2009-03-15
liebeserklärung an ingeborg bachmann
ich öffne die türe und stehe vor dem abgestandenen geruch der zeit. dieses wesen steht vor mir, eine gestalt der geistigen synapserie, ein hauch des nirgendwo ins irgendwo, eine eremitin der anderen seite. eine frau stark wie eine 10fache neggermami, eine frau ohne grenzen im schosse ihres geistes.
wir gehen auf einer straße in r., vielleicht in t., vielleicht in richtung k.? nach mitternacht, vor mir, um mich, überall, tausende, angeblich millionen.
im tumult erblicke ich mich verdreht in dich, davon getragen von der zeit, ein wechsel in eine zeitspanne des ungewissens. dorthin fühle ich mich getragen. schleppend trage ich mich durch die stadt, mit all den bekannten gesichtern. ich sah dich mit dir alleine und um dich die bewunderer der lüge. die lüge einer gewissenhaften hoffnung dich zu verstehen, was hast du nur gelitten!
an diesem abend warst du mit mir, es war unser erstes gemeinsamer abend. mit dir und mir war nur der traum nach aufgehobenheit geblieben. die allee war in weiter ferne, und doch es war wie ein treffen in der schönsten straße von k. die heimliche metropole unseres herzens, der hass deinerseits gegen k. und ich das abbild einer dir unbekannten welt verschmolzen in einer melodie des radetzkymarsches. kitschige gedanken und worte für kitschige strassen, hast du mir ins ohr geflüstert.
dein kopf ist nun mein kopf, die todeskralle die mich erdrosseln will. hilfe, aber warum kann sie das röcheln nicht lassen, sie soll doch endlich zum arzt. eines tages lag sie da, hingestreckt auf dem boden, offener mund, ausgeschlagene augen, alles was gesagt wurde war unwiderruflich. im schütteren garten, eine bemerkenswerte architektur, dieses geäst, ein gewirr...doch dann kamen zarte triebe, frisches, sanftes grün. erstmalig - primavera
es kann der tod zu leben werden, denn in der ständigen angst des todes bricht ein lichtstrahl hervor, ein schüchterner versuch, dass leben durch licht zu präsentieren. die sanften umschmeichelnden strahlen, die eine zartheit hervorzaubern. er kann als wahrer freund entlarvt werden, kann mir und dir ein gefühl der grenzenlosen freiheit geben, kann mich, dich und uns gemeinsam hinauftragen, ins licht der freiheit.
du primavera du!!
wie kommst du daher… deine augen sind schmal und verkniffen, doch dahinter verbirgt sich der wache geist der wahrheit. wach werden. unaufhaltsam ist sie dahin gegangen, wie eine alte seele, die nicht mehr atmen kann. einatmen und ausatmen, damit die luft und die lust tief in den rachen dringen kann, so hab ich es dir zugerufen. ich strecke meine hände nach oben in richtung himmel und ins dunkle tiefe wasser zugleich, komm in mich, dring in mich, ich denke mir, wenn ich den freitod wählen müsste, dann möchte ich im see der träume ertrinken, ich schwimme hinaus und ertrinke menschlich in meiner wahrheit.
du hast gesagt, die wahrheit ist den menschen zumutbar
ich liebte dich doch, obwohl ich nichts von deiner wahrheit wusste
genau deshalb thront über der wahrheit die liebe