehr Steuergeld für Investitionen wie zum Beispiel in Bildung, lebensbegleitende Weiterbildung und Infrastruktur.
Das Wohlstandsniveau (und damit die Arbeitsplätze) in Österreich kann nur gehalten und ausgebaut werden, wenn in einer zunehmend vernetzten Welt die Produktion von hochwertigen Gütern und Dienstleistungen vorangetrieben wird. Bildung wird damit zu einem wichtigen Faktor der Produktion und der Sicherheit des Arbeitsplatzes.
In unserem Land herrscht kein Mangel an Arbeit- es mangelt nur an Möglichkeiten zu bezahlter Arbeit. Im Ausbau des öffentlichen Verkehrs, im Ausbau einer ökologisch sinnvollen Energieverwendung und in der Betreuung älterer Mitmenschen können viele Arbeitsplätze geschaffen werden. In der Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Infrastruktur des Landes hat der Staat eine große Aufgabe, die volkswirtschaftlich vernünftig ist (nicht bürokratisch), indem dadurch auch ein weiterer Aufschwung der privaten Wirtschaft gefördert wird. Und dabei werden auch noch Arbeitsplätze geschaffen.
Österreich ist ein wirtschaftlicher Nutznießer der EU-Osterweiterung. Doch der Gewinn bleibt zu wenigen vorbehalten. Auch deshalb brauchen wir eine Umverteilung des volkswirtschaftlich produzierten Reichtums.
Österreich hat die niedrigste reale Unternehmensbesteuerung (17,8 Prozent) aller EU-15 Länder!
Wir haben allen Grund das Steuersystem so zu ändern, dass der Staat auch die Mittel hat die Arbeitslosigkeit langfristig abzubauen und den Arbeitslosen eine menschenwürdige Existenz zu ermöglichen.
Wenn die Politiker nicht endlich in diesem Sinn handeln, müssen sie durch eine Volksabstimmung dazu gebracht werden.


www.steuerini.at

F.d.I.v.: Steuerinitiative im ÖGB, Hans und Gerhard Kohlmaier, 1220 Wien, Doeltergasse 5/4/7, Februar 2004

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