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Elmar Altvater

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2007-11-04

Umweltraum, ökologischer Fußabdruck oder gesellschaftliches Naturverhältnis

Der ökologische Fußabdruck


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r hier

Das Niveau des Naturverbrauchs (von natürlichen Ressourcen wie Energieträgern, Rohstoffen, Flächen, und von natürlichen Senken für die Emissionen) ist selbst bei Null- oder Minus-Wachstum in den Industrieländern seit langem zu hoch. Der „ökologische Fußabdruck“ hinterlässt Spuren der Umweltzerstörung. Die Tragfähigkeit der Sphären des Planeten Erde wird überlastet. Klimatische Veränderungen infolge der Belastung der Atmosphäre als Deponie der Verbrennungsprodukte fossiler Energieträger zeigen dies ebenso wie die Verwüstung von Landstrichen, das Verschwinden oder die Vereinseitigung der Wälder durch übermäßigen Holzeinschlag, Brandrodungen und monokulturelle Aufforstung. Außerdem besteht die Gefahr, dass die unvermindert fortgesetzte Auslöschung von Arten dem Evolutionsprozess eine Richtung gibt, in der die Fortexistenz des gegenwärtigen Lebens insgesamt gefährdet ist. Das Maß der notwendigen Reduktion des Naturverbrauchs, damit Treibhauseffekt, Artentod etc. vermieden werden, ist weitgehend bekannt (vgl. IPPC; Wuppertal-Institut; Bundesumweltamt etc.). Auch weiß man, wer und wo die Reduktion des Naturverbrauchs in aller erster Linie einzuleiten hat. Denn die Ungleichheit des ökologischen Fußabdrucks zwischen den Weltregionen und in den einzelnen Ländern verdeutlicht, dass dieser offensichtlich mit der Verteilung von (monetären) Anrechten auf Naturverbrauch zu tun hat, dass mit dem Diskurs von ökologischem Fußabdruck und Umweltraum also Verteilungs- und Gerechtigkeitsprobleme verbunden sind (dazu vgl. beispielsweise Pogge 2005).

aus: r www.footprintnetwork.org

Schon Ende der 1960er Jahre ist der Auffassung vom grenzenlosen und durch die Natur des Planeten Erde nicht begrenzten Wachstum von Kenneth Boulding entgegengehalten worden, dass der von Produktion und Konsumtion genutzte „Umweltraum” nicht größer als der Planet Erde sein kann. Mithin gibt es auch unbezweifelbare Grenzen des ökonomischen Wachstums und eine „autistische“, nur auf sich selbst bezogene Ökonomie, die den natürlichen und sozialen Schranken keine Rechenschaft ablegt, ist ein heillos falscher Ansatz (vgl. zur „postautistischen Ökonomie: r www.paecon.de ). Auf die Übernutzung der Natur im industriellen Kapitalismus hat Nicholas Georgescu-Roegen bereits im Jahre 1971 hingewiesen, indem er, an die naturvergessene Ökonomie gewandt, die thermodynamischen Gesetze in Erinnerung gerufen hat, noch bevor der erste Bericht des Club of Rome erschienen ist. Seit dieser Zeit datiert auch eine ökologische Ökonomie, die den Versuch macht, in ökonomische Diskurse die natürliche Bedingtheit des Wirtschaftens explizit einzubeziehen. Damit wird gewissermaßen der Marxschen Herangehensweise in der „Kritik der politischen Ökonomie“ Rechnung getragen, dass alles Wirtschaften eine wertmäßige und eine stofflich-natürliche Seite hat. Seriöse ökologische Ökonomie kann daher gar nicht anders, als sich mit der Marx’schen Theorie auseinander zu setzen (vgl. Paul Burkett (2006): Marxism and Ecological Economics, Historical Materialism 11, (Brill) Leiden/ Boston), zumal Marx nicht nur die sozialen Verhältnisse in der kapitalistischen Produktionsweise analysierte, sondern diese als gesellschaftliches Naturverhältnis konzipierte. Daher sind die zunächst als äußere Schranken erscheinenden natürlichen „Grenzen des Wachstums“ immanenten Widersprüchen von Gesellschaft und Natur geschuldet. Folglich müssen diese in jeder Analyse der kapitalistischen Entwicklungsdynamik Berücksichtigung finden (vgl. dazu Altvater 2005).

Nun werden viele einwenden, dass die Natur bislang die ökonomischen Prozesse der Stoff- und Energietransformation ohne die prognostizierten Katastrophen bewältigt habe. Es ist keineswegs sicher, dass Katastrophen wie die durch den Hurricane Katrina im Jahre 2005 in New Orleans und Louisiana verursachten immensen Schäden auf den von Menschen zu verantwortenden Klimawandel zurück zu führen sind. Neoklassiker werden obendrein den Trost verbreiten, dass dann, wenn “Naturkapital”, z.B. die kapitalisierten Ölreserven, knapp werden, die Preise steigen und Substitutionsprozesse mit positiven ökologischen Effekten ausgelöst werden. Außerdem habe es in der Menschheitsgeschichte immer Lösungen für von den Menschen selbst erzeugte Probleme gegeben. Die Menschheit sei eben erfinderisch und lernfähig, und dies sollten Wachstumspessimisten gefälligst zur Kenntnis nehmen. Ein saudi-arabischer Ölminister wird daher sehr häufig und mit Häme mit dem Wort zitiert, dass das Ölzeitalter ebenso wenig am Mangel von Öl scheitern werde wie die Steinzeit nicht aus Mangel an Steinen zu Ende gegangen sei. Die Ökonomie des mainstream geht daher wie selbstverständlich von der Annahme aus, soziale oder natürliche Grenzen des Wachstums seien noch längst nicht erreicht und daher für den wirtschaftstheoretischen und wirtschaftspolitischen Diskurs belanglos und folglich uninteressant. Aus der Chaostheorie ist ja bekannt, dass fernab von Grenzen Veränderungen des Systems wenig belangvoll seien und dass man ihnen Rechnung zu tragen habe, wenn man sich den Grenzen annähere.

Der ökologische Verweis auf Grenzen des Wachstums wird daher als störend wahrgenommen; weil er den methodischen Ausgangspunkt der Ökonomie als Wissenschaft in Frage stellt: den „methodologischen Individualismus” (Schumpeter 1908). Gibt es Grenzen des Umweltraums, dann sind Effekte des menschlichen Tuns auf Natur und Gesellschaft in Rechnung zu stellen, die nicht mehr mit der Annahme von einem individueller Rationalität folgenden homo oeconomicus bearbeitet werden können. Eine irreparable Naturschädigung bleibt auch dann ein Schaden, wenn dafür monetäres Entgelt gezahlt werden muss (Externe Effekte werden monetär internalisiert). Doch die ökonomische, monetäre Kompensation lässt die Natur kalt. Sie folgt einer anderen Entwicklungsbahn als das ökonomische System. Diese kennt nur irreversible Prozesse in gerichteter Zeit und einen Anstieg der Entropie. In der Ökonomie herrscht statt dessen das Prinzip der spiralförmigen Zirkularität (sehr schön kommt dies im englisch-sprachigen Begriff für Kapitalerträge, für Profit zum Ausdruck: „returns on capital“), der Ökonomie der Zeit, der monetären Kompensierbarkeit von natürlicher Entropiesteigerung.

Hemmungsloses Wachstum in begrenztem Umweltraum

Das Problem der neoklassischen (und auch der Keynes’schen, jedoch nicht der Marx’schen) Ökonomie sitzt aber noch tiefer, wie von dem Petro-Geologen Marion King Hubbert, dem Entdecker des „Peakoil“, in einem Interview mit dem Verweis auf Seminarnotizen am MIT Energy Laboratory vom 30. September 1981 gezeigt wird (Dieses Zitat wurde mir von einem Teilnehmer des Wissenschaftstages der Friedrich Ebert-Stiftung an der Universität Hamburg im Juni 2006 zugänglich gemacht):

"The world's present industrial civilization is handicapped by the coexistence of two universal, overlapping, and incompatible intellectual systems: the accumulated knowledge of the last four centuries of the properties and interrelationships of matter and energy; and the associated monetary culture which has evolved from folkways of prehistoric origin.

The first of these two systems has been responsible for the spectacular rise, principally during the last two centuries, of the present industrial system and is essential for its continuance. The second, an inheritance from the prescientific past, operates by rules of its own having little in common with those of the matter-energy system. Nevertheless, the monetary system, by means of a loose coupling, exercises a general control over the matter-energy system upon which it is super[im]posed.

Despite their inherent incompatibilities, these two systems during the last two centuries have had one fundamental characteristic in common, namely, exponential growth, which has made a reasonably stable coexistence possible. But, for various reasons, it is impossible for the matter-energy system to sustain exponential growth for more than a few tens of doublings, and this phase is by now almost over. The monetary system has no such constraints, and, according to one of its most fundamental rules, it must continue to grow by compound interest. This disparity between a monetary system which continues to grow exponentially and a physical system which is unable to do so leads to an increase with time in the ratio of money to the output of the physical system. This manifests itself as price inflation. A monetary alternative corresponding to a zero physical growth rate would be a zero interest rate. The result in either case would be large-scale financial instability."

Hubbert ist kein Ökonom und erst recht kein Marxist und daher spricht er vom Geldsystem und nicht vom kapitalistischen System. Die Unterscheidung ist wichtig. Denn der Überschuss, den das Geld als Kredit verlangt, wird im kapitalistisch formierten Produktionsprozess produziert. Der große historische Fortschritt des Kapitalismus bei der Produktion des „Reichtums der Nationen“ ist ja eine Konsequenz der Produktivkraftentwicklung durch Anwendung moderner Technologie, die wiederum nach potenter „dichter Energie“ verlangt. Diese ist mit den fossilen Energieträgern verfügbar. Nun erst kann das „matter-energy-system“ die Anforderungen des „Geldsystems“ befriedigen, nämlich exponentiell steigende reale Überschüsse (Mehrwert) zu produzieren – aber, wie nicht nur Hubbert, sondern auch die thermodynamische Ökonomie hervorheben, mit der Folge der Überausbeutung von Ressourcen und der übermäßigen Belastung der Schadstoffsenken des Planeten Erde. Der ökologische Fußabdruck wird also in der Zeit größer. Immerhin aber ist der Fortschritt der Produktivkräfte bei der Produktion von Überschüssen dafür mitverantwortlich, dass nun die Begrenzungen der Zinszahlungen (das kanonische Zinsverbot) fallen, also eine auf Aristoteles zurückgehende Tradition der Kontrolle des selbst-referentiellen monetären Anstiegs verlöscht. Auch das islamische Zinsverbot fällt de facto, auch wenn es bis heute ex religione überlebt hat. Also fallen im Zuge der kapitalistischen Entwicklungsgeschichte normative Begrenzungen der Nutzung des Umweltraums.

Seit der industriellen Revolution in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts steigen die realen wirtschaftlichen Wachstumsraten rasant an, auf durchschnittlich 2,2% pro Jahr in den zwei Jahrhunderten von 1800 bis zur Jahrtausendwende (vgl. Maddison). Das ist gleichbedeutend mit einer Verdoppelung des Pro-Kopf-Einkommens von einer Generation zur nächsten. Die nachfolgende Grafik visualisiert den Sprung im Niveau der Pro-Kopf-Einkommen und gleichzeitig die größere Ungleichheit zwischen den Weltregionen, die ebenfalls eine Begleiterscheinung der Wachstumsbeschleunigung ist.

Äquivalente zu Pro Kopf-Einkommen nach wichtigen Weltregionen in Dollar - Basis 1990

Seit der industriellen Revolution befindet sich die kapitalistische Industriegesellschaft also in der „Wachstumsfalle”: Profiterzielung ist das vorrangige Ziel des ökonomischen Prozesses in kapitalistischen Gesellschaften; Profite werden akkumuliert, und Akkumulation von Kapital manifestiert sich als Wachstum des Nationaleinkommens. Umgekehrt: Wenn das Wachstum stagniert, dann auch der Akkumulationsprozess und mithin die Profiterzielung. Das ist nicht nur bei Marx nachzulesen, es ist auch eine solide keynesianische Argumentation: Kredite finanzieren Investitionen (und Exportüberschüsse) und diese sind die Bedingungen dafür, dass Profite realisiert werden können. Die Verlangsamung oder Stagnation des Wachstums, Negativwachstum gar, ist unter kapitalistischen Bedingungen nichts anderes als: Krise. Dem Wachstum gilt also die Liebe der Ökonomen und der Wirtschaftspolitiker, auch von wirtschaftsliberalen grünen Politikern. Um die ökonomische Krise zu vermeiden, wird die ökologische Krise in Kauf genommen, indem sie kleingeredet wird.

Ist ökonomisches Wachstum also die Bedingung für ökonomische Krisenfreiheit, soziale Wohlfahrt und politische Stabilität? Tatsächlich hängt die Statik moderner kapitalistischer Gesellschaften von der Dynamik des Akkumulationsprozesses ab. Ist das Wachstum der Wirtschaft hoch, lassen sich leichter Verteilungskompromisse zwischen Sozialpartnern finden, widerstreitende Ansprüche von Interessengruppen befriedigen, die Systeme sozialer Sicherheit erhalten, die Staatsverschuldung begrenzen und überhaupt harte ökonomische Sachzwänge aufweichen. Auch das Problem der Arbeitslosigkeit lässt sich bei Wachstumsraten oberhalb der Zuwachsraten der Produktivität lösen, zumindest mildern. Unter dem systemischen Druck der globalen Konkurrenz der Standorte bleibt scheinbar nichts anderes übrig, als das Wachstum zu fördern. Ökonomien mit erkennbarer Wachstumsschwäche werden von den globalen Finanzmärkten durch Kapitalabzug bestraft. Die Renditeerwartungen für Finanzanlagen werden nämlich durch die realen Wachstumsraten der Ökonomie, also durch die “Fundamentals” beeinflusst und langfristig begrenzt. Dieser Sachverhalt gilt letztlich auch für die in jüngster Zeit in den Vordergrund gerückten Strategien einer „Akkumulation durch Enteignung“ in einem „neuen Imperialismus“ (Harvey 2004; Altvater 2005). Die erwarteten hohen Überschüsse (Renditen von 25% und mehr) können nicht mehr produziert werden, nicht zuletzt infolge der von Hubbert benannten Widersprüchlichkeit zwischen den Systemen der kapitalistischen Geldwirtschaft und dem System der Material- und Energietransformationen. Sie kommen nur durch Umverteilung zu Gunsten der Renditebezieher, durch Griff in die Substanz, durch Enteignung anderer zustande. Das ist die (häufig gewaltförmige) Umverteilung von Vermögen, die Umleitung von Einkommensströmen von den Arbeitseinkommen zu den Profit- und Zinseinkommen, in aller Regel unter aktiver Mithilfe des Staates. Vor allem aber kommt es zur Übernutzung von Naturressourcen. Daher ist es eine Illusion, ein Selbstbetrug zu glauben, es gäbe so etwas wie „sustainable growth“, ökologisch nachhaltiges Wachstum ohne die Finanzmärkte als die wichtigsten global wirkenden Mechanismen der Enteignung zu regulieren und zu kontrollieren.

Die Liebe zum Wachstum ist also nicht unkompliziert. Denn sie wird von der Natur und von Teilen der Gesellschaft nicht erwidert. In der Natur wachsen keine Bäume in den Himmel. Dem Wachstum der Adoleszenz folgt das Erwachsensein und dann der Tod. Nicht Wachstum, sondern Entwicklung ist das in der Natur vorherrschende Prinzip. Aber auch in der Ökonomie selbst ist Wachstum keine Selbstverständlichkeit. Dafür ist eine Reihe von Gründen maßgebend.

An erster Stelle ist zu erwähnen, dass das Wachstum des Sozialprodukts beträchtlich sein muss, wenn es die Freisetzung von Arbeitskräften als Folge des Produktivitätsfortschritts kompensieren soll. Sonst wird, wie David Ricardo sehr klargesichtig schrieb, eine „redundant population“, Überflussbevölkerung erzeugt. Gegenwärtig müssen in Deutschland mindestens an die 3% Wachstum erreicht werden, bevor die freigesetzten Leute wieder die Chance haben, eingestellt zu werden. Diese Beschäftigungsschwelle des Wachstums dauerhaft zu erreichen, ist außerordentlich unwahrscheinlich. Überdies gibt es heute, anders als in der Frühphase der kapitalistischen Freisetzungsdynamik, kaum noch Möglichkeiten, in neuen aufstrebenden Industriezweigen oder in anderen Weltregionen Arbeit zu finden. 55 Millionen Europäer haben zwischen 1820 und 1915 Europa verlassen und so den Druck auf den Arbeitsmarkt verringert. Nun aber dürften in den kommenden Jahren allein in den bevölkerungsreichen Staaten Asiens bei dem gegenwärtigen Tempo der Industrialisierung und daher des Produktivitätswachstums mehrere hundert Millionen Menschen in der Landwirtschaft und zurückbleibenden Industrien freigesetzt werden. Chancen der Migration in die Industrieländer sind gleich null; Siedlungsraum wie für die Europäer vor hundert Jahren gibt es nicht mehr. Von dieser gewaltigen Bevölkerungsverschiebung sind Konsequenzen für Löhne und Arbeitsbedingungen auch in den westlichen Industrieländern zu erwarten. Es ist daher zu erwarten, dass sich neue Formen der informellen Arbeit herausbilden werden, die schon jetzt in vielen Regionen der Welt den Mangel formeller Arbeitsplätze kompensieren – dadurch dass dem Diktat der Produktivitätssteigerung in der Weltmarktkonkurrenz nicht gefolgt wird (vgl. Altvater/ Mahnkopf 2002).

Darüber hinaus ist die Freisetzung der Arbeitskräfte nichts anderes als ein Aspekt der Substitution menschlicher Arbeit durch Energien, die das Tempo von Produktion (und Konsumtion: fast food) über das menschliche Maß zu steigern in der Lage sind. Mit anderen Worten: die Erhöhung der Produktivität der Arbeit ist ein Prozess der Substitution von Arbeit durch fossile Energieträger und geeignete technisch-organisatorische Wandlungssysteme (die von Marx so genannte „große Maschinerie“, die heute von Mikroelektronik, Automaten und Biotechnologien abgelöst wird). Die „Mission” des Kapitalismus besteht also auch darin, die fossilen Energieträger anstelle der solaren Energien zum Treibstoff kapitalistischer Entwicklung zu erheben. Sie sind einfacher zu großen Energiekomplexen zu konzentrieren. Eine moderne Automobilfabrik auf der Basis biotischer Energien ist schlicht nicht vorstellbar. Man kann fossile Energieträger leicht in Form von Gas und Öl mit Tankern und in Kontinente umspannenden Pipelines transportieren und auf diese Weise die Produktionsstätten von der lokalen Energieversorgung weitgehend unabhängig machen. Erst dadurch werden konkrete und in einem spezifischen natürlichen Umfeld liegende Orte zu künstlichen „Standorten“ im globalen Raum, die nicht wegen der Rohstoffversorgung, sondern aus reinen Renditeerwägungen ausgesucht und künstlich gestaltet werden können. Nun erst kann die Idee geboren werden, das Konzept des Umweltraums zu konstruieren, nachdem der natürliche Raum zum „Standort“ dekonstruiert und dabei die natürliche Umwelt nicht selten destruiert worden ist: durch Verkehrssysteme, Siedlungen, Abfalldeponien etc. (Vgl. Altzvater/ Mahnkopf 2004: 11. Kapitel).

Man kann fossile Energieträger obendrein in Tanklagern in der Zeit speichern, die Energieversorgung also auch aus den zeitlichen Bindungen befreien. Erst jetzt wird es möglich, die kapitalistische Ökonomie zu entzeitlichen und zu enträumlichen, also aus den natürlichen Fesseln des Stoffwechsels - scheinbar - zu lösen. Die von Karl Polanyi beschriebene „Entbettung” der Ökonomie aus Gesellschaft und natürlichen Bindungen ist ein Projekt, das die moderne Globalisierung und das Wachstum des ökologischen Fußabdrucks möglich macht. Hier wird aber auch klar, dass das Konzept des Umweltraums, soll es überhaupt Sinn machen, auch die Umweltzeit und daher die Widersprüche zwischen natürlichen und kapitalistischen Zeitrhythmen und Tempi einbeziehen muss.

Drittens erfordert allein die Aufrechterhaltung von konstanten Wachstumsraten mit der Niveausteigerung des Bruttoinlandsprodukts immer höhere absolute Beträge, die dem BIP von Jahr zu Jahr zuwachsen. Dies wäre, wenn sie denn zustande kämen, der materielle Ausdruck der Beschleunigung, der permanenten Ökonomisierung der Zeit. Doch sind der Beschleunigung Tempogrenzen gesetzt und gegen die permanente, geometrisch steigende absolute Erhöhung des BIP wirkt schon immanent ökonomisch die fallende Kapitalproduktivität und der daran gekoppelte sinkende “Akzelerator”. Empirische Untersuchungen zeigen daher, dass sich die absoluten Beträge des jährlichen BIP-Wachstums (pro Kopf) in der BRD (Westdeutschland) nach dem zweiten Weltkrieg zwischen 700 und 800 DM (in konstanten Preisen) bewegen. Folglich mussten mit steigendem Niveau die Wachstumsraten zurückgehen.

Auch ist zu bemerken, dass sich der Diskurs über wirtschaftliches Wachstum und dessen ökologische Folgen fast in der gesamten Literatur durch eine Vernachlässigung der monetären Seite auszeichnet, so als ob eine kapitalistische Ökonomie ohne Geld funktionieren könnte. Doch werden Investitionen in aller Regel kreditfinanziert, und wenn nicht, unterliegen sie dem Vergleich zwischen „interner” und „externer” Rendite. Wenn nun die Wachstumsraten (und mithin die Rentabilität, also die „internen” Zinsen) in der historischen Tendenz abnehmen, müssten auch die „externen” Zinsen sinken, damit reale Investitionen rentabel und daher attraktiv bleiben. Das Gegenteil ist in den Industrieländern, und dramatisch zugespitzt in den Ländern der Dritten Welt im vergangenen Vierteljahrhundert geschehen: Die Realzinsen liegen oberhalb der realen Wachstumsrate (vgl. Enquete-Kommission 2002). Da die Kreditfinanzierung immer eine Gläubiger-Schuldner-Beziehung konstituiert, haben Realzinsen oberhalb der durch Wachstum erzielbaren Überschüsse über kurz oder lang eine Schuldenkrise zur Folge: Schuldner sind überfordert, da sie gezwungen werden, den Schuldendienst nicht aus den Zuwächsen, sondern aus der „Substanz” zu begleichen. Das von Hubbert aufgezeigte Dilemma ist also keine intellektuelle Konstruktion, sondern historische Wirklichkeit. Solange Zinsen oberhalb der realen Wachstumsrate des BIP verharren, und dies ist seit Anfang der 80er Jahre der Fall, und gleichzeitig Schulden nicht abgeschrieben werden oder Schuldner fallieren, wachsen die Geldvermögen und mit ihnen auch die realen Ansprüche von Gläubigern an Schuldner. Dass in Folge der monetären Überforderung die Belastungen des Umweltraums in verschuldeten Nationen steigen, ist daher kein überraschendes Ergebnis. In Brasilien wird beispielsweise die Soja-Produktion in ökologisch fragilen Regionen gefördert, um aus den Exporteinnahmen absurd hohe Ansprüche von (externen) Gläubigern (bei Realzinsen von zeitweise mehr als 10%) bedienen zu können.

Die Bedeutung der Verteilung für den Naturverbrauch

Die ökologischen Folgen des ökonomischen Wachstums und seiner Krisen sind gravierend. Daran hat sich auch durch eine De-Materialisierung oder „Virtualisierung“ der Ökonomie nichts geändert; die Annahme von der Virtualisierung könnte als „Mythos“ (McKillop) oder als „bullshit“ (Frankfurt 2006) bezeichnet werden. Trotz der ökologischen Überforderung bleiben die Wachstumszwänge erhalten; es sind Institutionen, die sie ausüben, heute der IWF, die Weltbank, die EU und WTO. Sie sind für den Druck auf alle Ökonomien verantwortlich, sich den globalisierten Märkte zu öffnen und dem westlichen Wachstums- und Rationalitätsmodell zu folgen, auch wenn das Donnergrollen der nächsten Finanzkrise schon zu hören ist. Eine Reduktion des Naturverbrauchs würde eine Entschleunigung und Re-Regionalisierung der Stoff- und Energiekreisläufe erfordern, die nicht ohne Veränderung individueller Lebensweisen und kollektiver Lebensformen, ohne eine Änderung des gesellschaftlichen Naturverhältnisses realisiert werden können. Die Verteilung der Geldvermögen und des Eigentums an Produktionsmitteln gestattet es den Reichen heute, in viel höherem Maße als ärmere Menschen auf materielle Reichtümer zurückzugreifen, Mobilität zu praktizieren und „unnatürlich” zu leben - und gleichzeitig dennoch immer höhere Vermögen anzuhäufen, die die Ansprüche auf Naturressourcen in der Zukunft weiter steigern. Eine Reduktion des Naturverbrauchs zu erwarten und gleichzeitig die akkumulierten und konzentrierten Vermögen unangetastet zu lassen, ist keine in sich schlüssige Strategie. Oder: Eine Energiesteuer zur Senkung des Verbrauchs fossiler Energieträger ohne eine Vermögens- und Erbschaftssteuer ist eine halbe Sache. Eine Politik, die ökologische Nachhaltigkeit anvisiert, kann sich nicht auf Umweltpolitik beschränken. Und umgekehrt: Eine Politik des sozialen Ausgleichs kann nur gelingen, wenn sie den Prinzipien der ökologischen Nachhaltigkeit Rechnung trägt. Beide, Armut und Reichtum, haben negative ökologische Wirkungen; die Armen zerstören die Umwelt aus Not, die Reichen, weil sie hohe Flächen-, Mobilitäts- und Ressourcenansprüche realisieren können. Je größer die Ungleichheit der Einkommen und Vermögen, desto größer auch die Umweltschäden.

Die erforderliche Reduktion des Naturverbrauchs kann im Prinzip auf dreierlei Weise anstrebt werden: durch Hebung der Effizienz (ökologisch besser produzieren), durch eine „Suffizienzrevolution” (weniger konsumieren und produzieren), durch „Allianztechnologien” (anders produzieren und konsumieren). Folgt man diesen Prinzipien (vgl. dazu auch Wuppertal-Institut: Fair Future 2005), dann kann man sehr wohl jene Politiken identifizieren, mit denen die Ressourcen besser, weniger und anders unter Beachtung der Grenzen des Umweltraums oder des ökologischen Fußabdrucks (und sozialer und geschlechtsspezifischer Belange) genutzt werden.

Die Steigerung der Effizienz, insbesondere beim Energieverbrauch, ist ein doppelter Prozess mit höchst unterschiedlichen Wirkungen. Darauf zu verweisen ist notwendig, weil im ökologischen Diskurs zumeist undifferenziert (z.B. von U. von Weizsäcker und Lovins) einer Steigerung der Energieproduktivität das Wort geredet wird, deren Potentiale als mindestens genauso hoch dargeboten werden wie die der Entwicklung der Arbeitsproduktivität seit der industriellen Revolution. Doch ist es dabei notwendig, zwischen Intensität und Produktivität scharf zu unterscheiden. Eine Intensivierung der Nutzung von Arbeit oder Energieträgern liegt dann vor, wenn keine Substitutionseffekte stattfinden, wenn also die Arbeit aus den somatischen Energien der Arbeiter stärker herausgepresst wird, wenn die fossilen Energieträger durch effizientere Energiewandler effizienter genutzt werden. Bei der Arbeit spricht Marx in diesem Zusammenhang davon, dass die “Poren des Arbeitstags” dichter werden. Bei fossiler Energie kann man sich viele Maßregeln der intensiveren Nutzung vorstellen, die allesamt darauf hinauslaufen, den Wirkungsgrad zu steigern. In der gesamten Geschichte seit der industriellen Revolution findet man Beispiele für diese Art des technischen Fortschritts. Sie liegt ja voll im Interesse der Unternehmen, die auf diese Weise ihre Kosten senken bzw. – in der Marx’schen Terminologie – die “Ökonomie des konstanten Kapitals” verbessern können. Das ist heute nicht anders; ökologische Unternehmen zeichnen sich in erster Linie dadurch aus, dass sie Energien und Stoffe intensiver nutzen und auf diese Weise die erwünschten Einspareffekte beim Energie- und Stoffverbrauch erzielen. So weit so gut.

Die intensivere Nutzung stößt bei den fossilen Energien wie bei der Arbeit auf physische Grenzen. Nicht so die Steigerung der Produktivität, weil diese dadurch definiert wird, dass eine Substitution der intensiver genutzten Energien durch andere Energien stattfindet. Im Falle der Arbeitsproduktivität ist die Angelegenheit klar: Arbeit wird durch Kapital substituiert, wenn die Produktivität steigen soll. Das Kapital hat die stoffliche Form von fossilen Energieträgern als Antriebsmittel und technisch-organisatorischen Systemen ihrer Wandlung für ihre Nutzung als Arbeitsenergie. Der Substitutionsprozess ist sehr komplex und kann hier nicht annähernd beschrieben werden. Auf der betrieblichen Ebene erfolgt er, um in der Konkurrenz einen Kostenvorteil zu erreichen. Denn der Stoff- und Energiedurchsatz wird beschleunigt und daher der Ausstoß pro Arbeitstag (oder -stunde) erhöht.

Welches können die Energien sein, die die fossilen Energien im Zuge der Steigerung der Energieeffizienz substituieren und welche mikro- und makroökonomischen Prozesse der Anpassung an die durch die Substitution entstandene neue Situation werden dabei ausgelöst? Die substituierenden Energieträger können nur nicht-fossile, erneuerbare oder auch nukleare Energien sein. Letztere sind zwar im politischen Diskurs eine Option, fallen aber als seriöse Lösung aus einer Vielzahl von Gründen aus, die hier nicht diskutiert werden können (vgl. dazu Scheer), auch wenn inzwischen manche Ökologen aus Befürchtungen über die gravierenden Klimafolgen der Verbrennung fossiler Energieträger der Nuklearenergie „in einer Übergangsperiode“ das Wort reden. Erneuerbare Energieträger – photovoltaische Energie, Biomasse, äolische oder Gezeitenenergie etc. - sind (jedenfalls beim heutigen Stand der Technik) nicht in der vergleichsweise einfachen Art konzentrierbar, transportierbar und speicherbar wie fossile Energieträger. Sie sind weniger dicht. Jeder Radfahrer erfährt dies, wenn er von einem Auto überholt wird. Sie widerstreiten daher Grundprinzipien der kapitalistischen Akkumulation, die sich aus Gründen der Beschleunigung aus den Schranken von Raum, Zeit und Größe zu lösen versucht. Denn Wettbewerbsfähigkeit (wie sie z.B. durch die Lissabon-Strategie in der EU gesteigert werden soll) kann nur durch Produktivitätssteigerung erreicht werden und diese hängt vom Einsatz „dichter“ Energie ab.

Welche sozialen Formen der Gestaltung von Leben und Arbeit müssen also entwickelt werden, wenn die energetischen Substitutionseffekte in Angriff genommen werden? Man kann nicht auf die mikroökonomischen Einheiten und ihre Rationalität rechnen, denn diese ist pfadabhängig und kaum geeignet, einen Pfadwechsel vorzunehmen, der zunächst die individuelle Einheit, handele es sich um ein Unternehmen oder auch um einen „Standort“, in der Konkurrenz zurückwerfen würde. Wenn man über eine Steigerung der Energieproduktivität spricht und die Notwendigkeit der Substitution fossiler Energieträger durch erneuerbare, solare Energien in Rechnung stellt, wird man die sozialen, politischen, kulturellen Implikationen der Suffizienz und der Allianz, also die Probleme des „weniger und anders“ bei Produktion und Konsumtion in einem Regime erneuerbarer Energien angehen müssen.

Möglicherweise verliert der Vorschlag einer Verringerung der Zuwachsrate der Arbeitsproduktivität einen Teil seiner Radikalität, wenn nach dem Maß der Produktivität gefragt wird. Heute wird Produktivität gemessen, wenn das Produkt als Ware auf dem Markt mit einem Preis erscheint. Es wird dem Arbeitsinput zu seiner Produktion gegenübergestellt. Nicht-monetäre inputs und outputs sind ausgeblendet. Möglich und sinnvoll wäre es, erstens im Produktivitätsmaß den Lebenszyklus des Produkts zu berücksichtigen, also alle Arbeiten zur Reparatur, Verbesserung und Veränderung des Produkts etc. Bezogen auf das Produkt als Gebrauchswert würde rein rechnerisch die Produktivität mit seiner Lebensdauer sinken. Aber es würden so qualifizierte Dienstleistungsarbeiten gefördert. Zweitens wären die externen Kosten (Umweltschäden) eines Produkts zu kalkulieren und die Aufwendungen, die zu ihrer Beseitigung erbracht werden müssen. Drittens sind Dienstleistungen in der Regel weniger produktiv als Arbeiten in der materiellen Produktion. Viele Dienstleistungen aber steigern die Wohlfahrt, ohne mit gestiegener Produktivität wegen der Beschleunigungseffekte Natur zu zerstören und Arbeitsplätze überflüssig zu machen. Zwar stellen sich viele unter der Förderung der „Dienstleistungsgesellschaft” die Errichtung eines Niedrig-Lohn-Sektors auf Hartz IV-Niveau gering qualifizierter Beschäftigung vor, sozusagen als eine Art Auffangbecken für die Fußkranken der Globalisierung. Dies muss jedoch nicht so sein. Es gibt auch die spontane Reaktion der Informalisierung auf den globalen Wettbewerb: Sektoren, die mit den “benchmarks”, “best practices”, mit den Standards des Weltmarkts nicht mithalten können, verschwinden in vielen Ländern nicht. Aber sie werden informalisiert, d.h. sie passen Arbeits- und Lohnregime an Standards an, die regional, national, lokal spezifisch sind. Möglicherweise entstehen hier ökonomische Formen, die die Alternativlosigkeit des neoliberalen Modells überwinden können. Die in allen Ländern zu beobachtende Selbstorganisation als „solidarische Ökonomie“, der erneute Aufschwung des Genossenschaftswesens deuten in diese Richtung. Moderne Wirtschaftspolitik muss dieser Realität Rechnung tragen und nicht nur traditionell danach streben, auf dem Weltmarkt die Konkurrenten auszustechen. In die gleiche Richtung weist auch das Instrument der Arbeitszeitverkürzung, um die Lücke zwischen Wirtschaftswachstum und Produktivitätssteigerung zu schließen.

Auch wäre über eine neue Rolle der Landwirtschaft nachzudenken. Wenn statt der fossilen die erneuerbaren Energien aus der Biomasse in den Vordergrund eines „post-fossilistischen” und „post-fordistischen” Akkumulationsmodells gerückt werden, müsste die Landwirtschaft aus der marginalen Rolle, die sie heute spielt, heraus. Eine nicht industrialisierte Landwirtschaft würde zu einer Entschleunigung und zur Regionalisierung von Kreisläufen beitragen, den ökologischen Fußabdruck daher nicht vergrößern, sondern möglicherweise gar verkleinern.

Veränderungen des gesellschaftlichen Naturverhältnisses

Man hat spätestens seit der industriellen Revolution in der kapitalistischen Welt versucht, der Natur ein Schnippchen zu schlagen. Die Produktivität musste wachsen, da so die Profitabilität des Kapitals gesteigert werden kann. Das hat kein geringerer als David Ricardo in dem Kapitel über den Außenhandel, in dem er das berühmte „Theorem der komparativen Kostenvorteile“ entwickelt, geschrieben: Die internationale Arbeitsteilung steigere die Produktivität. Dadurch sinken die Reproduktionskosten der Arbeit, so dass die Profitrate steigen könne. Es ging ihm also weniger um die Steigerung des wirtschaftlichen Wohlstands (obwohl dies heute immer wieder ohne bei Ricardo nachzulesen behauptet wird) als um eine Gegenwirkung gegen den von ihm diagnostizierten Fall der Profitrate. Wachstum war sozusagen die Begleiterscheinung eines Prozesses, in dem Arbeit durch fossile Energieträger substituiert worden ist. Arbeitskräfte wurden also ebenso freigesetzt wie Emissionen der Verbrennung von fossilen Energieträgern in die globalen Senken der Natur des Planeten Erde. Kapitalakkumulation und Wachstum haben die Ökonomie bis zu den Grenzen des Umweltraums und sogar darüber hinaus ausgedehnt und gleichzeitig massenhaft Menschen arbeitslos gemacht oder allenfalls prekäre Arbeitsplätze geboten. Hier wird nochmals deutlich, dass es bei der Diskussion des Umweltraums auf das gesellschaftliche Naturverhältnis ankommt, wenn die Dramatik der Lage der natürlichen Um- und Mitwelt theoretisch angemessen erfasst und in politisches Handeln übersetzt werden soll.

Literatur

Die Quellenangaben der wenigen Literaturverweise finden sich alle in: Altvater, Elmar (2005): Das Ende des Kapitalismus, wie wir ihn kennen, (Verlag Westfälisches Dampfboot) Münster
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Mittwoch, 6. September 2023
r DIE GEMOCHTEN
Lesung und Buchpräsentation von Lydia Mischkulnig
tio pepe, Kaiser-Josef-Platz 3, 9500 Villach

Mittwoch, 23. August 2023
r SPÄTLESE
Lesung und Buchpräsentation von Engelbert Obernosterer
tio pepe, Kaiser-Josef-Platz 3, 9500 Villach

Freitag, 26. Mai 2023
r Geld
Myzel, Lederergasse, 9500 Villach

Freitag, 2. Dezember 2022
r Partnerlook
Lesung und Buchpräsentation von und mit Ludwig Roman Fleischer.
tio pepe, Kaiser-Josef-Platz 3, 9500 Villach

Donnerstag, 23. Juni 2022
r Weana Gschicht und Weana Geschichtln - Fom End fon da Manachie bis häht
Die Geschichte Wiens auf Wienerisch. Lesung und Buchpräsentation von und mit Ludwig Roman Fleischer
tio pepe, Kaiser-Josef-Platz 3, 9500 Villach

r Weitere Dokumentationen