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Walther Schütz

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2003-09-22

Globalisierung: Kann ein 'befreiter' Markt nachhaltig sein?

Globalisierung als Mechanismus zur gerechten Verteilung, als die Triebfeder für eine effiziente – und damit sinnvolle - Nutzung von Ressourcen – solche Meinungen sind nicht selten, ja sie sind HERRSCHENDE Meinung. Auch viele kritische Menschen, die sich durchaus nicht den gegenwärtigen Problemen verschließen, meinen, variieren doch nur diese herrschende Sicht: „Im Prinzip sind wir mit der Globalisierung auf dem richtigen Weg, jetzt müssen nur noch die entsprechenden ergänzenden politischen Regulierungen geschaffen werden, um den gewonnenen Wohlstand auch gerechter zu verteilen.“

Demgegenüber steht eine breite Front von GlobalisierungskritikerInnen und -gegnerInnen, die vor einer umfassenden sozialen Verelendung und umfassender Umweltzerstörung warnen.

Wie sind so unterschiedliche Positionen möglich?

Wenn man über die Wirkungen der „Globalisierung“ auf eine nachhaltige Entwicklung spricht, so ist es unumgänglich, zunächst einmal die wichtigsten Grundmerkmale des schillernden Begriffes „Globalisierung“ herauszuarbeiten: Ist Globalisierung das Phänomen, dass wir heute schneller per Internet Bescheid wissen, dass wir leichter mit anderen in Kontakt treten können oder dass wir leichter an bislang für uns exotische Kunstrichtungen herankommen?

Nun ja, zweifellos gibt es diese Phänomene, indes sind diese nur Nebenwirkungen von viel grundlegenderen Prozessen. Unabhängig von der Beurteilung ihrer Wirkung (soziale Katastrophe oder richtiger Weg in Richtung Nachhaltigkeit) sind zwei Erklärungsmuster vorherrschend:

  1. Eine Gruppe von AutorInnen (z.B. Birgit Mahnkopf und Elmar Altvater) betont stark die Eigendynamik des Globalisierungsprozesses: Die Wirtschaft drücke dem Sozialen und dem Mensch-Natur-Verhältnis ihre Gesetzmäßigkeiten auf. Wie ein reißender Fluss tritt die Wirtschaft aus ihrem Bett - Globalisierung als „Entbettung“ der Ökonomie gegenüber der restlichen Gesellschaft.
  2. Andere Autoren gehen stärker von der Verantwortung der Politik aus: Für sie ist Globalisierung vor allem „Liberalisierung“ durch neoliberale Politik, d.h. der Staat wird in seinen Steuerungsmöglichkeiten eingeschränkt, nicht-marktförmiges Wirtschaften zurückgedrängt , ja in gewissem Sinne sogar verboten.

Über die zentrale Wirkung von Globalisierung sind sich praktisch alle SozialwissenschafterInnen einig: Globalisierung bedeutet ein Mehr an „Frei“-Handel, ein Mehr an Kapitalismus.

Wenn man also die Wirkungen auf eine „dauerhaft ökologisch verträgliche, sozial gerechte Entwicklung“ spricht, muss dieser harte Kern analysiert werden. 5 Grundgesetze kennzeichnen dieses System:

  1. Der Stärkere siegt! Der betriebswirtschaftlich Effizientere setzt sich in der Konkurrenz durch,
  2. Der Zwang zur Produktivitätssteigerung bewirkt eine Konzentration der wirtschaftlichen Kräfte – KleinproduzentInnen werden in der Regel verdrängt und sie werden, sofern der Markt ihre Arbeitskraft überhaupt braucht, zu Lohnabhängigen
  3. Je stärker sich dieses System durchsetzt, desto schwächer wird die Möglichkeit, das „Wie des Wirtschaftens“ und das „Was“ bewusst zu beeinflussen
  4. Beliefert wird mit den Waren nur, wer auch über entsprechende Kaufkraft verfügt. Falls diese nicht vorhanden ist, haben beide – „Nicht“-KonsumentIn und ProduzentIn – ein Problem, Waren müssen weggeworfen werden ...
  5. Konzentration der ProduzentInnen auf mit Kaufkraft gesegnete Menschen. Das Konsumverhalten der KonsumentInnen wird beschleunigt. Um „in“ zu sein muß man jedes Jahr die neue Mode tragen, in den Urlaub fliegen. Mit immer neuen Versprechungen, mit immer neuer Mode, mit immer neuen „Bedürfnissen“ werden wir zu „belieferungsbedürftigen Mängelwesen“ (so die deutsche Philosophin Marianne Gronemeyer).

Soweit die wichtigsten Merkmale, die wohl jedeR von uns schon erfahren hat, die jedem / jeder von uns „irgendwie“ bewusst sind. Von „Nachhaltigkeit“ jedenfalls ist dabei keine Spur!!!! Dennoch hat der Markt keineswegs von seiner Faszination eingebüßt. Und dies durchaus auch bei Menschen, denen eine sozial und ökologisch vertretbare Entwicklung ein Anliegen ist. Wie dies möglich ist, sei im folgenden gezeigt.

Das Beispiel Baumwolle

Am Beispiel Baumwolle wird der komplizierte Zusammenhang von Globalisierung, Welthandelsorganisation WTO, Freihandel und Nachhaltigkeit sichtbar.

Auf den ersten Blick stellt sich die Situation so dar: Der Preis für Baumwolle läßt den Bauern in Burkina Faso trotz ausgezeichneter Qualität (durch Handpflückung!) keine Chance, obwohl sie dreimal billiger Baumwolle produzieren als die US-Bauern. Für Baumwollbauern rund um die Welt ist das so, als habe ihnen eine ominöse, höhere Macht ihr Einkommen halbiert. Nur die 25000 Baumwollfarmer in den USA müssen sich nicht sorgen. Zwar haben sie durch das Überangebot den Preisverfall an der Börse maßgeblich verursacht. Aber obwohl sie weltweit zu den ineffizientesten Produzenten gehören, haben sie unter ihm nicht zu leiden, denn sie bekommen ihr Geld vom Staat. Im Jahr 2002 waren es 3,9 Milliarden Dollar, doppelt so viel wie 1992, dreimal so viel wie die gesamte amerikanische Entwicklungshilfe für 500 Millionen Afrikaner. So gesehen „sät der Norden den Hunger“. (nach: Wolfgang Uchatius der Artikel „Der Norden sät den Hunger“ (Die Zeit Nr.34 – 2003))

Weil sie die oben genannten „5 Grundgesetze“ von Marktwirtschaft verdrängen, kommen der zitierte Autor Uchatius und mit ihm viele andere „3.-Welt-Bewegte“ zur Schlussfolgerung: Weg mit den wettbewerbsverzerrenden Subventionen und damit her mit einem unverfälschten Freihandel - dann würden die Bauern in Afrika so wie früher etwas mehr verdienen und ein bescheidener Wohlstand würde einkehren.

Ein zweiter Blick in die Zukunft:

Denkt man sich allerdings die Folgerungen konsequent weiter, dann scheint der Ruf nach mehr Liberalisierung, nach der Einführung eines „echten“ Freihandelssystems problematisch:

  1. Die Baumwolle aus Burkina Faso wäre am Weltmarkt gegenüber dem hoch technisierten Baumwollanbau der USA konkurrenzfähig, denn „Die preiswerteste landwirtschaftliche Maschine ist immer noch der Mensch, jedenfalls, wenn er zum Arbeiten nichts braucht als ein, zwei Schälchen Mais am Tag.“(O-Ton Uchatius) Soll das die Perspektive der Globalisierung sein? Welchen Geschmack bekommt da der Wettkampf zwischen den jeweils betriebswirtschaftlich Effizientesten? Das also wäre die Logik der „optimalen Ressourcenallokation“, wie das so technokratisch heißt?
  2. Die gestützten Preise der US-Landwirtschaft führen zur Überproduktion am Baumwollmarkt, aber was wäre, wenn die Preise höher lägen – würden dann nicht mehr Entwicklungsländer ihre Produktion in diesen Bereich verlegen und dann erst recht ein Preisverfall eintreten?
  3. Was würde eine stärkere Entwicklung von Exportgütern auf den noch dazu von Verwüstung bedrohten Flächen für die landwirtschaftliche Eigenversorgung bedeuten? Wer in den Familien bestimmt, welche Früchte bei Arbeitsspitzen den Vorzug bekommen – die Männer, die eher über das Geld verfügen oder die Frauen, die eher für die Versorgungsarbeit zuständig sind? Würde dann nicht erst recht der Hunger gesät, vor dem Uchatius im Titel seines Artikels warnt?
  4. Bei rentablen Renditen im Baumwollanbau in Burkina Faso wäre zu erwarten, dass sich sehr schnell Investoren fänden. In Folge würden die Böden in den Händen weniger akkumuliert, die Natur übernutzt und die ländliche Bevölkerung vertrieben…..
  5. Wird nicht überhaupt schon zu viel Baumwolle weltweit verbraucht – etwa durch eine sich immer schneller drehende Modeindustrie? Bekommt man dieses Problem in den Griff, indem noch mehr Menschen auf Gedeih und Verderb auf den Verkauf dieser Ware angewiesen sind?

All diese Probleme blenden diejenigen aus, die sich die Lösung der derzeitigen Unrechtssituation durch Abschaffung von Subventionen und dem endgültigen Durchbruch des Prinzips Freihandel erhoffen.

Mit dem Freihandelsprinzip wird eine nachhaltige Entwicklung nicht möglich werden. Es hieße, de Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben, wenn man – im beschriebenen Falle fragwürdige - staatliche Interventionen ersetzt durch ein System, das nur auf die betriebswirtschaftlichen Effizienz setzt, dessen zentrales Ziel ein Maximum an Wirtschaftswachstum ist, das die Arbeitsbedingungen der ProduzentInnen und die ökologischen Rahmenbedingungen ignoriert. Eine zukunftsfähige Entwicklung braucht vielmehr eine Vielzahl von Instrumentarien und einen umfassenden Dialog der Beteiligten. Damit alleine ist noch nicht garantiert, dass sofort die optimale Lösung herauskommt. Aber es wäre ein lernfähiges System! Das dogmatische Vertrauen auf die „invisible hand“ des Markes aber ist das genaue Gegenteil davon.

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