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Gösta Maier

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2004-01-27

FRAGMENTE IV

Der Brotherr

Nachdem ich mich erhoben hatte , hörte ich Anams Stimme. Er sagte:

"Es gibt Menschen, die dürfen alles tun und werden immer tun was sie wollen. Es gibt Menschen, die dürfen nichts tun und werden immer die Gesetze achten."

."Ach, Anam, dachte ich, ich bin kein verlorenes Schaf! Nun werde ich zu Esti gehen und sie wird gut zu mir sein. Dazu braucht man keine Pistole und keinen scharfen Geist. Nur leben muß man. Die Lebenden sind gut, nicht die Toten. Die Toten haben eine Art unbrauchbare Güte."

Manche unter uns, unter den Toten, sind Engel. Wie Esti etwa. Aber sie ist nicht im Himmel, weil auch Engel werden auf der Erde geboren und sie werden in Versuchung geführt, bis sich der Himmel ihnen öffnet. Eine einzige große Versuchung ist das Leben.

Von meinem habe ich über dreißig Jahre schon verbraucht. Bis es mich dahin, zu Esti führte, war das so: Ich habe einmal einen Propheten gekannt, der hieß Anam. Dieser hat alles von mir gewußt. Wir machten uns im Gefängnis bekannt. Ich kam in seine Zelle und er sagte:

„Da bist du also, Stefan Krowitsch."

Gerne hätte ich geantwortet: "Ich bin es". Aber das kam mir irgendwie komisch vor, darum schwieg ich. - Nein, jetzt fällt mir ein, das war kein Gefängnis, das war die Anstalt vom Professor Duvriel. Ich ging hinaus durch das Tor und hoch oben färbte die Sonne eine graue, kahle Betonmauer strahlend gelb. So ein schönes Gelb hat kein Mensch noch gesehen. Ich bin der einzige. Wissen Sie, es hat mich geblendet.
Ich kam aus der Welt des Grauens, und sollte nun wieder unter Menschen sein. Das war schwer. Sehr schwer. Seit ich denken kann, hatte ich mich vor nichts so sehr gefürchtet wie vor Menschen. Ich erzähle jetzt von mir:

Die allgemeine Welt der mittleren Menschen war oder ist nämlich nicht ganz die meine. Damals - man muß sich das so vorstellen:, die erste Szene im zweiten Leben! Damals hätte ich ihnen natürlich gerne das einzige Schöne auf der Welt, ihren strahlend gelben Fleck, weggenommen. Doch ich sagte mir: Du bist kein Dieb jetzt! Jetzt nicht! Ein Dieb sieht Rosenblüten, und danach seine blutigen Hände.

Da nahm ich also die Kreide aus der Tasche, mahnte mich zur Besonnenheit und zog einen Strich ganz knapp vor der Betonmauer. Damit konnten sie den gelben Fleck noch behalten und genau sehen, wo ich hingehöre. Draußen gehöre ich hin. So habe ich Unfreundlichkeiten vorgebeugt und war nicht habgierig, und keiner kann sagen:

" Sie, wir wissen nicht, wo Sie hingehören!"

Ich werde auf den Strich verweisen und antworten: "Bitte, hier ist die genaue Grenze". Ich werde mich niederhocken und mit dem Zeigefinger den langen Strich entlang fahren, bis zum letzten Krümel Kreide.

"Ach ja", werden sie sagen, "Gottseidank! Sie gehören nicht in unsere Welt."

Doch ich werde nicht beleidigt, sondern sehr stolz sein. Nicht sie haben mich aus ihrer Welt ausgestoßen. Ich habe ich sie aus meiner ausgeschlossen!

Meine Welt ist nämlich die Welt der Metzen, die Welt der Brotherrn und der feinen Damen und die Welt der jungen Gauner, die ich nicht mag. Die Welt unter der Welt. Ich bin ein wenig verbittert, weil ich diese Menschen trotzdem lieb habe und auch, weil ich nicht schön bin. Jetzt muß ich sagen, ich bin in Schwierigkeiten. Denn ich gehöre zu den Menschen, die sich selbst zusehen können und das erzeugt Mißtrauen gegen sich selbst. Doch man muß über Zweifel erhaben sein. Ich gehöre eben da hin, wo Cveth lebt und der Gallmond mich gezüchtigt hat. Obwohl ich in der Perle des Lebens, in Konstantinopel geboren wurde.

Die Sache mit der Kreide machte mich zufrieden. Sie müssen sich vorstellen, die Teilung hat in Paris stattgefunden, einer Weltstadt! Ich habe ja nie an Paris geglaubt, wie ein paar Millionen dieser Imbécile. Darum ging ich gleich zu der angegebenen Adresse. Monsieur Duvriel hatte sie mir gegeben und gesagt :

"Dort braucht man einen tüchtigen , stillen Arbeiter, das ist ein guter Platz für dich -"

und kühl mahnend hinzugefügt: "Arbeit ist Brot !" Das Wichtigste, die Mühsal war seinem Psychiaterblick verborgen.

So ging ich also geradewegs hin. Unterwegs traf ich Anam. Das ist der Prophet. Wir sind befreundet, er ist gut zu mir. Die Menschen haben ihn genau so wenig gerne wie mich. Wahrscheinlich weil er ein - nicht direkt, scheinbar, ein Phantast ist, und dem irdischen zu sehr entrückt. Die Leute wollen sich keine weite bunte Welt der Gedanken bauen und haften nur am ihres Erachtens Allerwirklichsten. Die Leute spucken Anam an. Dann denken wir an den Christus, aber trotzdem könnten wir fast weinen. Anam fragte :

"Gehst du dorthin?"

Ich sagte:

" Du triffst mich eben auf dem Heimweg."

Er freute sich und erwiderte versonnen:

" Man läuft sehr leicht von zuhause fort -"

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