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Walther Schütz

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2003-12-15

Vollkaskomentalität?

Eine erste Annäherung

Am 8. Dezember 2003 stellte Martin Müller im Leserbrief 811 zwei Fragen. Die eine, der ich mich heute annähern möchte, lautete: "Wie beurteilen Sie das Problem der Vollkaskomentalität im Sozialstaat?"

Ehrlich gesagt, so recht weiß ich nicht, was ich mit dem Begriff Vollkaskomentalität anfangen soll. Zunächst – als in Fragen Auto und drum herum äußerst uninformierter – scheint es mir, dass ja die Vollkaskoversicherung alle Schäden abdeckt, aber man ja auch entsprechend dafür blecht. Irgendwie sehe ich da kein Problem.

Aber so wird der Begriff nicht gemeint sein. Eher wird wohl so was wie „Schmarotzertum“ gemeint sein. Vielleicht kann mir da jemand mehr Klarheit verschaffen. Aber ich versuch’s vorab mal mit ein paar Gedanken:

  1. Eine Handvoll von Konzernen setzt zunehmend die Verbreitung von gentechnisch verändertem Saatgut durch. Niemand weiß, wie dieser globale „Freiluftversuch“ ausgehen wird, klar ist nur eines: Die Gewinne werden bei Monsanto und Co. verbleiben, allfällige Verluste etwa durch Gesundheitsschäden ... werden sozialisiert. Ein Fall von Vollkaskomentalität?
  2. Obwohl es nun ja wirklich jedeR weiß, dass der durch den CO2-Ausstoß verursachte zusätzliche Treibhauseffekt uns und unseren Kindern zunehmend „die Hölle heiß machen wird“ (wobei das „uns“ verharmlosend ist, denn die Zeche werden überproportional die Ärmeren auf dem Globus zahlen), wird munter am Deppenkarusell rund um das Automobil weitergedreht: Zwar werden die einzelnen Motoren immer effizienter, aber in Summe wird mit immer mehr Autos mit immer stärkeren Motoren bei immer weiteren Fahrten immer mehr Treibstoff verbraucht. HauptbetreiberInnen sind ein „staatsmonopolistischer Komplex“ aus Automobilindustrie, Erdölmultis, Baufirmen, Straßenbetreibergesellschaften, staatlicher Politik .... Die Zeche werden sicher nicht diese Akteure zahlen. Ein Fall von Vollkaskomentalität?
  3. Jahr für Jahr steigt die Produktivität in der Wirtschaft. Geschaffen wir dieser potentielle Wohlstand zum allergrößten Teil von den Lohnabhängigen. Kommen wir nun deswegen mit weniger Arbeit aus? Wird es dadurch am Arbeitsplatz gemütlicher? Nein, denn durch die Aneignung des Mehrwerts durch „das Kapital“ wird aus dem potentielle Wohlstand real eine Schlechterstellung: Arbeitslosigkeit, erhöhter Konkurrenzdruck, ... wir alle spüren das ja irgendwie am eigenen Leib. Wer ist GewinnerIn? Ist das ein Fall von Vollkaskomentalität?
  4. Die Konzerne dieser Welt nutzen die Infrastruktur, die ausgebildeten Arbeitskräfte, usw. an den jeweiligen Standorten kräftig aus. Gleichzeitig zahlen sie kaum Steuern bzw. wenn diese noch anfallen, erpressen sie die jeweilige Regierung mit dem Argument, dass man abwandern werde. Genau dieser Verlust an Steuereinnahmen ist es aber, der an den jeweiligen „Standorten“ eine Spirale aus Budgetkonsolidierungen, Einschränkungen im Gesundheits- und Bildungsbereich, ... in Gang setzt. Die Gesellschaften werden immer mehr gespalten, ihr Zusammenhang geht verloren, sie „verwildern“. Dass damit auch die Voraussetzungen für das Wirtschaften der Konzerne untergraben wird, ist auch einer der Effekte. Aber so lange es wo anders noch Regionen gibt, die sich willig zu Verfügung stellen, trifft’s die Profiteure ja kaum. Ein Fall von Vollkaskomentalität?

Die Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen. Eine Ergänzung möchte ich an dem oben gesagten jedoch anbringen. Der Begriff „Vollkaskomentalität“ scheint auf der Ebene der moralischen Bewertung anzusetzen. Meine 4 obigen Beispiele tun dies auch. Auf Moral wird mit Moral geantwortet. Dies kann ich zwar als Technik der Hinterfragung vor mir vertreten. Dennoch muss klar gestellt werden: Was mit den oben genannten Beispiel aufgezeigt wird, ist nicht das moralische Vergehen des einzelnen Managers / der einzelnen Managerin, ist nicht die Schweinerei des Konzerns xy. Sondern das sind die Gesetze eines in sich irrationalen Systems! So weiß ja jeder, dass wenn die einzelnen Automobilhersteller ihren Wahnsinn nicht weiter betrieben, wir nicht einfach weniger arbeiten müssten (es uns also besser ginge!!!), sondern wir Arbeitslos würden. Das ist der Fluch des Waren produzierenden Systems, das ich im Beitrag Fetischismus 1 „Nachhaltige Abhängigkeit garantiert“ zu skizzieren versucht habe.

Würde mich freuen, wenn ich Genaueres zum Begriff der Vollkaskomentalität hören würde, um mich der Frage vertieft widmen zu können.

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tine, 2003-12-15, Nr. 842

Unter Vollkaskomentalität sehe ich die Auffassung der Bürger bzgl.
der Sozialleistungen als Selbstverständlichkeit und der dementsprechend
sorglose – evtl. missbräuchliche Umgang damit.

Das könnte z.B. sein:

Fingierte Unternehmenskonkurse

Schwarzarbeit bei Arbeitslosengeldbezug

Falschanmeldung von Hauptwohnsitzen um Pendlerpauschale einerseits
und Mietbeihilfe andererseits zu erschleichen

9-jähriges Beziehen von Arbeitsloser/ Notstandsgeld bei 100%iger Erwerbs-
fähigkeit während dem AMS vorgegaukelt wird daß die vermittelten Stellen
schon besetzt/ nicht zumutbar wären

In D wird bereits länger eine Diskussion über die Vollkaskomentalität geführt,
siehe http://www.pharmazeutische-zeitung.de/pza/1999-45/pol1.htm
Auch bei uns ist es ja so daß die Kosten eines Arztbesuches für den einzelnen
nicht unbedingt ersichtlich sind (von der Krankenscheingebühr abgesehen).

Der Begriff „wohlerworbenes Recht“ wie er letzterzeits in verschiedenen
polit. diskussionen im typischen Sozialstaaat Österreich vorkam

Jene die Autobatterien nächtens zur Müllinsel schleppen und dann abhauen

-- Kurzum alles wo sich der Einzelne sagt „Wird schon irgendwer pecken, des geht schon irgendwie.“ (Die ersten vier Bsp. sind Tatsache). Bei der Ich-AG versucht eben auch der Einzelne seine „Gewinne“ zu maximieren.

Auch die von Ihnen genannten Beispiele treffen zu, auf einen anderen Ebene
freilich – bei Ihnen sind es die Konzerne, die – zweifelsohne – ebenfalls sorgloses
Handeln an den Tag legen, während ich dies auch beim Einzelnen finde.

Da sich nun weitwirkende Verhaltensweisen weniger Konzerne und im einzelnen
wenig auswirkungsreiche Verhaltensweisen, die dafür aber von Vielen ausgeübt
werden (auch Kleinvieh macht Mist), gegenüberstehen – würde ich sagen daß
sich beide Sichtweisen gleichermaßen schlecht auf den Sozialstaat bzw.
Umwelt auswirken. Neoliberalismus als Selbstschutz des Sozialstaates?

Ich hoffe ich konnte einen verständlichen Umriß meiner Auffassung von diesem
Begriff schaffen.

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