2006-10-31
Ganz normales Dienstverhältnis
Mein Name ist Erwin Buchberger. Ich bin 20 Jahre alt und sitze im Rollstuhl.
Ich komme aus Behamberg in der Nähe von Steyr / Oberösterreich.
Ich habe zwei Jahre lang mit Matthias Grasser im Bundesschülerheim in Wien zusammengelebt. Ich bewunderte ihn stets für seinen Lebensmut und seinen Optimismus. Es war mir eine Freude mit ihm zusammen zu wohnen. Ich habe so viel von ihm gelernt. Nun würde ich mir auch ein bisschen mehr Optimismus wünschen. Ich bin nämlich momentan wieder auf Arbeitssuche. Meine ersten Berufserfahrungen machte ich bei einem großen oberösterreichischem Stromanbieter in Steyr. Dort hat es mir sehr gut gefallen. Ich wurde von Anfang an voll integriert und leistete gute Arbeit. Hinter vorgehaltener Hand sagt man, dass ich „nur“ auf Grund der Umstrukturierungsmaßnamen nach 5 Monaten Praktikum gehen musste. Natürlich ist es schade für mich, aber da ich von Anfang an wusste, dass ich wieder gehen musste, nehme ich es so hin wie es ist. Seit 31. August 2006 bin ich nun wieder auf Arbeitssuche. Also noch nicht so lange. Mein Praktikum war nicht nur deshalb toll, weil ich Arbeit hatte, sondern auch deshalb, weil die Mitarbeiter der Stromfirma und auch viele andere Menschen wieder mehr über Integration nachdachten. Als wir in der Firma wieder einmal über die Schwierigkeit Arbeit zu finden redeten, sagte plötzlich ein Mitarbeiter zu mir; „Es ist wirklich schade, dass es so schwierig für dich ist Arbeit zu finden. Du arbeitest nämlich wirklich die ganze Zeit. Die Wirtschaft kommt mir vor wie ein Kreis, wenn man auch nur mit einem Fuß außerhalb dieses Kreises steht, hat man bereits keine Chance mehr und das ist wirklich unfair!“ Auch mein Chef hat sich zu diesem Thema einmal geäußert und mein Praktikum als „ganz normales“ Dienstverhältnis bezeichnet. Es war schön für mich diese Aussage zu hören. Nur wo führt mich diese Aussage hin? Ist sie der Beweis, dass wir in Österreich doch noch nicht so weit sind wie wir es vielleicht glauben? Also ich verstehe nicht ganz, warum es integrative Kindergärten und Schulen gibt, wenn es dann im Berufsleben kaum Chancen für behinderte Menschen gibt? Nun ich glaube, dass es immer noch zu große Berührungsängste im Zusammenhang mit dem Thema „Behinderung“ gibt. Dabei ist es doch gar nicht so schwer. Bei der Firma für die ich arbeite, wurde beim Eingang eine Rampe errichtet, es wurde mir Zugang zum WC verschafft und ein Griff zum Festhalten errichtet und das Büro in dem ich arbeitete war im Erdgeschoss. Also Integration ist gar nicht so schwer, oder?