2003-05-20
Karin Peuker zur Eröffnung von 'handicaped people'
Den Herrn Bürgermeister grüßt man/frau freundlich: "Grüß Gott Herr Bürgermeister". Vor dem Herrn Pfarrer nickt man/frau artig.
Die sogenannten honorigen Vertreter der Gesellschaft wollen auch honorig gegrüßt werden:
"Guten Tag Herr Doktor"
"Frau Hofrat, meine Verehrung"
"Herr Professor, wie ist das werte Befinden?"
Und wie grüßt man z. B. den Punk? Etwa mit "Hey Punky, eh, echt cool". Nein, man gafft ihn/sie neugierig an, wie ein Wesen von einem anderen Stern.
Den/die SandlerIn gafft man nicht einmal mehr an, man wendet den Blick ab, versucht irgendwie vorbeizukommen. Das Mütterl mit Kopftuch und zittrigem Schritt überholt man mit geschäftiger Sohle; nur keine Verzögerung. Kindern auf Skateboards oder Rollerblades entflieht man/frau mit einem gezielten Sidestepp und hat höchstens ein Schimpfwort für sie übrig. Der jungen Frau mit dem Kinderwagen weicht man/frau aus, als ob sie eine mistgefüllte, stinkende Scheibtruhe vor sich herschieben würde. Den Behinderten im Rollstuhl sieht man erst gar nicht, nein, man/frau baut ihm auch noch schnell ein paar Stufen und Engstellen vor die Nase, drängt ihn noch weiter in die Isolation.
Eine Gesellschaft erkennt man an ihrem Umgang mit Menschen eben dieser Gesellschaft, die nicht der Norm entsprechen, wie die vorher genannten und noch viele andere mehr. Wenn wir im Umgang mit anderen einen Teil ausgrenzen, übersehen, nicht wahrnehmen, bzw. nicht wahrhaben wollen, dass es sie gibt, verlieren wir wertvolle Puzzlestücke dieser Gesellschaft. kärnöl will niemanden ausgrenzen, weil die, die nichts begriffen haben, disqualifizieren sich selbst.