2003-10-21
Die Bärin
Die Bärin war ein starkes und mächtiges Tier. Sie war ein Lebewesen, das man einfach mochte. Immer war sie gerne da, wenn man sie brauchte. Bald hatte die Bärin auch ein Bärenkind, welches ihr in Art und Wesen sehr ähnlich war. Sie war sehr glücklich und konnte sich nichts anderes vorstellen als dieses Leben. Immer wieder begegnete sie anderen Bären, die manchmal auch kurze Zeit lang ihr Leben teilten. Bald aber wurde sie ihrer überdrüssig und lebte ihr Leben weiter wie bisher.
Eines Tages aber traf sie einen Bären, der anders war als die anderen. Er versprach ihr nie die Sterne vom Himmel zu holen, doch mit ihm waren sie so nahe wie nie. Er war wie die Bärin nicht frei, sondern hatte für andere zu sorgen. Auch das verheimlichte er nie. Die beiden verbrachten die schönsten Stunden miteinander, teilten all ihre Gedanken, Träume, Gefühle und auch Ängste. Gemeinsam waren sie stark, aber durch ihre Gefühle entstand auch Verletzbarkeit. Für sie und auch für ihn.
Eines nachts war es der Bärin zu viel, nach langem Warten auf ihn lief sie davon. Sie landete an einem Ort, an dem sie viele glückliche Stunden mit dem Bären erlebt und geteilt hatte. Dort also saß sie und ließ ihren Tränen freien Lauf. Nie wollte sie ihn einengen oder verletzen, und doch konnte sie heute das Warten nicht mehr ertragen. Hilflos, schwach und verwundbar war sie, die sonst so starke.
Sie saß da und starrte vor sich hin. Behandle mich nicht wie einen Gegenstand, den man nur manchmal braucht. Ich fühle und ich habe Ängste. Als ihr Blick sich dem Himmel zuwandte, wo Millionen von Sternen ihr Licht verstrahlten, wurde sie auf einmal ruhiger. All die Liebe und Wärme, die die Beiden einander schon gegeben hatten, kehrten zu ihr zurück. Keine Frage war mehr offen, denn diese Gefühle zu erleben ist mehr, als so mancher jemals erfahren wird. niemand wird sie ihnen nehmen. Niemand.
Stark und mächtig ob des Wissens kehrte die Bärin zu den ihren zurück, um auf ihn zu warten und ihm zu sagen: "Ich danke dir für jeden Augenblick, den wir einander schenken. Auch wenn manchmal Weinen dahinter ist. auch das ist ein Gefühl, das ich nicht vermissen möchte. Aber ich bitte dich auch, mich zu verstehen und zuzuhören, wenn ich es brauche. Ehrlich zu sein zu mir, wie auch ich es zu dir sein will. Denn nur so kann sich unsere Liebe erfüllen."