2010-09-30
Anton Staroicicz
geboren 1903 in Galizien / Polen, gestorben im März 1943 in Greifenburg
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Ende März 1943 wurde in einem Waldstück oberhalb des Weilers Kerschbaum, unweit von Greifenburg, an einem Baum hängend ein lebloser Körper entdeckt. Bei dem Toten handelte es sich um den 40-jährigen polnischen Zwangsarbeiter Anton Staroicicz. Der Bürgermeister von Greifenburg meldete an das Arbeitsamt Villach, „dass Staroiciz Anton sich anscheinend in einem Anfall geistiger Umnachtung erhängt hat. Arbeitskollegen haben angegeben, dass Staroicicz an Heimweh litt und schon seit längerer Zeit von hier fort zu seiner Familie wollte.“ Anton Staroicicz hatte auf der Landwirtschaft eines Bauern in Greifenburg zu arbeiten – es war ein Zwangsverhältnis, aus dem es kein Entrinnen, geschweige denn ein „Heimfahren“ gab.
Anton Staroicicz stammte aus dem 1939 von NS-Deutschland besetzten Westgalizien, wo seine Frau Barbara in der Ortschaft Bohorodyczin lebte. Von ihr war Staroicicz fortgerissen worden. NS-Deutschland hatte diese Gebiete zum Schauplatz brutaler Unterdrückung und Ausplünderung der polnischen und jüdischen Bevölkerung gemacht. Dazu gehörte die zwangsweise Rekrutierung und Verschleppung von Arbeitskräften in das Deutsche Reich sowie die Einrichtung von Vernichtungslagern zum Schauplatz des fabriksmäßigen Massenmordes an der jüdischen Bevölkerung Europas. Von dieser Art deutscher geistiger Umnachtung ist im Briefwechsel zwischen dem Greifenburger Bürgermeister und dem Arbeitsamt Villach zum „Todesfall“ Anton Staroicicz natürlich nicht die Rede. In der rassistischen Ideologie des Nazismus war es hier wie dort völlig klar, dass die polnischen „Untermenschen“ für die Deutschen zu arbeiten hatten. Ohne die Arbeit Hunderttausender ausländischer Zwangsarbeiter wäre das Wahngebilde deutscher Herrschaft längst zusammengebrochen. Man erfährt aber, wie restlos ausgebeutet die polnischen Arbeiter bei der Zwangsarbeit in der heimischen Landwirtschaft wurden.
„Ein Nachlass“, hielt der Greifenburger Bürgermeister trocken fest, „ist – abgesehen von einigen alten wertlosen Kleidungsstücken – nicht vorhanden.“
aus: Das Buch der Namen. Opfer des Nationalsozialismus in Kärnten, S. 752
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Das Buch der Namen. Opfer des Nationalsozialismus in Kärnten.
herausgegeben von Wilhelm Baum, Peter Gstettner, Hans Haider, Vinzenz Jobst und Peter Pirker mit Beiträgen von Marina Jamritsch, Florjan Lipuš, Gerti Malle, Thomas Ogris, Stefan Pinter und den Teilnehmer/innen von „A Letter To The Stars“
848 Seiten, Euro 29,--
ISBN-10:3-902585-53-6.
Verlag: KITAB; Auflage: 1 (2010)
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