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Hans Haider

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2007-03-23

Alles nur TECHNIK?

Über die philosophische Dimension der Naturwissenschaften

Worum's hier geht:
iv-positionen – Dezember 2006/Jänner 2007
Zukunft der Bildung - Schule 2020

kärnöl-Links zum Thema:
Gegen die Hetze eins Herrn Ortner - offener Brief
Christian Ortner hat schon recht
Industrie macht Schule
Bildung als Ware?
Denn sie dürfen nicht, was sie sollen
Im Namen der Industrie: Lebenslänglich lernen

Im Positionspapier der Industriellenvereinigung „Zukunft der Bildung" gibt es auch eine zaghafte Aussage zur Fächerkombination. Es wird der Vorschlag gemacht ein neues Fach einzuführen: „Technik und Naturwissenschaften". Was damit gemeint ist, wird nicht näher erläutert. Aber man liegt sicher nicht falsch, wenn man dahinter die Absicht vermutet die klassischen Naturwissenschaften Biologie, Physik und Chemie unter den Aspekt der Technik zusammenzufassen. Also unter den Aspekt des „Nutzens". Diese Tendenz wird auch durch die aktuelle Schulpolitik verstärkt und mit verursacht, wo immer wieder gefordert wird im Rahmen des naturwissenschaftlichen Unterrichts auf den alltäglichen „Nutzen" hinzuweisen. Pädagogisch wird argumentiert, dass der weitgehende Verzicht auf Theoriebildung junge Menschen eher für Naturwissenschaften und Technik begeistert und zudem besser geeignet ist für schwächere Schüler. An beiden Aussagen sind Zweifel angebracht und sie widersprechen auch meiner langjährigen Erfahrung als Physik- und Mathematiklehrer. Es ist eher zu vermuten, dass die „Schulpolitik dieser Leute und des Industriellenvereins" im Wesentlichen bestimmt wird von Personen, die selbst der Überzeugung sind, Naturwissenschaft sei grundsätzlich nur praktisch zu motivieren. Aber ein rein pragmatischer Zugang zu den Naturwissenschaften begeistert höchstens infantile Technikfetischisten. Auch das ist meine Erfahrung. In Wahrheit haben die Naturwissenschaften eine philosophische Dimension, die für die Bildung aller Menschen wichtig ist und in den Schulen unbedingt unterrichtet werden muss. Die Naturwissenschaften lassen sich nicht auf Spezialgebiete eingrenzen oder von den Geisteswissenschaften abgrenzen.

Dazu einige Beispiele:

  1. Sicher hat es nichts mit Technik zu tun, aber sehr viel mit Geisteswissenschaft, wenn in der Schule über Kopernikus, Kepler und Galilei diskutiert wird, die eine entscheidende Rolle gespielt haben um die Bewegungsgesetze der Planeten zu begreifen und damit einen wichtigen Beitrag geleistet haben, um die Wissenschaft von der Vorherrschaft der Theologie zu befreien. Ich meine, dass es in der Schule unbedingt notwendig ist über das geozentrische Weltbild des Ptolomäus und über das heliozentrische Weltbild eines Kopernikus zu sprechen.
    Ebenso sollte man in diesem Zusammenhang über Erathostenes sprechen, der den Erddurchmesser errechnete und über Aristarch von Samos, der ein heliozentrisches Weltbild vertrat und der die Bewegungen der Gestirne unter der richtigen Annahme der doppelten Bewegung der Erde erklärte. Beide lebten um 300 v.C. Damals versuchten die Menschen erstmals die Welt ohne Mythologie zu deuten. Es war die Geburtsstunde der Wissenschaft.
  2. Natürlich ist es unbedingt notwendig im Biologieunterricht die Evolutionstheorie von Charles Darwin, die nichts mit Technik zu tun hat, zu erörtern. Auch das ist ein Beispiel dafür, wie die Wissenschaft mit der Theologie bzw. Kirche in Widerspruch gerät und wie sie sich aus dieser Bevormundung befreit. Es ist auch ein weltanschauliches, ein philosophisches, ein geisteswissenschaftliches Thema.
  3. Die Atomtheorie, eine der wichtigsten Theorien des 20. Jahrhunderts, hat ihren Ursprung im antiken Griechenland. Sie führt uns zurück zum griechischen Naturphilosophen Demokrit, der um 400 v.C. lebte.
  4. Die zwei wichtigsten modernen naturwissenschaftlichen Theorien unserer Zeit, die Relativitätstheorie und die Quantentheorie sollten in einem Gymnasium in der Oberstufe nicht übergangen werden.
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Mimenda, 2007-03-23, Nr. 3485

ja, herr haider, sie sprechen mir aus der seele.
hätte ich solche lehrer wie sie gehabt, ich wäre wohl den sogenannten naturwissenschaften und der mathematik nicht so feindlich gesonnen wie ich es dank meiner eigenen schulerfahrung wurde. aber in der schule, so muss ich sagen, habe ich eigentlich nur gelernt, dass das, was mich interessiert, dort nicht zu lernen ist. 13 mehr oder weniger vergeudete jahre, wenigstens was das lernen betrifft :-)

helmut friessner, 2007-03-24, Nr. 3487

Lieber Hans,

Habe Deinen Beitrag für nicht mehr und nicht weniger als eine Veranstaltungsankündigung gehalten und bin gestern tatsächlich um 20.30 im Platzl aufgetaucht, wo mir bald klar wurde, dass ich mich „technisch“ geirrt habe.
Sollte/Könnte man diesen ominösen Vorfall nicht vielleicht zum Anlass nehmen, dem voreiligen Besuch tatsächlich eine Veranstaltung folgen zu lassen, bei der Du uns ein wenig über Deine Thesen aufklären könntest? (Immerhin ist Euer Zampano ja auch Mathematiker, oder?)
Sosehr ich übrigens Deine Kritik in Richtung Industriellenvereinigung uneingeschränkt nachvollziehen kann, sosehr bleibt die „philosophische Dimension“ der Naturwissenschaften, die Du u.a. mit Hinweisen auf die Antike untermauerst, für mich nicht ganz erschließbar. Ist die Naturwissenschaft – wenngleich von den alten Griechen begrifflich grundgelegt, wie übrigens auch die Technik - nicht vielleicht doch eines der Phänomene, die – beginnend mit Francis Bacon – zu einer der wesentlichen Grundlagen unserer heutigen Weltsicht weiterentwickelt wurde? Zur Beherrschung der Natur, zu ihrer Unterwerfung, zum damit einhergehenden eindimensionalen (technischen) Fortschritt, verbunden mit einer ökonomischen Wachstumsideologie? Ist die Naturwissenschaft aber nicht auch „Patin“ des gesamten (unheilvollen?) wissenschaftlichen Apparates?
Wie auch immer, ich bin hier gedanklich vielleicht auf einer anderen Baustelle. Dennoch wäre es für mich von Interesse, Kärnöl zu einem (wiederholten) Diskurs über die Rolle von Bildung und Wissenschaft anzuregen. Wer, wenn nicht Du, könnte dazu einen entscheidenden Auftaktbeitrag leisten, zumal sich Dein Wissenschaftsverständnis stark in einem humanistischen Weltbild zu gründen scheint, was zugleich den Boden für eine kontroversielle Diskussion aufbereitet.
Mit freundlichen Gruessen
Helmut Friessner

Mimenda, 2007-03-25, Nr. 3488

für mich ist die frage, ob die wissenschaft, die ja zunächst nur eine war, sich nicht durch die und in der arbeitsteilung in natur- und geisteswissenschaft (darin womöglich einem kapitalistischem entwicklungsgesetz folgend) zu dem entwickelt hat, was sie heute darstellt:

zu einer libidinös besetzten technokratie, welche die folgen des durch ihre herrschaft hervorgebrachten "fortschritts" nicht ins kalkül zieht.

zu einer in der öffentlichen meinung geradezu zu einer okkulten kunst und damit faktisch zum papiertiger gewordenen "geisteswissenschaft", über deren geist die öffentlichkeit sich keine rechenschaft mehr geben kann und will, weshalb sie - durchs ressentiment aufgeladen - ersatzweise dem ehemaligen bildungswissen als seinem verfallsprodukt huldigt, nicht ohne sich zugleich an seiner fehlenden triftigkeit für die belange heutigen lebens zu ergötzen..

die technik oder technologie selbst ist nicht das problem, sondern ihre verquickung mit der macht. die affinität von machbarkeit und macht zur technik (die ja ihrem ursprung nach handwerk, aber auch kunstwerk war) ist im "zeitalter des angebeteten fortschritts um jeden preis" nicht wegzudenken. erst wenn fortschritt in den köpfen aller als etwas empfunden wird, das nicht mehr notwendig als vorwärts gerichtet gedacht wird und damit altes und bestehendes nicht länger gefährdet und zerstört, kann es m.e. wieder zu einem ausgleich kommen.

mir persönlich will es so scheinen, als sei die fixierung auf die technik der versuch, die bösen geister zu exorzieren und die tiefsitzende existenzielle angst zu bewältigen, welche die industrielle revolution ins rollen gebracht hat. dass man dabei den teufel mit dem beelzebub auszutreiben versucht, liegt auf der hand.

zu einer freien gesellschaft würde es gehören, dass sie sich gedanken darum macht, welche technik oder technologie sie zukünftig haben und welche bereits erfundene sie nutzen will. beides geschieht aber nicht: es wird auf teufel komm heraus erfunden. und wenn etwas dann existiert, wird es auch eingesetzt. manchmal dauert's halt ein wenig.

um stellung zu beziehen, benötigt man indes die fähigkeit, die gesellschaftlichen implikationen zu ermessen. und gerade diese soll die geisteswissenschaft doch vermitteln. dass sie dies nicht mehr kann, zeigt, wie sehr sie bereits selbst unter dem diktat der machbarkeit steht: die geisteswissenschaft korrigiert nicht mehr, sie geriert sich als steigbügelhalter der diktatur der technokratie (oder fristet ein nischendasein). sobald die im sattel sitzt, wird sie in dieser funktion nicht mehr gebraucht. die frage daher: sitzt sie schon, oder steigt sie noch?

Stephan Jank, 2007-03-25, Nr. 3492

Liebe Leute,

ich halte die Anregung von Helmut Friessner in seiner Reaktion 3487 auf den Beitrag "Alles nur TECHNIK" für überaus interessant und glaube tatsächlich, dass wir uns überlegen sollten, den Anstoß zu einem Diskurs über die Rolle von Bildung und Wissenschaft im kärnöl-Rahmen (soll insbesondere heißen: in unserem Villacher Umfeld) ins Auge zu fassen.

Vielleicht sind ja auch andere Menschen (nicht nur) in Villach an einer solchen Debatte interessiert. An einer Debatte nämlich, die nicht von irgendeiner iv oder sonst einer politischen (Vorfeld)Organisation verordnet und/oder vorformuliert wird, sondern die gewissermaßen emanzipatorisch von unten kommt und sich dabei ihre Begrifflichkeit selbst entwickelt.

Eine Debatte ohne Podium sozusagen.

Sinnvollerweise müsste eine solche Veranstaltung(sreihe?) mit allen Interessierten im Vorfeld diskutiert und ein entsprechendes Procedere akkordiert werden. Eine Einladung jedenfalls kann hier nicht genügen, denn eingeladen wird immer nur dort, wo dann auch abtransportiert wird (siehe iv).

Dass die Debatte über die Rolle von Bildung und/oder Wissenschaft (gerade im kleinen Umfeld) aus den engen bildungspolitischen Bezugssystemen heraus in einen gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang gebracht werden muss, scheint mir angesichts der aktuellen Angriffe auf diese Schlüsselbereiche unserer Gesellschaft als überaus not-wendig. Der Druck, der dabei nämlich ausgeübt wird, geht weit über das hinaus, womit das Bildungssystem von sich aus umzugehen in der Lage wäre.

Vielleicht kann kärnöl ja einen kleinen Beitrag in diese Richtung leisten. Wie seht Ihr das?

Hey Steve,I use twit, 2015-09-26, Nr. 6394

Hey Steve,I use twitter for cnaiterg an open and shared communication channel (informal) for my project students each year. This allows them to beat the feeling of isolation that is common in final year project students especially around their project related issues. This helps them form a community of interest around doing a project.I use a range of tools to create blended learning experience for my studened doing projects with me (using wikis, e-logs and twitter). I also use twitter for several other personal and professional uses some of which are mentioned by users above.

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