2003-01-26
Reindling, Krapfn, Maischalan
Der Kärntner und seine Nahrung
Dass der Kärntner gerne gut isst und natürlich auch gerne trinkt, ist bekannt. Und in der Tat ist "a Kärntner Achtale" in Wirklichkeit ein viertel Liter.
Das Grundnahrungsmittel ist und bleibt aber dennoch die Leberkässemmel. Und das, obwohl die Kärntner Küche so wohlschmeckende Speisen wie Kirchtagssuppe, Reindling, Kasnudeln, Fleischnudeln und den berühmten Kärntner Speck hervorgebracht hat. Aber nein, es muss zur Jause unbedingt eine Leberkässemmel sein, obwohl darin weder Leber noch Käse sind.
Zu Ostern nimmt der Kärntner gerne zum Osterschinken den süssen Reindling, der im Gegensatz zum "Pohatscha" mit Rosinen und Zimt verfeinert ist. Dazu isst er geräucherte Würste und Schinken, und "Kren", der im englischen nicht zu unrecht "Horserettich" genannt wird.
Dies mag eigenartig klingen, aber wenn man sieht wie der gestandene Kärntner zum Kirchtag auf seine Saure Suppe teelöffelweise Zimt streut, kommen einem schon Zweifel am "Gschmachn" (Geschmack) des Kärntners. Aber sonst speist derKärntner durchaus deliziös. Da gibt es zb. die Sassaka, ein Mus aus Speckresten, wobei noch unterschieden wird zwischen "gsölchter und gebratener "Sassaka. Der Innbegiff der schmackhaften Kärntner Küche ist, wenn in besagter Sassaka Würste eigelagert werden. Der kulinarische Höhepunkt ist aber der Kirchtag. Nicht, dass der Kärntner besonders religiös wäre, nein, da gibt es die schon erwähnte "saure Suppe", von der mindestens soviele Rezepte existieren, wie es Kirchtage gibt, eine Fleischsuppe aus angeblich sieben verschiedenen Fleischsorten mit süssem und saurem Rahm aufgegossen und mit Matschgablühe (Muskatblüte) gewürzt.
Auch Braten jeder Art wird zum Kichtag gerne verzehrt. Nicht zu vergessen sind die Getränke: Ein sogenannter "guter Most "ist das mindeste das der Kärntner, wenn er durstig ist, trinkt. Der Most ist aus Fallobst gekelteter Apfelsaft.Wenn dieser Apfelsaft dann noch mit Birnen, Mostbirnen, gemischt und dann vergoren wird, erhält man ein Getränk, das ein Zwischending aus Essig und Ochsengalle ist. Krempfig (von Bauchkrämpfen) sagt der Kärntner dazu, wenn die Birnen die Überhand an Geschmacksstoffen bilden. Dann im Herbst wird der Most dann zu Obstler gebrannt, ein Schnaps, der so ist wie der Most war. Nicht umsonst sagt man: Der is oba a "brenn obe, stink aufa". Mit dem, für einen gesunden Gaumen eigentlich total ungniessbare Getränk wird im Winter, wenn der Kärntner beim Eisschiessen ist, der Tee (Tää) "verfeinert", Jagatää. Das Ergebnis ist dann, dass auch der gestandenste Kärntner anfängt, den Halt auf dem Eis zu verlieren.
Im Winter wenn es draussen kalt ist, isst der Kärntner mit Vorliebe Fleisch. Nicht etwa Schnitzel oder Braten, nein er präferiert die Abfälle seiner Schlachtung. So zum Beispiel. das Kopffleisch mit Rollgerste gemischt, im Schweinsnetz, als Meischalan. Knödel, die sehr fett sind, dazu Sauerkraut und mit "Zwiefel" gebratene Erdäpfel. Eine Speise, für die man schon mindestens drei Stunden in der Kälte schwerstens gearbeitet haben musste, um das auch unbeschadet zu verdauen. Eigentlich ist ja um die Weihnachtszeit "Fastenzeit", aber
das ist ihm "wurscht" (egal).
Auch nimmt der Kärntner in der Fastenzeit gerne Erdäpfelsalat gemischt mit Heringsstückchen und Äpfeln zu sich. Um einen farbigen Akzent zu setzen, wird er noch mit Roten Rüben vermengt. Der so angerichtete Salat sieht dann aus wie ein Abzess das eben aufgebrochen ist. Auch Germteigkugeln die in Schweineschmalz ausgebacken sind zeugen von der Tiefsinnigkeit zur Religion. Um Vorzutäuschen das die Krapfen mit purem Gold gefüllt sind wird mit einer Spritze ein Klecks Marillenmarmelade Implantiert so, und mit mehreren Leberkässemmeln rettet er sich über den Winter bis zur Osterzeit, bei der er wieder mit Schinken und Würsten weitermacht.