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Michael Genner

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2007-01-03

Eine weniger. Was kommt danach?

Siehe dazu auch r Michael Genners Entschuldigung

Die gute Meldung zum Jahresbeginn: Liese Prokop, Bundesministerin für Folter und Deportation, ist tot. Mit ihrem Namen wird für immer die Erinnerung an das Leid verzweifelter, vergebens schutzsuchender Menschen verbunden sein.

Die Erinnerung an Menschen, die - in der Heimat verfolgt, der Folter und dem Tod entronnen - hier in Österreich neuerlich mißhandelt, gedemütigt, von ihren Familien getrennt, ins Gefängnis gesperrt, durch die Haft von neuem traumatisiert und abgeschoben wurden:

An den 19jährigen Juscha, den Prokops Polizei vor den Augen seiner schwerkranken Eltern in Handschellen abführte. An die Frau, die - wahnsinnig vor Angst - nach Gugging gebracht werden musste, weil ihr Mann verhaftet worden war. An das 13jährige Mädchen, das einen Kollaps erlitt, als der Vater vor ihren Augen abgeführt wurde. Alles, wohlgemerkt: Menschen, die nichts Böses getan hatten, keine Kriminellen, sondern Flüchtlinge im Sinne der Konvention, nur leider nicht willkommen in Prokops Land.

An Herrn A., der sich nachts schweißgebadet und schreiend in Albträumen wälzt; der sein neugeborenes Kind nur 5 Minuten am Gang sehen durfte; freigekämpft von Asyl in Not knapp vor dem Transporttermin. An Herrn T., für den jede Hilfe zu spät kam - abgeschoben nach Polen, weitergeschoben nach Russland, erschossen in Tschetschenien vor seinem Elternhaus.

Die Erinnerung an Liebespaare, die durch Prokops Behörden auseinandergerissen wurden, an Frau Brichta, die noch immer in China darauf wartet, ob sie endlich zu ihrem Mann zurückkehren kann, und viele andere, die in ständiger Angst vor der Trennung leben, weil Frau Prokops Gesetz die Menschenrechte für "Fremde" abgeschafft hat.

Frau Prokop war eine Schreibtischtäterin, wie es viele gab in der grausamen Geschichte dieses Landes: völlig abgestumpft, gleichgültig gegen die Folgen ihrer Gesetze und Erlässe, ein willfähriges Werkzeug einer rassistisch verseuchten Beamtenschaft. Kein anständiger Mensch weint ihr eine Träne nach.

Aber - was kommt danach? Eine große Koalition, die das herrschende Unrecht mit Verfassungsmehrheit einbetoniert? Oder ein neu aufgelegter Block der rechten Deportationsparteien, eine austrofaschistisch-nationalsozialistische Koalition? Daß ausgerechnet Schüssel, der Wegbereiter der Haiderei, Prokops Geschäfte weiterführt, läßt nichts Gutes hoffen für dieses Land.

Oder hat endlich jemand den Mut, den Knoten zu durchschneiden, die unsagbar jämmerlichen Verhandlungsspielchen zu beenden und eine Reformregierung zu bilden, wie es dem Wahlergebnis entspricht? Die Regierung Schüssel-Haider ist nämlich abgewählt. Die Menschen wollten sie nicht mehr.

Wir NGOs wollen nicht, dass an ihre Stelle eine "stabile" Regierung mit "breiter Mehrheit" tritt, oder wie alle diese Phrasen heißen. Sondern wir wollen, dass das Unrecht gesühnt wird. Daß ein neuer Minister die schlimmsten Folgen der Prokopzeit rasch - und das heißt: per Verordnung, mit einem Federstrich - saniert. Dafür kämpfen wir im neuen Jahr.

Österreich muß wieder Asylland werden. Die Menschenrechte müssen wieder gelten in diesem Land!

Der Autor, Michael Genner, ist Obmann von r Asyl in Not

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Mimenda, 2007-01-03, Nr. 3040

"Kein anständiger Mensch weint ihr eine Träne nach."
Da das hier ein Forum ist, in dem geschrieben werden kann und soll, was man denkt, schreibe ich dir, Michael Genner, dass ich gern darauf verzichte, in deinen Augen ein anständiger Mensch zu sein.
"Eine weniger" und das Zitat eingangs, das ist für mich der verachtenswerte Ausdruck solcher, die sich nicht nur in allem besser dünken als jene, gegen die sie reden, sondern die auch alle anderen auf ihre Ansichten dergestalt vergattern wollen, dass nur diese noch gelten dürfen.
Jeder, der dem nicht willfährt, ist damit zugleich des Verlustes seiner "Anständigkeit" (allein dies Wort schon riecht mir nach kleinbürgerlichem Faschismus) in den Augen der selbsterklärten "Anständigen" sicher.
So triftig alle Gründe gegen die Abschiebepraxis in unseren Ländern sind, bei solchen Sätzen wird mir Angst und Bange davor, dass im Falle einer Umkehrung der Machtverhältnisse Abschieben durch Abmurksen ersetzt werden könnte.

diana, 2007-01-03, Nr. 3041

beim lesen des textes habe/hatte ich das gefühl, herr genner ist „grenzenlos“ wütend und angefressen, deshalb, lieber mimenda, wohl auch diese hart formulierten zeilen....
was für tragische schicksale er wohl tag täglich miterleben muss! und ich kann auch herrn genner verstehen, sehr radikal und direkt.

sollen wir die worte wörtlich nehmen? und somit herrn genner verurteilen, oder doch lieber die verstorbene verurteilen??

natürlich ist die verstorbene NICHT an der ganzen problematik ALLEINE schuld!!!!!!!!!!!!!!!
natürlich ist die "zufällige" geburt in einen krisengeplagten-dritte welt land nicht einfach nur „schicksal“ und somit mit schulterzucken einfach zu akzeptieren - hin zu nehmen.


nur eines sei gesagt:

ich kann verstehen, dass ich zum flüchtling werde, weil ich zBsp. in einer wüste sitze und nichts zum fressen habe, oder wenn ich verfolgt und gefolter werde

ich kann aber auch verstehen, dass die lösung nicht die FLUCHT ist....

wir können unsere grenzen öffnen und wir können alle unsere reichtümer teilen, wir könnten sogar auf unsere lebens - standards verzichten und alle verfolgten dieser welt, so lange die mittel vorhanden sind, aufnehmen etc..

aber seinen wir ehrlich::::: WOLLEN WIR DAS?
NEIN wir wollen ES NICHT
es gibt nur GANZ GANZ wenige menschen die es wollen:::::

menschen die sich vom kapitalistischen – schein - sein losgesagt haben
menschen wie mutter theresa zBsp.

cm, 2007-01-03, Nr. 3042

e(r)nt/wach(s)en wir aus unserem pseudo-realismus!

unsere biedermeier -kästchen –denkweise erscheint zu hinderlich!

Mimenda, 2007-01-03, Nr. 3043

Die Wut und Empörung über die Schicksale mag ich gerne teilen! Aber Wörter sprechen, auch wenn sie geschrieben stehen! Wie anders als wörtlich und zugleich bildlich kann ich sie daher nehmen?
Was bedeutet: "eine weniger" usw.? Doch sowas wie: nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer?
Und dann setz an die Stelle von Indianer solche, die du hasst, ob einzelne oder eine Gruppe.
Die Frau Ministerin ist ersetzbar, wie der Indianer durch den Juden und der Jude durch den Migranten.
Ihre Nachfolger werden es ihr gleichtun oder es ähnlich machen (siehe in D: Schily oder Schäuble oder N.N., wo ist da der Unterschied?). Und allein schon, weil sie ersetzbar ist, ist individueller Hass unangebracht. Wer gegen das, was getan wird, sich ereifert, hat meine Sympathie, aber er hat sie nur solange, wie er bei den Menschen bleibt, um die es ihm geht und darum, wie sie behandelt werden. Um die Frau Ministerin geht es nicht, sie ist die Charaktermaske, die sie nun final abgelegt hat, damit ihr Nachfolger sie anziehen kann. Ihre Haltung und ihr Verhalten können wir schlecht finden und uns dagegen wehren, aber es gibt nicht einen Grund, den Menschen hinter der Maske als wertlos oder unwert abzustempeln. Und ich wage hinzuzufügen, dass das auf alle Menschen zutrifft, und hießen sie gar Saddam Hussein.
Es liegt mir fern, Herrn Genner zu verurteilen (dies hier ist ja wohl auch eher ein Forum denn ein Gericht). Aber ich werde mich doch von dem Ausdruck des Hasses und, was ich schlimmer finde, dem behaglich augenzwinkernden Einvernehmen, das sich im Anruf an die "Anständigen" manifestiert, deutlich, klar, womöglich auch hart distanzieren dürfen. Ein Anruf, der da meint, den Leser auch da noch ins Boot zwingen zu müssen, wo er ihn doch andererseits schon darin sieht. Da bin ich doch lieber unanständiger Indianer und gehe allein auf die Pirsch, denn die Vereinnahmung durch die Masse beginnt, wo die Würde des Menschen aus vermeintlich gutgemeinter Ideologie zur gemeinsamen Disposition selbsternannter Gutmenschen steht. Die Menschenwürde gilt für jeden, egal ob Migrant oder Minister.
Hart in der Sache, sehr wohl! Ist dabei oft schwer, es nicht der Per-Son anzukreiden. Aber solche Sätze ent-larven: sie reißen die Maske dessen weg, der sie äußert! Was dahinter ist, mag ich nicht beurteilen, aber es macht mir Angst.

erika, 2007-01-06, Nr. 3045

an die kärnölredaktion;

ich bin mit der veröffentlichung des egozentrischen hasserfüllten artikels von dem anständigen selbstlosen herrn genner auf der kärnölseite nicht einverstanden und distanziere mich hiermit als kärnölfreundin von der veröffentlichung des beitrages von herrn genner zum ableben eines menschen denn ein schlechtes gefühl entwicklelte sich da beim lesen der überschrift und des artikels in mir.

was soll so ein pamphlet bewirken, frage ich die herrn redakteure von kärnöl und auch herrn genner????

erika

Volker Kier, Ehrenobmann von Asyl in Not, 2007-01-07, Nr. 3046

De mortuis nil nisi bene? - Eine Klarstellung zum Tod von Liese Prokop

Um Missverständnissen vorzubeugen: Selbstverständlich waren die Formulierungen Michael Genners in seiner Aussendung vom Neujahrstag 2006 „Eine weniger“ und „Die gute Meldung zum Jahresbeginn: Liese Prokop … ist tot“ inakzeptabel und auch weder dem Geschehen angemessen noch seinen und unseren Anliegen entsprechend. Die Nachricht vom Tode eines Menschen kann grundsätzlich nie eine Gute sein; speziell nicht, wenn er unter derart tragischen Umständen eingetreten ist.

Allein der Tod eines Menschen bietet aber per se auch noch keinen Anlass zu Glorifizierungen, wie sie ob der Verstorbenen derzeit quer durch alle politischen und nichtpolitischen Lager zu vernehmen sind.

Sie habe dem Amt ein menschliches Antlitz verliehen (Kardinal Schönborn), sei eine Person des Ausgleichs gewesen (Bundespräsident Fischer), habe menschliche Politik gemacht (VP-Klubobmann Molterer), sich stets um die Aufrechterhaltung von Gesprächsbereitschaft bemüht (Grün-Obmann Van der Bellen). Ministerin Prokop sei ein anständiger Mensch gewesen (Grün-Abgeordneter Pilz).

So wenig also hingenommen werden kann, Menschen noch nachzutreten, die ohnehin schon vor einem anderen Richter stehen, umso mehr muss es aber bei aller Pietät erlaubt sein, den in mehr oder weniger plötzlicher Sympathie für die Amtstätigkeit der Verstorbenen geeinten Nachrufern der politischen Wahrheit zu liebe doch auch das eine oder andere entgegen zu halten. Anderenfalls bliebe die Instrumentalisierung des Todes von Liese Prokop zur Verharmlosung ihrer menschenverachtenden Politik unwidersprochen.

Aus der Fülle der bedenkenswerten politischen Fehler seien hier jene in Erinnerung gerufen, die Roland Hermann (Kanzlei Dr. Wolfgang Rainer) dieser Tage zusammengefasst hatte:

1. Auf die Frage von Armin Wolf in einer ZIB 2, ob gegenüber dem Folteropfer Bakary J. nicht eine Entschuldigung angebracht wäre, fiel Frau Ministerin Prokop bloß ein: "Man darf nicht vergessen, dass es sich um einen verurteilten Drogendealer handelt."

Welcher Stein ihr mit einer Entschuldigung aus der Krone gefallen wäre, ist unerfindlich. Immerhin waren die rechtskräftig verurteilten Folterer Polizisten und auch verurteilte Drogendealer haben Anspruch darauf, nicht gefoltert zu werden. Eine Entschuldigung wäre also das Wenigste gewesen, was zur Wiedergutmachung hätte getan werden können.

2. "Ehe ohne Grenzen" - Frau Ministerin Prokop war bis zuletzt NICHT zu einem Gespräch mit den betroffenen inländischen Ehepartnern bereit. Den vollmundigen Versicherungen ihrer stattdessen zur Kopfwäsche durch die empörten Angehörigen vorgeschickten Ministerialbeamten zum Trotz sind dem Vernehmen nach bis dato gerade einmal zwei (!!!) von rund 100 bereits vor Monaten eingereichten Fällen gnadenhalber positiv erledigt worden. Dass in so genannten "Altfällen" im Erlasswege die Hürden bezüglich einer Inlandsantragstellung beseitigt worden wären, ist ein inzwischen bereits durch mehrere negative Höchstgerichtserkenntnisse widerlegtes Gerücht geblieben.

3. Das zwar in Grundzügen noch aus der "Ära" Strasser stammende, aber unter der Federführung der Ministerinnen Prokop und Gastinger endredigierte und dem Nationalrat zur Beschlussfassung vorgelegte (und mit den Stimmen der SPÖ beschlossene !) Fremdenrechtspaket 2005 hat unzählige Verschärfungen und Fallen für Asylsuchende mit sich gebracht, womit der Slogan "Schneller Schutz für jene, die ihn brauchen, aber Stopp dem Missbrauch" verlässlich verfehlt wurde.

Asylverfahren dauern nun allein schon deshalb noch länger, weil sie um einiges komplizierter geworden sind, und die neu eingebauten Formalhürden sind eine Fundgrube, wenn es weniger um ein rasches sachgerechtes Ergebnis geht als vielmehr um bloßen Zeitgewinn, wohingegen gerade Traumatisierte, Folterüberlebende und andere "klassische" politische Flüchtlinge ohne das bis hin zur Selbstaufgabe reichende Eintreten der Ute Bocks und Michael Genners regelmäßig durch den Rost fallen würden.

Alleine schon die Idee, Schubhäftlinge nötigenfalls zwangszuernähren, stellt einen menschenrechtlichen Tabubruch dar, der auf derselben Stufe steht wie etwa der bislang noch ausgebliebene- Vorschlag, für Falschparker das Standrecht einzuführen. Die Unterwerfung unter politische "Sach"zwänge ist keine Rechtfertigung, sondern in Wahrheit nichts als eine Ausrede.

4. Zwischen direkter politischer Verfolgung und der Schutzverweigerung gegenüber politisch Verfolgten besteht übrigens lediglich ein gradueller, in der Begehungsform (unmittelbare Täterschaft / Beitragstäterschaft) gelegener Unterschied.

5. Nicht zuletzt dürfen dank der von Frau Ministerin Prokop getätigten Aussagen zur von ihr vorgelegten "Moslem-Integrationsstudie" unsere rund 400.000 muslimischen MitbürgerInnen inzwischen auszählen, wer von ihnen nun zu den angeblich 45 % "Integrationsunwilligen" zu rechnen sein könnte und wer nicht. Die Studie hat zu dieser Frage nämlich keineswegs so klare Worte gefunden wie die Ministerin. Aber ein bisserl Addieren ersetzt wohl jedes Differenzieren.

Frau Ministerin Prokop mag eine verdiente Spitzensportlerin, eine bewährte Landesrätin in Niederösterreich und anzunehmend auch privat ein anständiger Mensch gewesen sein. In Zusammenhang mit ihrer Amtstätigkeit als Innenministerin wirken aber die ihr aktuell verliehenen Prädikate "menschlich", "um Ausgleich bemüht", "gesprächsbereit" bzw. "anständig" vielmehr wie ein Schlag ins Gesicht sowohl der zahlreichen Opfer ihrer Politik als auch derjenigen, die – wie auch Michael Genner in langen mehr als 17 Jahren - unermüdlich dagegen angekämpft haben.

Der jähe Tod der Innenministerin ist bedauerlich und tragisch und unser Mitgefühl gilt selbstverständlich den Angehörigen. Aber zumindest bei Würdigung ihrer Amtstätigkeit als Ministerin sollte die Wahrheit nicht ausgeblendet bleiben; speziell wo es daneben ohnehin auch noch genügend andere, unbestrittene Lorbeerkränze gibt.

Volker Kier, Ehrenobmann von Asyl in Not
http://www.asyl-in-not.org/php/portal.php

Mimenda, 2007-01-07, Nr. 3047

Entschuldigung, ich bin ein Arschloch!

Mir ist es ganz wurscht, ob Herr Genner oder sonst wer 17 oder wie viele Jahre auch immer wofür oder wogegen gekämpft hat. Und die Rechtfertigungsversuche des Herrn Kier, der die Politik der Verstorbenen darzustellen versucht, überzeugen mich überhaupt nicht, weil es ja gerade in der Sache keinen Dissenz gibt! Wenn es etwas gäbe, was mich geneigt machen würde, den Herrn Genner nicht mit jenen Menschen ideologisch zusammendenken zu müssen, die er zu bekämpfen vorgibt, dann (s)eine persönliche Entschuldigung, für die (!?) er in Person des Herrn Kier jemand anderes ins Feld führt. Ja, ist er denn zu feige dazu, oder muss jetzt der zweite in der Reihe (oder wo auch immer der Herr Kier hinter Herrn Genner steht oder sich vor ihn stellt) für ihn zu Kreuze kriechen?

Ich will dabei nochmals klarstellen: ich habe nichts, aber auch gar nichts gegen klare, harte oder sogar überspitzte Stellungnahmen zur Sache. Aber ich bleibe dabei: jemand, der sowas schreibt und es ernst meint, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, er sei nicht besser als der, den er als Gegner ausgemacht hat.

Dass man jemanden hassen kann, das verstehe ich. Aber ich verstehe nicht, dass man den Hass so sehr verabsolutiert, dass man sich zu der Wahnvorstellung versteigt, alle anderen müssten ihn teilen. Sowas halte ich für gemeingefährlich (persönlich ist's natürlich seine Sache).

[Oder habe ich da als Piefke womöglich eine andere Vorstellung von dem, was anständig bedeutet, da ja auch der Grüne Pilz Anständigkeit im Munde führt (als Südwestdeutscher erliege ich ja schon gelegentlich einmal dem Eindruck, Anständigkeit sei sowas wie die alleinige Sache der Deutschen in Lederhosen)? "Anständig" ist für mich das, was eine nicht berufene Gruppe als Norm definiert, ein Begriff mithin aus den 50ern oder gerade noch aus den 60ern (als Nachklang dessen, dass man zuvor noch wusste, wie man sich zu verhalten hatte). Was heute ansteht oder nicht, das entscheidet aber doch das Volk oder seine Vertreter sowie die öffentliche Meinung (und wohl leider auch die "nicht-öffentliche" Meinung: aber gerade hier ist Obacht angebracht, denn Genner rekurriert auf diese, setzt sich daher ins Einvernehmen mit all jenen Stammtischrechten oder -linken, die ein Feindbild benötigen, um die eigene Existenz zu rechtfertigen). Wer daher meint, etwas als unanständig brandmarken zu müssen, ist es demnach wohl am ehesten selbst, insofern er sich den Prämissen zu beugen haben wird, die er für sich und seine Gruppe hochhält.]

Einen solch wahnhaften Hass sehe ich da beheimatet, wo weiland die Nazis, aber auch heuer viele "ungescholtene" Rechte und auch viele radikal auftretende oder sich dünkende Linke sich zu gunsten einer "guten Sache" in die Brust werfen. Sie werden halt leider selten so explizit wie der Herr Genner, vielleicht weil sie ein wenig schlauer sind.

Den Nazis ging es um keine Sache, nicht mal um eine schlechte, sondern nur um sich selbst und die Gruppe (alias "Volk", "Rasse" etc.), die sie zu bilden wähnten. Herrn Genner, und das scheint mir nach solchen Äußerungen klar, geht es ebensowenig um die Sache, sondern ebenfalls vornehmlich um sich selbst und um die Gruppe der "Anständigen" (d.h. all jener, die denken und fühlen wie er). Er instrumentalisiert den Tod einer exponierten Person, um sein zu kurz gekommenes Ego (damit weiß er sich mit dem Rest des - und eines jeden - Volkes einig) zu streicheln. Der Sache, um die es ihm angeblich geht, hat er einen Bärendienst erwiesen. Hätte er nur die Taten und die Einstellung der Frau Ministerin aufs Korn genommen, hätte ihm das wohl kaum jemand angekreidet.

Ich kenne den Herrn nicht, aber mit seinen Aussagen hat er nachdrücklich unterstrichen, dass er für die Stellung, die er bekleidet, eine Fehlbesetzung ist. Und sei es, dass sie bloß im Zorn dahingeschrieben wären: es stünde ihm ja frei, dies selbst zurechtzurücken.

Politik- und Meinungsfreiheit, 2007-01-08, Nr. 3050

Hier geht es nicht um die Grammatik
Hier geht es um fehlende Pietät!

Hier steht die Meinungsfreiheit nicht zur Disposition, oder doch!?
Kärnöl könnte es ja wie „derstandard.at“ halten - jene Zitate die definitiv nicht angebrcht sind via Kärnöl auszuschließen!


www.derstandard.at
Gutsein, schlecht gemacht
Wie sein "Nachruf" auf die Innenministerin den "Asyl in Not"-Obmann Michael Genner in Not brachte


Der Staatsanwaltschaft Wien liegt eine anonyme Anzeige gegen Genner vor. Die Anklagebehörde muss nun prüfen, ob der "Asyl in Not"-Obmann den Tatbestand der Beleidigung bzw. der üblen Nachrede erfüllt hat. (APA)

ad absurdum, 2007-01-08, Nr. 3051

Hier geht es nicht um die Grammatik
Hier geht es um fehlende Pietät!
Hier steht die Meinungsfreiheit nicht zur Disposition, oder doch!?



Kärnöl könnte es ja wie „derstandard.at“ halten - jene Zitate die definitiv nicht angebracht sind via Kärnöl auszuschließen!

Mimenda, 2007-01-08, Nr. 3053

Grammatik? Pietät?

Hier geht es nicht um diese und um jene schon gleich gar nicht (hat das denn jemand behauptet?).

Der Genner soll doch schreiben, was er will. Wenn er eine Anzeige bekommt wegen einer strafbaren Handlungen gegen die "Ehre", so ist das m.E. ausgemachter Blödsinn. Und da es ein solches Gesetz gibt, sollte man sich schleunigst daran machen, es ersatzlos zu streichen. Ehre ist ein komplett überkommenes Konzept, das sich aber heute wieder in den Vordergrund drängt unter dem fadenscheinigen Vorwand, irgendjemandes Überzeugungen von sich selbst oder der Gruppe, der er zugehört, schützen zu müssen.

"Ehre" ist immer etwas, was von Außen zuteil wird oder eben nicht. "Würde" hingegen kommt von Innen und steht deshalb auch niemals wahrhaft zur Disposition.

Wenn also jemand von Außen Schmutz werfen will, soll er. Gesetzlich dagegen vorzugehen kommt mir vor wie das schwachsinnige Duellunwesen vergangener Jahrhunderte. Leuten wie dem Genner gehört nicht das Maul verboten! Aber das eigene Maul muss aufgerissen werden, nicht in heuchlerischer Empörung, sondern um zu zeigen, dass die autoritäre, ressentimentgeladene Persönlichkeit auch nicht vor solchen haltmacht, die sich in der Tradition des Widerstands sehen (der Standard: Mutter Halbjüdin, Vater Kommunist, er selbst damals im Spartakus-Bund, SO WHAT?). Die Selbststilisierung gewisser Leute ist nicht nur deshalb unerträglich, weil sie sich auf "Lorbeeren" betten, die sie nicht selbst eingeheimst haben, sondern weil sie sich dadurch einen Panzer zulegen, der ihnen die Erkenntnis verunmöglicht, wie nahe sie ihrem erklärten politischen Gegner bezüglich Borniertheit, Engstirnigkeit und unreflektiertem "Denken" sind.

Redefreiheit, 2007-01-08, Nr. 3054

politisch-moralisch borniert?

Mimenda, 2007-01-08, Nr. 3057

nun, redefreiheit, ad absurdum etc. gib doch mal eine emali-adresse an, die auch funzt!

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