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Peter Gstettner

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2006-11-23

NOVICE-Interview mit Peter Gstettner

Abgedruckt in der slowenischen Wochenzeitung NOVICE am 3.11.2006, Nr. 43, S. 2-3
(Interview: Janko Kulmesch)

Siehe auch: Rede von Peter Gstettner anlässlich der Preisverleihung

Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Ich könnte mir vorstellen, dass die Entscheidung, mir den Preis zu verleihen, nicht ganz einfach war. Ich werte diese Auszeichnung als öffentliche Anerkennung meiner inzwischen über 20-jährigen Arbeit für Menschen- und Minderheitenrechte in Kärnten. Natürlich war diese Arbeit auch schon Jahre vor der Preisverleihung sichtbar und wirksam. Es ist aber offenbar in Kärnten immer noch ein Problem, dieses Engagement auch öffentlich wahrzunehmen und zu würdigen. Das "Problem" besteht vielleicht weniger für Einzelpersonen, die mir schon mehrfach persönlich Dank und Anerkennung ausgesprochen haben, als in der Orientierung der Allgemeinheit an der in den Kärntner Medien veröffentlichten Meinung; und diese ist nicht gerade von "Bekennermut" getragen, wenn es um Artikel 7, Erfüllung des Staatsvertrags, Konformität mit dem Rechtsstaat und mit Entscheidungen von Höchstgerichten geht. Man "bekennt" sich da lieber zum Kuhhandel, zum Paktieren und Taktieren, und gibt dies dann als "Dialog" oder Konsensbereitschaft aus. Insofern sehe ich in der Auszeichnung eine Anerkennung der Unverrückbarkeit demokratischer und rechtsstaatlicher Positionen, wie ich sie in den letzten Jahrzehnten beharrlich vertreten habe - auch in meiner Wissenschaftspraxis, auch gegen den herrschenden Zeitgeist im Lande.

Sie lehren seit vielen Jahren als Professor an der Klagenfurter Universität. Was war Ihre Botschaft an die Studentinnen und Studenten?

Ich würde diese Botschaft so formulieren - und sie übrigens auch für mich selbst geltend machen: Die Intellektuellen, die Akademiker im besonderen, haben in der Gesellschaft große Privilegien und deshalb auch eine besondere Verantwortung. Sie müssen ein kritisches Selbstverständnis von sich und ihren Aufgaben in der Gesellschaft entwickeln, müssen gegen den herrschenden Anpassungsdruck und gegen die neoliberale Ideologie des Haben-könnens und des Alles-machbaren arbeiten, sie dürfen nicht zu Handlangern der Mächtigen werden und sollen sich vor allem nicht dazu hergeben, als "Techniker" in den sozialen Reparaturwerkstätten der Gesellschaft zu arbeiten und die Menschen zu gut funktionierenden Ja-sagern zu machen, was allemal nur auf Kosten der Menschenwürde gehen kann.

Sie sind schon lange in verschiedenen Komitees sowohl für die Rechte der Kärntner Slowenen als auch für die Aufarbeitung der Geschichte, speziell der Kärntner, tätig. Was waren und sind Ihre Beweggründe?

Ich musste feststellen, dass noch ein großer Teil der neueren Kärntner Geschichte, die ja auch eine verschwiegene Geschichte der Verfolgung und Marginalisierung von Minderheiten ist - denken wir neben den christlichen Kärntner SlowenInnen auch an Sinti und Roma, Juden, Behinderte, Zeugen Jehovas, an die slowenischen Deserteure und PartisanInnen usw. - nicht zum allgemeinen Bildungsgut gehört. Auch bei den Studierenden an unserer Universität gibt es da noch große Bildungslücken. Es gibt aber bei der jungen Generation auch wieder ein wachsendes Interesse an diesen Themen. Dies zu bemerken war für mich ein wichtiges Motiv, solche Themen auch an der Uni anzugehen. Dazu kommt, dass wir an der Uni den Ehrgeiz haben, dass die Studierenden unserer Seminare die Geschichtsversion, die ihnen die Obrigkeit oder die Familie vorgibt, nicht mehr naiv nachbeten, sondern sie kritisch betrachten und differenziert analysieren. Das ist oft anstrengend und noch öfter mit schmerzhaften Selbsterkenntnissen verbunden. Aber ohne diesen schmerzhaften Durchgang durch die Kärntner NS-Geschichte sind einem auch die anderen Lernprozesse über die neuere Zeitgeschichte abgeschnitten.

Als Obmann des Mauthausen Komitees Kärnten/Koroška leisten Sie wertvolle Arbeit gegen das Vergessen. Welche Erfahrungen haben Sie da gemacht?

Im Großen und Ganzen sind die Erfahrungen durchwegs positiv: großer Zuspruch zu den Gedenkveranstaltungen beim ehemaligen Loibl KZ Nord, zahlreiche Schulbesuche zu diesem Thema und Exkursionen auf den Loibl, großes Interesse bei der Jugend, international beachtliches Echo, grenzüberschreitende Kooperationen und Freundschaften. Kurz gesagt: Wir konnten einen Beitrag leisten zur Entwicklung einer repräsentativen Gedenkkultur in Kärnten. Wenn auch mir persönlich die Fortschritte zu langsam gehen, dass diese Entwicklung in Kärnten überhaupt möglich war, hätte ich noch vor 15 Jahren nicht geglaubt. Als wichtigster Faktor hat sich die politische Unabhängigkeit unserer Erinnerungsarbeit herausgestellt. Wir sind keinem Zeitgeist verpflichtet und müssen niemandem das Wort reden. Wir fühlen uns der historischen Wahrheit der Überlebenden verpflichtet. Ohne die Unterstützung durch die KZ-Überlebenden und ohne die Zeitzeugen des Österreichischen und des Internationalen Mauthausen Komitees wäre unsere Erinnerungsarbeit vermutlich nur halb so erfolgreich gewesen. Freilich, den sprichwörtlichen "langen Atem", den mussten schon wir aufbringen.

Ein weiterer Grund für die Auszeichnung ist Ihr solidarisches Engagement für die Rechte der slowenischen Volksgruppe. Ihre Meinung zur aktuellen Situation der Volksgruppenfrage in Kärnten und speziell zur Lage innerhalb der slowenischen Volksgruppe?

Dazu äußere ich mich nicht gerne. Ich halte die aktuelle Situation für katastrophal, ein Desaster ohne Ende. Das Desaster begann mit der Demontage des zweisprachigen Schulwesens, hatte im sog. Ortstafelsturm einen fatalen Höhepunkt und wurde nun durch die Kollaboration von zwei slowenischen Verbänden mit den politischen Vorfeldorganisationen des Dreiparteienpakts und mit den rechtsorientierten deutschnationalen Vereinen besiegelt. So ist eine Situation entstanden, wo Minderheitenrechte am Basar der lokalen Vereinsmeier verhandelbar erscheinen und wo "heimattreue" Dachorganisationen, die eigentlich durch das EU-Europa schon funktionslos geworden waren, nochmals eine Bedeutungszuschreibung erhalten haben. Diese Bedeutung ist aber nur eine scheinbare und nur der Beihilfe von zwei Organisationen der slowenischen Minderheit zu verdanken, Organisationen, deren Vorsitzende völlig macht- und konzeptlos auf diesem Basar der medialen Eitelkeiten agieren. Zur eigenen Machtlosigkeit der Volksgruppe und der ständigen Demütigung durch einen Landeshauptmann, der seine Verächtlichmachung und Mißachtung von Grundrechten und Höchstgerichtsentscheidungen offen zur Schau stellt, kommt noch etwas hinzu: Es gibt heute weder einen funktionierenden Dialog mit der deutschsprachigen Mehrheitsbevölkerung noch eine Solidaritätsbewegung für die Rechte der Kärntner Slowenen. Die Kärntner Minderheitenpolitik ist nur mehr mit sich selbst beschäftigt und starrt gebannt auf das Kärntner Medienecho und merkt dabei gar nicht, dass sie sich völlig isoliert hat. Wer soll das noch verstehen? Kupanei mit den "Heimattreuen" und Anbiederung an den rechten bis rechtsextremen Rand des politischen Spektrums sind rational für niemanden nachzuvollziehen und werden sich auch nicht bezahlt machen. Abgesehen davon: Die Rechnung werden einmal mehr die Kärntner Slowenen zu bezahlen haben. Aber das war ja noch nie anders.

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