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Hans Haider

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2007-10-08

Wo man mit Blut die Grenze schrieb

Links:
Austellung am 9. Oktober 2007
www.karawankengrenze.at

Der 10. Oktober in Kärnten

Alljährlich um den 10. Oktober herum gibt es in Kärnten zahlreiche Gedenkveranstaltungen auf öffentlichen Plätzen. Ebenfalls in allen Schulen - dazu werden die Lehrer vom Landesschulrat verpflichtet. Erinnert wird an den sogenannten „siegreichen Kärntner Abwehrkampf“ und an die Kärntner Volksabstimmung im Jahre 1920. Organisiert werden diese Veranstaltungen vom Kärntner Abwehrkämferbund (KAB), von dem wir im Handbuch des österreichischen Rechtsextremismus, herausgegeben vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes Folgendes lesen können: „Der Kärntner Abwehrkämpferbund pflegt die Tradition des Kärntner Abwehrkampfes mit ausgesprochener Frontstellung gegen die slowenische Minderheit. Durch diese spezifische Aufgabenstellung ist eine allgemeine rechtsextreme Ausrichtung zwar nicht gegeben, aber die Minderheitenfeindlichkeit dieses Vereins und die Querverbindungen zu rechtsextremen Organisationen und Personen rücken den Kärntner Abwehrkämpferbund in das Vorfeld des Rechtsextremismus.“

Gedenken in Villach

In Villach findet diese Gedenkveranstaltung immer einen Tag vor dem 10. Oktober am Kriegerdenkmal an der Stadtpfarrkirche statt. Das Programm kann sich sehen lassen:
Die Veranstaltung beginnt mit der Einholung des „Grenzlandfeuers“ durch den Villacher Turnverein. Dabei dürfte es sich um einen alten Nazi-Brauch handeln, der sich in die zweite Republik herübergerettet hat. Anschließend Chorgesang, Begrüßung durch Oberst Mag. Gerhard Maier - Chorgesang - Ansprache von Bürgermeister Helmut Manzenreiter, danach wieder Chorgesang, Gedenk- und Segensgebete beider Konfessionen, Heldenehrung und Kranzniederlegung, Landeshymne 1. und 4. Strophe, Läuten der Heldenglocke.

Der Mythos vom siegreichen Abwehrkampf

In der Kronenzeitung vom 5. Oktober dieses Jahres kommt Fritz Schretter - der jetzige Landesobmann des KAB - zu Wort und spricht vom „siegreichen Kärntner Abwehrkampf“. Die historischen Fakten sind allerdings andere! Der „siegreiche Abwehrkampf“ endete im Juni 1919 mit der Besetzung Klagenfurts durch reguläre SHS-Truppen. Also mit einem Sieg der SHS-Truppen und mit einer militärischen Niederlage der Kärntner Einheiten. Es handelte sich um eine eindeutige militärische Niederlage. Nur auf Druck der Entente-Mächte und nicht auf Druck der Abwehrkämpfer mussten sich die SHS-Truppen wieder zurückziehen.

Ende Juli 1919 räumten die SHS-Truppen Klagenfurt und zogen sich zurück. Der Begriff Abwehrkampf ist völlig unangebracht, denn es wurde dabei nichts abgewehrt. Das ist auch der Grund, warum die seriöse historische Literatur den Begriff „Kärntner Abwehrkampf“ nicht verwendet, sondern von bewaffneten Grenzauseinandersetzungen spricht. Mit dem Begriff „Abwehrkampf“ konstruierte und konstruiert der Kärntner Abwehrkämpferbund einen Mythos. Dass sich dieser Mythos vom „siegreichen Kärntner Abwehrkampf“ so erfolgreich in die Köpfe der Kärntnerinnen und Kärntner eingenistet hat, daran waren und sind viele Meinungsmacher, wie Lehrer, Journalisten, Politiker aller Parteien und verschiedene Organisationen, wie der Kärntner Heimatdienst, die Kameradschaftsbünde, die Ulrichsberggemeinschaft und auch die Historikerinnen und Historiker vom Kärntner Landesarchiv beteiligt. Dass ihnen das so gut gelungen ist, ist eine Schande für Kärnten. Es gab keinen Abwehrkampf! Es gab bewaffnete Grenzkonflikte! Der siegreiche „Kärntner Abwehrkampf“ ist ein Mythos.

Mythos Kärntner Volksabstimmung

Zur Kärntner Volksabstimmung gibt es folgende Kärntner Lesart: „Voraussetzung für die Durchführung der Volksabstimmung – beschlossen 1919 auf der Friedenskonferenz in Paris – war der Kärntner Abwehrkampf.“ Also: Der Kärntner Abwehrkampf, der ein militärisches Fiasko gewesen ist, war die Voraussetzung für die Volksabstimmung. Wenn man so etwas behauptet, sollte man es belegen können. Das offizielle Kärnten erwartet sich natürlich von der institutionalisierten Landesgeschichtsschreibung – sprich Kärntner Landesarchiv - die Festschreibung dieses Kärntner Landesmythos. In diesem Sinn ist die Historikerin Frau Dr. Claudia Fräss-Ehrfeld, Vorsitzende des Kärntner Geschichtsverein, angetreten und hat im Jahre 2000 ein Buch mit dem Titel „Abwehrkampf – Volksabstimmung – Identitätssuche“ herausgegeben. In diesem Buch versucht sie eine schlüssige Verknüpfung zwischen Abwehrkampf und Volksabstimmung nachzuweisen. Dies gelingt ihr nicht. Sie bleibt Beweis schuldig, für den sie angetreten ist. Faktum ist: In der historischen Wissenschaft lässt sich dieser ursächliche Zusammenhang an keiner Stelle nachlesen. Es ist eine Geschichtskonstruktion, die nicht bewiesen werden kann.

Zur Ausstellung „Wo man mit Blut die Grenze schrieb“

Der Verein Erinnern hat gemeinsam mit kärnöl eine Ausstellung gestaltet, die unter dem Titel „Wo man mit Blut die Grenze schrieb“ am Dienstag den 9. Oktober auf dem Villacher Hauptplatz gezeigt wird. Jede Kärntnerin und jeder Kärntner assoziiert diesen Titel sofort mit dem „siegreichen Kärntner Abwehrkampf“ und der Karawankengrenze, denn es handelt sich bei diesem Titel um die dritte Zeile der vierten Strophe des Kärntner Heimatliedes, eines Liedes, das jeder Kärntner schon tausendmal gehört und auch gesungen hat. Diese Strophe ist nicht original, sie wurde erst später – nach dem „Abwehrkampf“ - hinzugefügt. Das ursprüngliche Kärntner Heimatlied besteht nur aus drei Strophen, die die Landschaft Kärntens beschreiben.

Unserere Ausstellung erzählt aber eine völlig andere Geschichte. Auch sie erzählt zwar von der Karawankengrenze, aber der Betrachter ist jetzt zu seiner Verwunderung mit Dokumenten aus den Jahren 1941-1943 konfrontiert. Im April 1941 wurde unter dem Oberkommando des österreichischen Wehrmachtsgenerals Alexander Löhr Jugoslawien überfallen und die für die Kärntner so „heilige Karawankengrenze“ wurde niedergerissen und die Oberkrain wurde an Kärnten angeschlossen und mutierte zu „Südkärnten“. Die Oberkrain wurde unter die Zivilverwaltung von Kärnten gestellt und zum Chef der Zivilverwaltung wurde der Gauleiter von Kärnten Friedrich Rainer ernannt. Der Auftrag von Hitler lautete: „Macht mir dieses Land wieder deutsch“. Diese Ausstellung handelt von der rücksichtslosen und brutalen Germanisierungs- und Vertreibungspolitik in der Oberkrain, die von Kärnten aus maßgeblich mitbestimmt wurde. Sie handelt vom Abwehrkampf der Partisanen gegen die nationalsozialistische Barbarei. Und dieser Abwehrkampf ist kein Mythos, denn er war erfolgreich. Gott sei Lob und Dank! Denn sonst würden wir heute nicht in der zweiten Republik leben, sondern in der Ostmark.

Anmerkung: Für die Ausstellung verwenden wir die Dokumente, die der slowenische Historiker Tone Ferenc in seinem Buch „Entnationalisierungspolitik in Slowenien 1941 – 1945“ veröffentlicht hat. Diese Dokumente können auf www.karawankengrenze.at nachgelesen werden.

Auszug aus einer Rede des Ordinarius für Zeitgeschichte der Universität Klagenfurt, Prof. Dr. Karl Stuhlpfarrer zum Abwehrkampf der Partisanen:

„Die Partisanenbewegung ist im Kampf gegen ihre Gegner entstanden und ihr Kampf richtete sich gegen das Naziregime in Österreich und im deutsch besetzten Europa. Diesen Kampf führten sie gemeinsam mit den alliierten Streitkräften und in Übereinstimmung mit den Zielen der alliierten Streitkräfte. Gegen ein Regime, das nicht nur Kärnten und Slowenien, sondern ganz Europa mit Krieg und Terror überzogen hat. Die slowenische Partisanenbewegung war die Antwort auf den Überfall Nazideutschlands – und Österreich war damals ein Teil Nazideutschlands – auf Jugoslawien, die Antwort auf die brutale Germanisierungs-, Vertreibungs- und Beraubungspolitik in den besetzten slowenischen Gebieten der Untersteiermark und Oberkrains. Diese Partisanenbewegung, die südlich der Karawanken schon in Sommer 1941 entstand, fand ihren Widerhall auch in Kärnten, als die Kärntner Nationalsozialisten ihre antislowenische Politik zu verstärken begannen und im April 1942 mit der ersten Massendeportation begannen. Das gab den Anstoß zur Führung des bewaffneten Kampfes auch auf Kärntner Boden. Hier verteidigten die Sloweninnen und Slowenen ihre Heimat, in der sie seit Jahrhunderten lebten. Partisanenkampf war also Kampf im Dienste an der Heimat. Kärntner Partisanenkampf ist also der eigentliche Kärntner Abwehrkampf. Partisaninnen und Partisanen kämpften hier gegen den Nazismus, den landfremden Nazismus, wie ihn Karl Renner 1945 nicht ganz richtig nannte, und sie haben ihn abgewehrt.“

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Walter Sedlacek, 2008-11-21, Nr. 4269

Entschuldigung, aber wie kann man bloss so naiv sein, und unter "Abwehrkampf" nur den militärischen Teil der Auseinandersetzung zu definieren ? Alleine Kärnten schaffte es, im Gegensatz zu einigen anderen umstrittenen Zonen, durch seinen breiten militärischen Widerstand klarzumachen, dass es gegen eine Annektion der Südslawen war. Ohne diesen militärischen Widerstand hätte es nie eine Volksabstimmung gegeben. Daher ist der Kärntner Abwehrkampf aus sicht der Kärntner als Sieg zu betrachten.

Stephan Jank, 2008-11-21, Nr. 4270

Lieber Walter Sedlacek,

glaub' mir: Es waren namhafte (nicht nur) Kärnter (Landes)historikerInnen in Paris und London (und sonst noch wo) und haben die dortigen Archive genau studiert, um zumindest irgendeinen historisch belegbaren Anhaltspunkt zu finden, der Deine These stützen würde. Allein, sie haben nichts gefunden. Und glaub' mir: Da waren einige dabei, die gerne gefunden hätten.

Daraus lässt sich aber nur ein Schluss ziehen: Die Kärntner Volksabstimmung mag viele Gründe und Ursachen gehabt haben. Aber mit Sicherheit hat das militärische Fiasko dieser zum Abwehrkampf hochmythologisierten Grenzscharmützel genau nichts dazu beigetragen.

Hannes, 2008-11-23, Nr. 4271

"Geschichte ist die Lüge , auf die man sich geeinigt hat ".

( Napoleon zugeschrieben )

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