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2010-02-06

Dan Jakubowics: Die Sache mit den Neu-Ösis

... andere sagen „Ausländerproblem” dazu. Ein Diskussionsbeitrag, erschienen in SOL Nr. 138, Dez. 2009

.

Prozess
→ „Migration: Kampf um's Überleben?”

Die hier dokumentierten Thesen werden u.a. diskutiert bei
→ „Arbeit und Migration”
am Do, 11.2.

Nachdem diese Frage die Menschen in zunehmendem Maß beschäftigt, möchte ich an dieser Stelle meine persönliche Meinung dazu präsentieren und bitte um Diskussionsbeiträge. SOL hat sich schon wiederholt mit diesem Thema befasst und wird das auch in Hinkunft tun, daher ist uns eure Meinung wichtig.

1. Ohne Neue wackeln die Pensionen

Die Pensionsbeiträge, die wir von unserem Einkommen zahlen, werden nicht irgendwo „angespart”, sondern die jeweils Jungen zahlen für die Alten - und erwarten sich dann zu Recht dasselbe, wenn sie einmal alt sind. Das versteht man unter „Generationenvertrag”. Das funktioniert nur, wenn es nicht immer weniger Junge gibt. Damit eine Bevölkerungsstruktur stabil ist, muss jedes Paar im Schnitt zwei Kinder haben - da einige schon jung sterben, genau genommen 2,1 Kinder pro Frau.[1]. Österreich steht derzeit bei 1,39 Kindern pro Frau. Wir müssten also für ein demographisches Gleichgewicht unsere Kinderzahl um die Hälfte erhöhen. Nur: wie?

Wie verschiedene Versuche gezeigt haben, wirken finanzielle Anreize höchstens kurzfristig. Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist da schon wichtiger. Aber auch das kann das Problem nur abmildern, nicht lösen (so hat Schweden z.B. 1,67 Kinder pro Frau).

Eine mögliche Abhilfe ist Zuwanderung.

In Österreich kommen jährlich 72.000 Kinder zur Welt. 50% mehr wären rund 36.000 „Neue”, die wir jährlich brauchen. Wir haben jedoch 2007 (letzte verfügbare Zahl) nur 14.000 Menschen die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen - rund 2/3 davon aus den Staaten des ehemaligen Jugoslawien, 1/7 aus der Türkei, weniger als 1/10 aus außereuropäischen Staaten. Das kann sich so auf die Dauer nicht ausgehen.

Natürlich leben viele Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft bei uns. Aber ist es gerecht, sie nicht mitentscheiden zu lasssen, wenn sie auf Dauer hier wohnen? Und wie sollen sie dann ein Zugehörigekitsgefühl, eine Verantwortung für unsere gemeinsame „Firma Österreich” entwickeln? Wollen wir wirklich unsere Demokratie in eine Richtung wie bei den alten Griechen und Römern entwickeln, wo nur die Bürger ein Stimmrecht hatten und die Sklaven nicht? (Frauen übrigens natürlich auch nicht...)

2. Die Neuen müssen sich an unsere Spielregeln halten.

Unsere Gesellschaft hat sich im Lauf der Geschichte gewisse Spielregeln gegeben. Lange genug hat es gedauert, bis es bei uns Konsens geworden ist, dass Frauen die gleichen Rechte haben wie Männer, dass „Ehre” nichts ist, wofür man stirbt oder tötet, dass Kinder nicht geschlagen und Homosexuelle nicht diskriminiert werden.

Auch bei uns haben das noch nicht alle begriffen. Für manche Neue ist die Umstellung auf unsere Werte ein noch größeres Problem.

Allerdings: Dieses Problem müssen sie lösen, wenn sie bei uns leben wollen.

Anders ist es natürlich bei der Religion. Jeder Mensch muss das Recht haben, seine Religion zu leben, wie er es möchte. Daher haben Moscheen in Österreich genau so ihren Platz wie Kirchen. Auch das zählt zu den Menschenrechten.

Und natürlich ist die kulturelle Vielfalt – die Musik, der Tanz, die Esskultur und vieles andere – eine Bereicherung für uns alle.

3. Die Neuen müssen sich an unsere Spielregeln halten KÖNNEN.

Hier sind wir als Gesellschaft gefordert: Jeder Mensch, der zu uns kommt, soll willkommen geheißen werden. Man soll sich liebevoll um ihn kümmern, ihm unsere Spielregeln freundlich erklären, ja – ihm ein umfangreiches “Welcome Service” anbieten. Das sehr gute Erlernen der deutschen Sprache zählt da natürlich dazu. Aber die „Neuen” sollten auch einmal in einer Mozartoper gewesen sein, am Riesenrad und auf einem Skihang. Man kann ihnen das Bauernschnapsen zeigen und den Walzer.

Dann werden sie eines Tages Österreicherinnen und Österreicher sein – unabhängig von Hautfarbe und Religion.

Natürlich soll niemand zu Mozart oder DJ Ötzi gezwungen werden. Wer seine afrikanische oder türkische Musik vorzieht – fein. Aber alle sollten zumindest die Möglichkeit haben, sich – wenn sie es wollen – mit unserer Kultur zu befassen.

Das kostet Geld. Unser Geld. Aber es ist gut angelegt.

Rechnen wir einmal, wie viel unserer Gesellschaft ein einziges zusätzliches hier geborenes Kind kostet, bis es 18 ist: Familienbeihilfe, ärztliche Versorgung, Schule... In Summe wohl weit über 100.000 €, bis dieses Kind seinerseits den ersten Steuer-Euro zurückzahlt!

Durch die jährlich „fehlenden” 36.000 Kinder „ersparen” wir uns also einige Milliarden Euro pro Jahr. Da ist es doch vernünftig, einen kleinen Teil dieses Geldes dafür anzulegen, dass die Probleme, die durch die geringe Kinderzahl entstehen, abgefedert werden ...

Glaubt ihr nicht, dass man einem jungen Mann oder einer jungen Frau, die an unserer Grenze steht und mit uns gemeinsam etwas aufbauen, voranbringen will, schon mit 10.000 € – also einem Zehntel der Kosten für ein eigenes Kind – ausreichend Starthilfe geben kann? Gratiskurse für Deutsch, Landeskunde, Computereinführung etc., eine menschenwürdige Wohnung, Miete fürs erste halbe Jahr, Kulturangebote ... und natürlich eine Arbeitserlaubnis! Dann wird dieser Mensch vielleicht schon nach wenigen Monaten und nicht erst nach 18 Jahren Steuern zahlen und somit die “Einstiegsgeschenke” zurückgeben können. Und vor allem: dieser Mensch wird sich als Bürgerin, als Bürger fühlen und mit Engagement und Dankbarkeit für unsere Gemeinschaft eintreten.

Dieses Geld ist eine Investition für die nächste Generation – vergleichbar mit Saatgut. Momentan essen wir unser Saatgut auf...

Was so einfach klingt, ist nicht so einfach.

Es gibt Vorurteile und – aus politischen Gründen geschürten – Fremdenhass (siehe Illustration...) auf der einen Seite, aber auch viele tatsächlich vorhandene Schwierigkeiten im Zusammenleben. So scheint ein Konzept wie das hier dargestellte “Welcome Service” als undurchführbare Utopie.

Aber was ist die Alternative?

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Zur Person

Dan Jakubowics ist einer der Gründer der Initiative SOL (Menschen für Solidarität, Ökologie und Lebensstil), im Netz zu finden unter r www.nachhaltig.at. Er lebt im Südburgenland.

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Auf diesen Beitrag antwortet Walther Schütz in
r „Die Sache mit dem Kapitalismus“

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Anmerkungen

[1]Die Rechnung geht von den Frauen aus, da die Paare im Lauf des Lebens öfter wechseln. ... zurück zum Text

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