2004-02-10
Der Hausmeister
Ein Bericht aus dem Altenwohnheim von Franziska Schautzer im Juli 2003
Als ich hier ankam war ich sehr verwirrt.
Alles war so groß, so sauber, nirgends lag ein Stäubchen. Es war kein Schmutz zu sehen.
Etwas aber ist mir gleich aufgefallen: Aha, das muss der Hausmeister sein!’
Doch weit gefehlt, musste ich bald feststellen.
Aber wer kann das sein?
Ich dachte scharf nach- umsonst!
Ich musste lange warten bis ich darauf kam wer das war.
Vielleicht ein Stummerl, weil er nur schaut und nichts sagt? Doch weit gefehlt!
Ich musste noch immer sehr lange darauf warten, bis ich des Rätsels Lösung fand.
Es hat mich einfach weiter interessiert wer dieser Mensch wohl sein könnte.
Dass er ein Alzheimerkranker ist das ist gewiss. Er hat alle Anzeichen die dafür sprechen.
Während alle anderen Menschen die hier im Heim logieren, morgens früh und noch schlafen ist er schon unterwegs. Er weiß noch nicht, dass er hier nicht zuhause ist, nur dass er fort muss, das weiß er. Eine Pflegeperson muss ihn jeden Tag suchen bis sie ihn gefunden hat. Er muss gesucht werden bis er wieder da ist. Manchmal muß sogar die Exekutive eingesetzt werden.
Freiwillig kommt er selten zurück. Kaum wird er gesichtet ist er schon wieder verschwunden.
Andererseits kann man ihn im Park, nahe beim Teich oft erspähen. Er achtet, dass den dort im Teich blühenden weißen Seerosen niemand zu nahe kommt oder es wagt sie auszureißen. Wenn es aber jemand wagen sollte, wird er schwer bestraft.
Rund ums Haus wurden viele Parkbänke die zum Ausruhen einladen aufgestellt.
Doch der Alzheimerpatient denkt gar nie daran diese zum Ausruhen zu benutzen.
Er ist immer unterwegs und hat keine Ruhe in den Füssen.
Er bemerkt jede Veränderung sofort.
Vor dem Frühstück rennt er schon ums Haus und schaut ob alles auf seinen Platz ist.
Vorige Woche hat er den von mir aufgestellten Sonnenschirm zertrümmert.
Gestern hat er meinen Blumentopf entfernt.
Ich frag mich, was er als nächstes anstellen wird.
Meiner Beobachtung nach muss es doch der Hausmeister sein, der seinen Dienst peinlichst genau ausführt.
Mit einem schrillen Pfiff weckt er jeden Morgen das ganze Haus auf.
Nun wissen alle Pfleglinge, dass es Zeit zum Aufstehen ist und auch das Frühstück auf sie wartet.
Aus allen Zimmern strömen die hungrigen Pfleglinge in den Speisesaal, wo das lieblich zubereitete üppige Mahl auf sie wartet.
Schweigend muss das Frühstück eingenommen werden.
Danach muss sich der Hausmeister weiteren Verpflichtungen zuwenden.