2003-05-23
Wahrnehmungsschwächen?
"Keine Obdachlosen mehr: Villach, die Stadt mit höchsten sozialen Standards!"
dies teilte Vizebürgermeister Pfeiler via Presseaussendung am Dienstag den
VillacherInnen mit. Da freuen wir uns aber darüber. Vielleicht sollten die Villacher
Medien und auch der Herr Vizebürgermeister sich vom "hohen" sozialen Standard im
gemeindeeigenen "Wohnobjekt" in der Blumenstraße überzeugen. Die Zustände die dort
herrschen - auch in jenen von der Stadtgemeinde zu verantwortenden Bereichen - sind ein
Fall für die Gesundheitspolizei. Sanitäre Einrichtungen im Stiegenhaus, Kanalabflüsse
kaputt oder verstopft - die Jauche kommt einem förmlich entgegen. Für die Städtische
Liegenschaftsverwaltung und den zuständigen politischen Referenten scheint dies kein Anlass
zum handeln? Aber eines ist schon klar, wer es dort aushält, ist zumindest nicht
obdachlos.
In angeführter Presseerklärung heißt es weiter: "Das besondere soziale Engagement der
Stadt Villach kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass sich das Sozialbudget allein in den
letzten sechs Jahren um 50 Prozent erhöht hat." Man müsste jetzt hinterfragen, was mit
diesem Geld tatsächlich geschehen ist. Sind die sozialen Standards ausgebaut worden oder
hat die Stadtgemeinde lediglich für den sozialpolitischen Kahlschlag der reaktionären
Bundesregierung in die Bresche springen müssen? Im Klartext: Bei doppelten Aufwendungen
ist nicht automatisch zu schlussfolgern, dass das soziale Netz dichter geworden ist - ganz
im Gegenteil!
Wir dürfen darauf gefasst sein, dass das kommunale Sozialbudget förmlich explodieren wird,
wenn das Vorhaben der Schüssel - Truppe nach Umwandlung der Notstandshilfe in Sozialhilfe
realisiert wird. Die Sozialhilfe ist nämlich im Gegensatz zur Notstandshilfe eine
Gemeindesache.