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Alfred Burian

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2003-10-28

Der Schweinehirte und seine Schafe

Ich kannte einmal einen Schweinehirten. Einen Schweinehirte der Schafe hütete. Ich kannte ihn gut und auch schon lange. Er war mir sogar schon zu der Zeit als er ein Schweinehirte im eigentlichen Sinne des Wortes war, also auf Schweine aufpasste, bekannt. Und eins kann ich mit Bestimmtheit sagen: Seit dem Tag an dem ich ihn das erste Mal sah, hat er sich nicht wesentlich verändert. Vielleicht hier und da ein neuer Haarschnitt, eine andere Lieblingsfußballmanschaft, aber nichts wirklich gravierendes.

Ich meine das jetzt nicht abwertend oder gar im negativen Sinn, nein, ganz im Gegenteil. Er war ein netter Kerl. Ein netter Schweinehirte. Aufrichtig und geradlinig, Einfach, aber das Herz am rechten Fleck.

Wenn ich genauer nachdenke habe ich ihn richtig lieb gewonnen, mit der Zeit. Er war einiges älter als ich und ich habe immer ein wenig zu ihm aufgeschaut, trotz meiner viel besseren sozialen Stellung, wenn ich das mal so offen und gerade heraus sagen darf. Er hatte etwas, was nicht viele Leute haben.

Und obwohl, oder trotzdem er so ein feiner Kerl war, hatte er es weiß Gott nicht einfach in seinem Leben. Schon sein Beruf war eine wahrhaft harte Sache. Er war verantwortlich für all die Schafe im Dorf. Trieb sie jeden morgen von einem Bauernhof nach dem anderen zusammen und dann auf saftige Wiesen bergaufwärts. Er hat den Bauern im Dorf viel Arbeit abgenommen und das für einen kargen Lohn. Und sie haben ihm das wirklich nicht gedankt. Haben ihn verantwortlich gemacht, wenn einmal ein Schaf abhanden gekommen ist und haben es ihm vom Lohn abgezogen. Aber das ist ohnehin nicht oft vorgekommen, weil er war ein guter Schafhirte, der Schweinehirte. Und einen braven Hund hatte er auch.

Diese Arbeit hat er bis ins hohe Alter gemacht und er war bis zum Schluss, bis zum letzten Tag verlässlich. Manchmal weiß man gar nicht, was man an jemandem hat, bis man ihn verliert, sagt man bei uns im Dorf. So ist es auch den Bauern gegangen. Nach dem Tod des Schweinehirtens mussten sie nämlich einen echten Schafhirten einstellen. Einen Professionellen, einen nicht aus dem Dorf. Der ist erstens sauteuer (was für ein Wortspiel) und besteht zweitens auf eine 40-Stundenwoche. Seit dem müssen die Bauern jeden Samstag und Sonntag ihre Schafe selber auf die Weiden und Almen treiben. Wenn sie dann Sonntag in der Früh, statt noch im warmen Bett zu liegen, zeitig aufstehen und bei nebligem, unwirtlichem Wetter die Schafe zusammentreiben müssen, dann, ja dann erst wissen sie ,was sie am alten Schweinehirten für einen von Grund auf ordentlichen Menschen und guten Schafhirten gehabt haben.

Die Frage, die sich nun aber unweigerlich stellt lautet: Warum hat der Schweinehirte angefangen Schafe zu hüten. Er war nämlich ausgebildeter Schweinehirte. Hat sich auch auf diesen Beruf vorzüglich verstanden. Aber vielleicht hat er, als er gerade eine Arbeit suchte, als Schafhirte eine fixe Anstellung bekommen und ist dann bei dieser geblieben. Oder es hat mit der Industrialisierung der Schweinezucht zu tun. Es werden die Scheine heutzutage fast ausschließlich in Massentierhaltung aufgezogen. Worüber wir alle froh sind, weil es ist ja am Besten so. Aber der Schweinehirte hat dann doch ganz gern eine persönliche Beziehung zu den Tieren aufgebaut und da war er in der Massentierhaltung wahrscheinlich ein bisschen überfordert.

Mich hat diese ganze Thematik schon länger beschäftigt und deswegen habe ich mich einmal mit dem Schweinehirten darüber unterhalten. Ich kann mich noch genau daran erinnern, was er mir auf meine Frage geantwortet hat. Mit der Massentierhaltung, da habe ich schon recht, hat er gesagt, aber das ganze habe auch was mit den Menschen zu tun. Oder vielmehr mit dem Bild des Schweinehirten in den Köpfen der Menschen. Die Leute stellen sich einen Schweinehirten vor und denken daran, dass er mit den Schweinen in den Wald zu einen Schlammloch geht und sich dort neben Schweinen in den Dreck legt. Der Schmutz der Schweine färbt also irgendwie auch auf den Schweinehirten ab. Dabei tut man den Schwein Unrecht. Sie suhlen sich nur im Schlamm um ihr Ungeziefer loszuwerden, das andere Tiere, zum Beispiel Schafe, in ihrem dicken Fell ein Leben lang mit sich herum tragen. Ein Schafhirten hingen führt, in der Vorstellung der Leute, mit seinem Stab ,den sogar die Bischöfe als Symbol übernommen haben, seinen Schafen auf eine frische, bunte Blumenwiese,. Schon rein religiös ist die Bedeutung des Schafhirtens, im Vergleich zu der des Schweinehirtens, enorm. Schließlich waren es ja Schafhirten, die das kleine Jesukindlein im Stall besuchen durften. So hat der Schweinehirte mir das erklärt. Und irgendwie, finde ich, hat er Recht. Oder habt ihr schon mal was von Schweinen neben Josef und Maria gehört? Nein!! Es heißt nicht einmal: „ Und die röhlichen Schweine grunzten draußen“. Sie werden ganz ignoriert. So wurde der Schweinehirte praktisch durch den Katholizismus zum Dasein als Schafhirte gezwungen.

Schon komisch, dass der Schweinehirte bis zum Schluss immer der Schweinhirte geblieben ist, obwohl er rein theoretisch Schafhirte war, oder umgekehrt, schon komisch, dass der Schweinehirte immer Schweinehirte geblieben ist obwohl er nur mehr theoretisch Schweinehirte war.

Im Prinzip ist es ja egal, warum es so gekommen ist, wie es gekommen ist, aber er hatte nun mal diesen Status im Dorf. All die Jahre lang und bis zum Schluss. Ich kann mich noch erinnern, als er sich eine schwere Lungenentzündung eingefangen hatte und die Kinder im Dorf sich zuriefen: „Der Schweinehirte liegt im Sterben!“. Und als es dann wirklich so weit war, riefen sie nur: "Der Schweinehirte ist tot."

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