2003-10-20
Porcini
Oder die Schwammerljagd
Endlich ist es so weit. Die Schwammerlsaison hat begonnen. Nach ein paar unergiebigen Eierschwammerlfunden steht mir der Sinn nach einem "richtigen" Fund. Richtig ist gleichzusetzen mit Steinpilz oder auch Herrenpilz. Aber die lassen sich bitten. Es ist viel zu trocken. Nicht einmal "giftige" Schwammerln sind zu sehen. Geschweige denn Herrenpilze.
Die Hitzewelle änderte sich abrupt durch ein Adriatief mit Regen, sodass unsere Freunde im Kanaltal beinahe weggeschwemmt wurden. Ich sah meine Chancen auf einen guten Herrenpilz schon schwinden. Als das Wetter dann wieder wärmer wurde, ergriff ich die erst beste Möglichkeit, in den Wald zu gehen. Aber auf meinen präferierten Plätzen war überhaupt nichts schwammerlähnliches zu sehen.
Ich brach also durchs Unterholz um die letzte Möglichkeit eines Fundes wahrzunehmen. Und siehe da, was wuchs zwischen zwei Bäumen, geduckt, als würden sie sich vor mir fürchten? Zwei ganz knackige, rundbäuchige Herrenpilze! Mir schoss durch den Kopf, wo zwei sind müssten noch mehr sein. Aber leider fand ich keinen mehr, denn wie an unmissverständlichen Spuren zu erkennen war, jemand anders war mir zuvorgekommen. Was meiner Freude über meinen Fund keinen Abbruch tat.
Wieder war das Wetter regnerisch, kühl. Ich war zum Strohwitwer geworden. Also ging ich ins nächstgelegene Gasthaus um zu essen. Während des Essens hörte ich ein Gespräch vom Nachbartisch: es is jo vül ztrockn dos ane schwämm wochsn tatn. Das war der Ausschlag um mein essen schnellstens zu beenden und mich mit dem Auto Richtung Wald zu bewegen. Dort erlebte ich was ein Schwammerlrausch ist. Schon vom Auto sah ich entlang der von mir befahrenen spur mehrere Pilze. Ich war nicht vorbereitet, hatte also keinen Korb Oder ein Sackerl mit. Ich ging also der Fahrspur nach, fand noch weitere Schwammerln so das ich mein T-shirt ausziehen musste um die gefundene Last zum Auto zu transportieren. Mich hatte das Jagdfieber gepackt. Trotz meiner Schmerzen im Knie suchte ich die ganze Umgebung ab.
Der Erfolg war, dass ich zu Hause ein Gewicht von fünf Kilo Herrenpilzen gefunden hatte. Alles mittelgrosse Pilze, so wie man es liebt, Wurmfrei und ganz fest. Mich hatte endgültig der Schwammerlrausch gepackt. Schon der Gedanke an goldbraun , in Butter gebratene Herrenpilzscheiben ließ mir das Wasser im Mund zusammen fließen.
Nächstes Wochenende: wieder mit dem Auto auf einer nur seltenst befahrenen Forststrasse. Das Auto zwischen zwei Bäumen abgestellt, und zu Fuß weiter gehirscht. An der Stelle, wo ich vor einem Jahr einen Wurmfreien Herrenpilz mit 1,5 kg fand, war nichts, nicht einmal ein Täubling. Enttäuschung machte sich in mir breit. Da meine "Mitsucher" auch nichts gefunden hatten, ging ich zum Auto zurück. Dort angekommen sah ich mich noch einmal um, und entdeckte unter einer jungen Buche einen merkwürdigen braunen Buckel, also nichts wie hin, Tatsächlich es war ein ganz junger Herrenpilz. Und noch einer und noch einer. So das war also ein sehr fündiges Gebiet. Trotz meiner Schmerzen im Knie suchte ich weiter. Der Wald schien mit Pilzlingen übersät zu sein. Mir fielen die Pilzräuber aus Italien ein.
Dieser Rausch, ohne einen Tropfen Alkohol getrunken zu haben, ist doch der schönste den man sich nur vorstellen kann. Außerdem noch sehr schmackhaft, so in einer Erdäpfelsuppe, oder an einem Braten. Inzwischen habe ich ein ganz großes Rexglas voll mit getrockneten Schwammerln, für den nicht mehr so fernen Winter. Ich freue mich schon auf die nächstjährige Schwammerlsaison.