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2006-09-12

Globales Lernen

Ein Grundsatzartikel

Die österreichische Bevölkerung würde kein Verständnis für eine umfangreiche und aktive Entwicklungs(zusammenarbeits)politik haben. Dazu bräuchte es zunächst umfangreicher Arbeit in den Schulen, ehe eine Generation „herauskommt“, die das mittragen und unterstützen würde. Es ist dies kein unbeliebtes Argument in der österreichischen Außenpolitik und wurde jüngst auch von jungen Diplomaten geteilt, die sich auf ihren ersten Einsatz in einem Entwicklungsland vorbereiten.

Die Jugend kann nur schwer für entwicklungspolitische Aktionen gewonnen werden, Dazu müßte sie zunächst in den Schulen mehr erfahren, damit das Engagement von Jugendorganisationen auf fruchtbaren Boden fällt. Ein Stichwort aus einer Tagung mit Funktionären und Funktionärinnen der Katholischen Jugend, das nachdenklich macht.

Und schließlich setzen auch Nichtregierungsorganisationen auf die Schule, wenn sich ihnen die Frage stellt, wie sie ihre entwicklungspolitischen Anliegen am besten plazieren können. Mittels Aufklärung und Bildung soll wohl der Homo Nuevo aus der Informationsretorte geboren werden.

Es sind hohe Ansprüche, die die entwicklungspolitische Bildungsarbeit in der Schule beherrschen:

" Mehr, richtige und rasche Information bringt eine bessere Entwicklung!?"

Das Detailwissen in der Welt und über die Welt verdoppelt sich ca. alle 5 - 6 Jahre und kein noch so ausgefeiltes und technologisch hochentwickeltes Lernverfahren kann dieses Tempo mitgehen. Deshalb wird auch die Auffassung „Informationsvermittlung sei das Um und Auf“ in jeder Form von Bildungsarbeit, v.a. aber im Schulunterricht auf viel Widerstand stoßen. Und bei aller Schnellebigkeit ist ja zugleich auch zu sehen, dass sich gewisse Grundeinsichten in zwischenmenschliche, kulturelle oder ökonomische Zusammenhänge in den vergangenen Jahrhunderten gar nicht so eklatant verändert haben.

Es ist nötig, die Gesamtstruktur unseres Wissens von der Welt immer wieder kritisch zu hinterfragen und eben in einen globalen Bezug zu stellen. Dadurch wird politische Bildung zur entwicklungspolitischen Bildung. Die eigene Selbstbestimmung im weltweiten Kontext - ein meines Erachtens hochpolitisches Konzept, dem vorzuwerfen, Bildung wird dabei als Selbstzweck definiert, nur aus missionarischem Eifer möglich ist.

Globales Lernen umfaßt eigentlich monströse Inhalte:

Es geht um nicht mehr und nicht weniger als die Welt, um Milliarden von Menschen, um die Beziehungen zwischen allen Gesellschaften, Kulturen, Religionen. Globales Lernen beschäftigt sich mit den elementarsten Fragen menschlichen Überlebens, Lebens und Zusammenlebens. Es wird die Frage nach Macht und Ohnmacht gestellt, nach Befreiung und Widerstand, nach Friede und Gewalt, nach dem Verhältnis der Geschlechter und nach so vielem mehr.

Globales Lernen ist deshalb für mich in seinem Kern nicht primär Wissensvermittlung über Themen, sondern kritische Auseinandersetzung mit Anliegen und Haltungen. Es baut nicht auf konkrete Zielsetzungen und festgelegte Ergebnisse, sondern ist ein offener Prozess aus den Bedürfnissen und Erfahrungen der Lehrenden wie Lernenden heraus. Es sind die vielfältigsten Fähigkeiten der Menschen gefragt, ihre Kreativität, ihre Empathie und ihr Mut, ihre Offenheit und ihre Bereitschaft zu Neuem.

Bildung im allgemeinen, Globales Lernen im besonderen soll sich dem Credo der absoluten Planbarkeit und Strategie verweigern. Es braucht viel mehr Ratlosigkeit, Zweifel und Zaudern. Das schwerste nämlich ist nicht, immer wieder entdecken, was man ohnehin weiß, sondern immer wieder bezweifeln, was man zu wissen glaubt. Ich möchte gerne von der Annahme ausgehen, daß wir noch nicht alles entdeckt, verstanden und für uns vereinnahmt haben.

Globales Lernen erfordert unsere volle Teilnahme, unsere lebendige Neugier.

Wir sollten uns mit Menschen, Dingen, Ereignissen aufhalten, ohne uns aufgehalten zu fühlen. Dem Faktor Zeit kommt deshalb eine sehr wichtige und vielfach unterschätzte Bedeutung zu.

Ein zweiter Mythos aber lautet:

"Die Welt muß radikal verändert und von uns gerettet werden - am besten gleich!?“

Lassen wir Bildung Bildung sein. Sie ist kein Motor unmittelbarer gesellschaftlicher Veränderung. Sie eignet sich nicht vordergründig zur Herstellung einer besseren Welt, frei nach dem Motto: ich muß nur den Lernenden bei der eigenen Entwicklung helfen, dann helfe ich mittelbar und langfristig der Welt. Es ist meines Erachtens eine Illusion zu glauben, eine bessere Information und eine bessere Didaktik führen zu einem besseren Handeln und damit wiederum zu einer besseren Welt. Verabschieden wir uns in der Bildungsarbeit von einer solchen Schöpfungslogik: „Ich lerne A, erkenne B und mache C.“

Bildung kann nicht Politik ersetzen und sollte nicht in ihren Diensten stehen. Denn je verantwortlicher sich Bildung erklärt, desto unbehelligter bleiben die Verhältnisse, hat es jemand sehr klug formuliert.

Bildung eignet sich nicht als Mittel des Katastrophenmanagements angesichts einer versagenden Politik, die der tatsächliche Grund für Verkehrstote, Drogenkonsum, Aids, Gewalt gegen Frauen und Kinder, Obdachlosigkeit, und vieles andere mehr ist. Der österreichische Wald stirbt nicht an einem Mangel an Umwelterziehung, sondern an Industrie- und Autoabgasen. Der grauenvolle Krieg in Ex-Jugoslawien erklärt sich nicht aus fehlender Friedenserziehung, sondern aus anmaßend berechnender National-, Wirtschafts- und Außenpolitik. Es kann meines Erachtens nicht angehen, jede Katastrophe oder Fehlentwicklung in ein Erziehungsdefizit umzudefinieren.

Noch weniger ist Bildung dazu da, Verantwortlichkeit auf die nächste Generation zu übertragen. Es sollte nicht die Illusion der Veränderbarkeit bei Menschen geweckt werden, die in Wirklichkeit die Dinge nicht verändern können. Selbstverständlich sollen und dürfen die Augen vor der Realität nicht geschlossen werden, aber es wäre grundsätzlich falsch, Kinder und Jugendliche zunächst sehr betroffen zu machen und ihnen dann noch die Aufgabe des politischen Handelns mit ins Schulgepäck zu schnüren. Diese Last kann den Erwachsenen nicht abgenommen werden. Verantwortlichkeit kann nicht für die Welt, sondern nur von Angesicht zu Angesicht wahrgenommen werden. Nur in diesem Lichte ist sie meiner Meinung nach gestaltbar, darüberhinaus bleibt sie eine Hypothek im Dunkeln.

Die „weltverwandelnde Aktion“, die Paolo Freire in den 70er Jahren aus der Pädagogik heraus entstehen sehen wollte, hat bis heute so nicht stattgefunden. Sie wird nur durch ein gemeinsames Ziehen von Lehrenden wie Lernenden an vielen verschiedenen Strängen als wichtige Utopie weiterleben können.

Keine noch so drängenden Informationen - "Es ist fünf vor 12!" oder gar schon später - können das Lernen beschleunigen. Es braucht Erkundung wie Reflexion, Erlebnisreichtum wie Besinnung. Wolfgang Sachs nennt es "Entschleunigung". Denn Veränderung erfolgt niemals prompt. Bildung kann diese jedoch erfahrbar machen, kann erlebbar machen, welche Auswirkungen unsere Erfahrungen in der Vergangenheit und unsere Wünsche für die Zukunft in der und für die Gegenwart haben. Bildung sollte das Hier und Jetzt verstärkt in den Mittelpunkt rücken. Dazu braucht es das höchst riskante Vertrauen, daß in Alltäglichkeiten unscheinbarster Art (im leicht übersehbaren Detail oder in der kleinen sozialen Geste) genügend Erfahrbares steckt, um den Welt- und Zukunftshunger zu stillen. Dies setzt zugleich voraus, daß nicht die ganze Welt in der eigenen Gegenwart Platz nimmt, sondern der/die einzelne selbst, der/die Verantwortung für sich zu übernehmen bereit ist - als Teil eines Ganzen, für das er/sie nicht die Gesamtverantwortung übernehmen kann.

Wir sollten sie kritisch hinterfragen: Die Verkünder von der besseren Welt. Eine Offensive für Morgen ist ihr Credo und schon sind wir am Weg in die weltweit solidarische Gesellschaft. Kein Zaudern, kein Zögern, kein auch nur kurzes Innehalten. Die Zukunft ist planbar und es „liegt an uns, sie zu gestalten“. Bevor es andere tun. Denn sind diese nicht des Teufels? Sie wollen ausbeuten, unterdrücken, nur ihre eigenen Interessen verfolgen. Die Welt in schwarz-weißem Cinemascope: die anderen sind böse, wir sind edel und hehr.

Die Missionare des guten Wortes und der rechten Tat haben unser aller Bestes im Sinn: sie wollen die WAHRE Demokratie, sie wissen um die TATSÄCHLICHEN Verhältnisse, sie treten für die ECHTEN Werte ein. Im Lichte einer versagenden Politik müssen sie, die BASIS (allen Menschseins), die Klassenbesten der zivilen Gesellschaft, ans Werk, um zurechtzurücken, was andere vermasseln. Die Welt muß radikal verändert werden. Sie muss von ihnen gerettet werden - und am besten gleich.

Neuerdings sollen statt ideologischer Deklamationen vor allem Qualitätssicherung, Effizienz und Zeitmanagement den Weltverbesserungshunger stillen. Entwicklungsdesigner verlangen die Anpassung aller Programme an die Erfordernisse einer marktgerechten, wissenschaftlich-technischen Welt. Sie propagieren punktgenaue Maßnahmen, die deshalb erfolgreich sein werden, weil sie sie selbst gesetzt haben. Unterscheiden sie sich von Forschern in Laboratorien, die an der biotechnologischen Nachbesserung des Menschen und an Korrekturen am Erbprogramm arbeiten? Ist es nicht schon immer ein Traum der Weltverbesserer gewesen, Leben, Menschen und die Welt (neu) zu gestalten?

So jagen wir also der Modernisierung und der Neukonstruktion der Weltgesellschaft nach. Mittels Aufklärung und Bildung soll der Homo Nuevo aus der Informationsretorte geboren werden. Wir wissen es genau: Soll Rettung kommen, so kommt sie nur durch uns und nur so. Doch die Gefahr ist groß, dass vor lauter Wissen die Weisheit verloren geht.

Wenn nur rege Geschäftigkeit Bedeutsamkeit ausstrahlt und wenn der Weltverbesserungshunger nur durch noch mehr Taktik, Effizienz und Zeitmanagement gestillt werden kann, gehen dabei Empfindungen und Besinnen, Betrachten und Mitfühlen, Freude und Trauer, Freundsein und Fremdsein verloren.

Es bleibt keine Zeit für Reflexion und Selbstzweifel. Alle Prozesse werden rationalisiert und intensiviert. Der Zweck beherrscht die Mittel, die Sinnfrage steht nur unter Allfälliges auf der Agenda. Die Rastlosigkeit vernichtet die Ratlosigkeit, das Trachten nach der Zukunft verhindert das Betrachten der Gegenwart. Das Schreckensgemälde von der Globalisierung soll den Uneinsichtigen und Zweiflern, die partout nicht verstehen wollen, dass die weltweite Entwicklung schnurstracks ins Verderben führt, Beine machen.

Doch was bewirken solche Szenarien und Parolen? Führen sie zu Rücksicht und Einsicht? Können nicht mehr Kompetenz und Mitverantwortlichkeit anders besser mobilisiert werden? Sollte es nicht vielmehr um die eigenen Haltungen als um Vorhaltungen an andere gehen, um gemeinsame veränderte Einstellungen als um scheinbar ewig gültige Unterstellungen? Kann schließlich die Erfahrung durch das Mitmachen bei konkreten Projekten aller Art nicht ein Mehr an selbstbestimmter Entfaltung auslösen als jede noch so professionelle oder gar gut gemeinte Entwicklungsstrategie von außen?

Wer vermeint, dass die heutige globale Situation in den Tod der Menschheit führt oder sie als Hölle bezeichnet, hat zwei Wege, darunter nicht zu leiden. Der eine ist, so sehr Teil von ihr zu werden, dass man den Schrecken nicht mehr erkennt. Der andere erfordert Offenheit und dauernde Aufmerksamkeit: zu suchen und zu erkennen, wer und was inmitten dieses globalen Wahnsinns und Leids, dieser Hölle - nicht Hölle ist, und gerade ihm Beistand, Raum und Zeit zu geben.

Lernen sollte sich um Gelassenheit angesichts des zeitlichen und sachlichen Problemdrucks bemühen. Anstatt sich persönlich für das Leid auf dieser Welt verantwortlich zu fühlen, sollte auf professionelle Distanz gegangen werden. Angesichts der gewaltigen Aufgabe, vor der die Menschheit steht, müssen wir davon ausgehen, dass entwicklungspolitische Sensibilisierung kein universelles Ziel für alle Adressat/innen sein kann, sondern dass - wie es der deutsche Entwicklungspädagoge Alfred Treml bezeichnet - „das Glücken politischer - gar: entwicklungspolitischer - Bildung der seltene Ausnahmefall inmitten einer grauen Normalität alltäglichen Scheiterns ist“.

Es ist die Auffassung, mit der Bildungsarbeit einen Hebel für die Gestaltung der Welt in der Hand zu haben, aus den 70er Jahren, als Bildung als progressiver Aspekt von Entwicklungshilfe gesehen wurde. Heute wird nüchtern festgestellt, daß es nicht genügt, das (vermeintlich?) Richtige nur oft genug zu sagen, damit es anerkannt wird, wenn man überhaupt weiß, was das Richtige ist; dass sich die Welt auch nicht maßgeblich verändert, selbst wenn sehr viele Menschen kleine Schritte tun; dass schließlich in der Weltgesellschaft Funktionsprinzipien wirken, auf die das Handeln des/der einzelnen keinen Einfluß hat. Schon die bloße Anpassung des Menschen an die sich immer rascher ändernden Verhältnisse der Lebensumwelt ist schwierig genug. Die diversen Verfahren, um sog. antiquierte Menschen an die technologischen und sozialen Standards heranzuführen und zu gewöhnen, werden immer aufwendiger. Darüberhinaus gibt es immer weniger Verständnis, Kraft, Zeit und Geld für Aufklärungs-, Verstehens-, Orientierungs- und Kommunikationsarbeit.

Zu oft wird Lernen nur als Funktion "um zu" definiert: mit Schlüsselqualifikationen als Ziel anstelle von Haltungen. Die Verwertbarkeit von Menschen steht dabei im Vordergrund, ihr Regelwissen und Anwendungskönnen. Markt und Technologie bestimmen den Inhalt. Die Menschen sollen an die Veränderungs- und Entwicklungsschübe, die durch sich rasch ändernde Marktverhältnisse und technologische Innovationen, die der Rationalisierung dienen, ausgelöst werden, angepasst werden. Der Arbeitsmarkt hat dafür schon den Begriff des lebensbegleitenden Lernens gefunden. Es geht jedoch dabei um Benutzung und Bedienung, (um Zuschneiden), aber nicht um Selbstbestimmung und eigene Gestaltung, (um Öffnen). Der Einsatz der Neuen Informationstechnologien verspricht den sicheren, schnellen und bequemen Wissenserwerb - welch gegenteiliger Ansatz zu einem Verständnis von Lernen als etwas langsames, überraschendes, mühsames. Erziehung (die pädagogische Hardware) erledigt, bewältigt die ihr gestellten Aufgaben, Lernen (als pädagogische Software) hingegen ist ein kontinuierlicher Prozeß, ein ständiges neugeboren, im wahrsten Sinne des Wortes ge-bildet werden. Beim Schulen mag es um die Qual der Wahl gehen, beim Lernen geht es um die Mühe des Werks.

Wenn Bildung heute mehr denn je zuvor zu Markte getragen wird, wird sie zum Spielball von Moden und Trends. Sie verspricht Karrieren und sozialen Aufstieg, sie verspricht Lebenshilfe im Kampf um die besseren Chancen. Bildung wird dabei zu einem reinen Mittel, sie wird antiaufklärerisch und korrupt. Sie wird zur Bildungsanstalt des sie bestimmenden Systems, sie ist keine Bildungslandschaft für die für sie bestimmten Individuen.

Dieser kursorische Exkurs in allgemeine Inhalte und Aufgaben von Bildung war mir wichtig, da ich die Inhalte und Aufgaben Globalen Lernens nicht getrennt davon sehen kann. Sie sind für mich integrale Fragestellung einer Gesamtanalyse von Erziehung, Bildung und Lernen und Abbild einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung und Interessensverteilung.

Was wäre also nun Globales Lernen, was könnte es sein?

Qualitativ hat sich heute eine deutliche Kontexterweiterung der entwicklungspolitischen Bildung vollzogen. Während zunächst Probleme der Entwicklungshilfe und der Nord-Süd Politik im Zentrum des Interesses standen, wird die enge Fixierung auf die Dritte Welt heute stärker von globalen Fragestellungen, speziell auch von Analysen der Entwicklungen in den Industrieländern selbst, überlagert. Doch ohnehin hat auch die fortschreitende Differenzierung der Länder der Dritten Welt deutlich gemacht, dass es die entwicklungspolitische Bildung auch in der Vergangenheit nie mit einem homogenen und territorial umgrenzbaren Gegenstandsbereich zu tun hatte, auch wenn dergleichen vordergründige Konstrukte beliebt waren. In Unterrichtsmaterialien spiegelt sich heute wider, dass die Entwicklungsländerprobleme eingebunden sind in übergreifendere Zusammenhänge, die die Fragen nach den Entwicklungsalternativen für den Norden und nach der Zukunft der Weltgesellschaft insgesamt mitumfassen. Die Schnittstellen zwischen den Themen der internationalen Gerechtigkeit, der Multikulturalität einer Gesellschaft, der globalen Umweltproblematik, der Friedensfrage und der Grenzen des Wachstums in den Industriestaaten stehen allesamt im Mittelpunkt globalen Lernens.

Früher wurde entwicklungspolitisches Lernen als Wissenserwerb über andere Lebenswelten definiert, um den "Verdammten der Erde" besser helfen zu können. Heute geht es verstärkt um eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebenswelt bis hin zur Hinterfragung von tabuisierten Normen wie Wachstum und Eigentum.

Eine besondere inhaltliche Zuspitzung hat der Themenbereich durch die wachsende Globalisierung erfahren. Stehen tatsächlich noch Interessenskoalitionen von Ländern oder Kontinenten im Vordergrund oder werden sie abgelöst durch Interessenskoalitionen der Globalisierungsgewinner und Globalisierungsverlierer? Die Auseinandersetzung mit den Widersprüchen in Systemen und deren weltweite Bedeutung und Auswirkung gehört zu den zentralen Themen Globalen Lernens.

Es ginge also um die „Eine Welt“ als Horizont, in den alle Bildungsinhalte gestellt werden sollten. Der Überwindung des eurozentrischen Denkens und der Anerkennung der kulturellen Pluralität der Weltgesellschaft käme dabei ein besonderer Stellenwert zu.

Globales Lernen darf nicht verkennen, welch ungebrochenen Stellenwert Rassismus, Ethnozentrismus und Eurozentrismus in Österreich und in Europa haben. Reine Aufklärung oder politische (Gegen)Agitation reichen dabei nicht aus, wir sollten es auch zulassen, daß wir unsere eigenen Rassismen und Sexismen zum Thema machen. Gerade in diesem Bereich dürften wir uns nicht nur als Lehrende, sondern sollten uns im gleichen Ausmaß als Lernende begreifen.

Didaktik globalen Lernens

Ebenso bedeutend wie die Inhalte globalen Lernens ist das didaktische Konzept, das es trägt. Ein solches sollte davon ausgehen, dass Wissensvermittlung notwendig ist, aber alleine nicht reicht. Es will die „Globale Welt“ konkret erfahrbar machen, will Neugier und das Streben nach Freiheit und Kreativität fördern und fordert auch politische Vorschläge und Handlungsräume heraus. Durch forschendes Lernen, aktive Begegnung und den steten Austausch von Erfahrungen wird erst die Voraussetzung für wachsende Lernbedürfnisse, den Abbau von Vorurteilen und die Erschließung von Entscheidungsräumen geschaffen.

Nur auf einer soliden kognitiven, affektiven und sozialen Basis ist es möglich, in abstrakteres Lernen vorzudringen und politische, ökonomische, kulturelle Zusammenhänge zu thematisieren. Wenn es keinen Grundstock an gelebter Solidarität gibt, wird das abstrakte kognitive Lernen zum bloßen Stoff (des Transportierens, Vermittelns, Einplanens), der bei einem Ohr hinein und beim anderen hinaus geht. Selbst auf der Ebene der abstrakten Zusammenhänge ist es m.E. sinnvoller, mit projektorientierten Lernverfahren zu arbeiten als Belehrung, Erklärung und Beibringen zum didaktischen Stil zu machen.

Globales Lernen ist nicht Lebenshilfe, sondern politische Bildung. Pädagogische Erfahrung und Verständnis sollten viel stärker in jedwede Form dieser Art von Bildungsarbeit einfließen. Lernen aus und über Politik sollte deshalb deutlicher von politischen Entscheidungsprozessen getrennt werden.

Globales Lernen umschreibt Bildungsprozesse im Identitätsbereich: Es will (wie Faust) das Menschsein ergründen, wie es ist. Mit allen Licht- und Schattenseiten, mit allen Widersprüchen. Es geht in solchen Lernprozessen nicht um Bilanzen und nicht um Rezepte, wie man sich den Mehrwert des Lebens erwirtschaftet. Auch Faust mußte einsehen, dass sein Bemühen zu erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält, vergeblich ist. So fasste er den Entschluß, die Welt in Erfahrung zu bringen.

Es sollte um die Emanzipation und um Verantwortlichkeit gegenüber sich selbst gehen und gegenüber anderen. Dies ist ein sehr ernsthaftes Anliegen, das in der konventionellen entwicklungspolitischen Bildungsarbeit weder im aufklärerischen Lehren noch in einer rein animativen Projektwoche ernst genug genommen wird.

Das Ziel von politischer Bildung ist - wie ich es verstehen möchte - nicht Ausbildung, nicht Wissensprojektion in Bildungsopfer hinein, sondern es geht zentral um die Erfahrung und Erweiterung eigener Lern- und Handlungsfähigkeiten. Dies bedeutet die Anerkennung von Vielfalt und ihre Förderung. Dazu braucht es genügend individuellen und sozialen Freiraum für die Interessen, Erfahrungen und Fähigkeiten der Beteiligten. Bildung: definiert als Selbstbestimmung und Entfaltung. Entwicklungsbezogenes Lernen definiert als Prinzip, nicht als neuer Lernstoff.

Die lebensgeschichtlichen Erfahrungen aller Beteiligten sollten in den Lernprozeß integriert sein. Dabei geht es nicht nur um private Lerninteressen, sondern es sollten gemeinsame und öffentliche Erfahrungen bearbeitet und zu kollektiven Perspektiven entwickelt werden.

Lernen zeigt sich dann als dialogische Befreiung und als gemeinsame Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit. Dem Lernen im Handeln und aus dem Handeln heraus kommt dabei ein besonders wichtiger Stellenwert zu, was sich konzeptiv eben deutlich unterscheidet von der These "zuerst lernen, dann handeln".

Es sollte beim Globalen Lernen nicht um die Steuerung eines Lernverhaltens auf vorgegebene Ziele hin gehen. Es sollte sich nicht um methodische Tricks handeln, die die Lernenden auf den richtigen Weg bringen. Wir sollten nicht absichtsvoll wirken und schon gar nicht manipulieren. Wir sollten uns nicht als Bildungsbeauftragte verstehen - mit aufgesetzter Gelehrigkeit - sondern als PädagogInnen, die (sich) mit-teilen, die ihre Erfahrungen mit den Beteiligten teilen.

Globales Lernen sollte keine Lösungen vorgeben, aber Lösungen andenken. Es sollte radikale Fragen stellen und das Denken und Handeln in Alternativen proben.

"Global Learning" wäre also die Aufgabe, "Global Studies" finden statt. Die Informationsflut macht Lernende zu Opfern, in die fremdes Wissen hineingetrichtert wird. Dabei sollte es etwa in der Schule vielmehr darum gehen, bei den sozialen Erfahrungen der Schüler/innen anzusetzen und ihre vorhandenen Kenntnisse und Wertvorstellungen zum Ausgangspunkt eines Lernprozesses zu machen. Vor allem über Konkretheit, Sinnlichkeit und Begegnung kann es gelingen, "nachhaltig" Bildungsprozesse einzuleiten und überhaupt erst zu ermöglichen. Jede Tempovorgabe an den Erfahrungen und Möglichkeiten der Schüler/innen vorbei verhindern jenes entdeckende und forschende Lernen, das aus Lernenden Gestaltende ihrer eigenen Fähigkeiten macht. Im anderen Fall ist meist verunstaltete Wiedergabe von Fremdwissen das Resultat. Angelerntes verhindert allemal Einsicht und Weisheit.

Wir sollten politische Bildung evolutionstheoretisch begreifen. So verstanden will Globales Lernen nicht das Objekt verändern, sondern die Umwelt des Objekts; das heißt, es wird im Idealfall eine Vielfalt gefördert, die den unterschiedlichen Interessen, Erfahrungen und Fähigkeiten der Beteiligten den individuellen wie sozialen Entwicklungsfreiraum lässt.

Globales Lernen wäre dann auch immer ein Stück Einübung von Zusammenarbeit und Zusammenleben. Globales Lernen befähigt uns, die Verknüpfung der eigenen Lebenswelt mit weltweiten Entwicklungen zu erfassen.

Es ist interkulturelles Lernen und befähigt uns, Entwicklungen aus der Sicht unterschiedlicher Kulturen und Gesellschaften zu beleuchten und unser Selbstverständnis kritisch zu hinterfragen.

Es ist entwicklungsbezogenes Lernen, das uns befähigt, berührt zu sein vom Leben der Menschen im Süden, empört zu sein, solidarisch zu sein.

Es sollte gelten, Wissen und Verstehen als Freunde zu sehen, nicht als Gegner.Wer den Menschen mag, akzeptiert ihn als lernendes Wesen - mit Erfahrungen, Ansprüchen und Utopien. Kritikfähigkeit reicht dabei nicht. Es geht auch um Werte und Wörter wie: Besinnen, Betrachten, Mitfreuen, Mitleiden; skeptisch ein, bereuen, verzweifelt sein, betroffen sein. Es geht auch darum, Lernen als Prozess zu verstehen, der berührt, der bewegt.

So will ich noch einmal festhalten: Globales Lernen ist nicht vorrangig Lernen oder Wissensvermittlung über Themen, sondern kritische Auseinandersetzung mit Anliegen. Globales Lernen ist nicht hier Stoff und da Methode, sondern erfordert die untrennbare Verbindung von Inhalt und Form. Globales Lernen baut nicht auf konkrete Zielsetzungen und festgelegte Ergebnisse, sondern ist ein offener Prozess aus den Bedürfnissen und Erfahrungen der Lehrenden wie Lernenden heraus. Globales Lernen ist nicht individualistisches Lernen, das zur Beliebigkeit führen kann, sondern gemeinsames Erfahren von Gegebenheiten und Widersprüchen. Globales Lernen ist nicht die Reduktion auf den Paradigmenwechsel zum Norden („Wir müssen hier bei uns, lokal, etwas verändern“), sondern setzt unser Dasein und unsere Gesellschaft konstant in globale Bezüge. Globales Lernen heißt nicht weltweit das Gleiche lernen, sondern definiert sich aus der emanzipatorischen und engagierten Teilhabe der Lernenden heraus.

Globales Lernen als Aufgabe für die Schule!?

Unterricht über die Nord-Süd Problematik, über den Zusammenhang zwischen Erster und Dritter Welt, über Entwicklungszusammenarbeit und Entwicklungspolitik ist eine Notwendigkeit; genauso dringlich wie die klassischen Kulturtechniken. Es ist eine durchaus wichtige Aufgabe von globalem Lernen, die Sorge um das Selbst, unseren Egoismus, unser Eigeninteresse zum Ausgangspunkt zu machen. Dies ist konkret, greifbar, authentisch. Entwicklungspolitik kann ja kein bloßes akademisches Hobby sein, die Probleme und Fehlentwicklungen sind dafür zu ernst. (Was nicht heißen soll, entwicklungspolitischer Unterricht muss humorlos sein.)

Appelle an abstrakte Solidarität und Nächstenliebe und didaktisches Moralisieren prägen gerade die entwicklungspolitische Bildungsarbeit. Ein sehr stark spürbarer karitativer Ansatz wird gepaart mit unseren Traditionen und Grundannahmen westlicher (christlicher) Zivilisation, nämlich dass die Welt nicht gut ist wie sie ist; dass sie ständig verbessert, nach unseren Vorstellungen entwickelt werden muss. Dies gilt auch für unsere Kinder: sie gelten als unfertig, unreif, müssen zu Erwachsenen erst erzogen werden.

Wenn ich für Selbstbetroffenheit als einen Ausgangspunkt globalen Lernens plädiere, heißt dies jedoch nicht, diese durch Informationslawinen auszulösen. Schon Cicero formulierte vor mehr als 2000 Jahren: „Wenn wir zu allen Stunden grausige Geschehnisse mitansehen oder mitanhören müssen, so verlieren wir schließlich, selbst die von Natur Zartesten unter uns, durch die ständige Folge der quälenden Eindrücke jegliches Empfinden für Menschlichkeit.“ Oder wie Bert Brecht sagte: „Der Mensch verweilt nicht beim Schmerz eines anderen, wenn er ihm nicht helfen kann.

Es wäre durchaus angebracht, über das Weltelend nachzudenken, aber wir sollten nicht darin verharren. Es blockiert psychische Energien und macht ohnmächtig. Depression ist kein geeignetes pädagogisches Konzept.

Nun: wir wissen um die Grenzen von Schule. Wir wissen, dass sie keine ausgeprägten demokratischen Strukturen hat und keine gesellschaftsverändernde Einrichtung per se ist. Es werden Erwartungen an die Schule delegiert, die sie nie und nimmer erfüllen kann. Aber es gibt auch - wie in allen autoritären Strukturen - eine Tradition des Widerstands, der Gegenkultur, der Alternativen, des dialektischen Widerspruchs. In den Inhalten, in den didaktischen Konzepten, in der Form.

Einige beispielhafte Perspektiven für Globales Lernen in der Schule

  • Entdeckendes Lernen statt des Nürnberger Trichters, der Information von oben nach unten verordnet. Das Ziel sollte Einsicht statt Wissensanhäufung sein. Es wäre absurd anzunehmen, dass sich am Ende einer langen Folge hinsichtlich ihrer Ziele und Inhalte fremdbestimmter Lernprozesse bei den Lernenden plötzlich Selbständigkeit und Entscheidungsfähigkeit einstellen könnten.
  • Identifikation mit Einzelschicksalen statt mit der gesamten Menschheit. Ein Plädoyer für den konkreten Einzelfall. Der Ausbau des Kontaktes zu Menschen im Süden, die konkrete Begegnung, Modelle der Partnerschaft.
  • Lernformen, die die entwicklungspolitische Sensibilisierung fördern (z.B. durch Rollen- oder Planspiele, wo ich mich selbst als Benachteilgte/r erlebe.) Durch ein Lernen, das sich auf der sinnlichen Ebene vollzieht; zu oft wird die Wirkung von Literatur, Musik, Filmen, Festen, etc. unterschätzt.
  • Ansprechende Lehr- und Lernmittel, die zielgruppen- und altersspezifisch aufbereitet sind.
  • Die Förderung von Solidarität und sozialen Tugenden statt der Vorbereitung auf das Leben und den Konkurrenzkampf. Kooperative Unterrichtsformen im Alltag.
  • Ein Verständnis von Lernen, das dem Menschen wegen seines allfälligen Abwehrverhaltens nicht diffamiert und den ganzen Menschen mit seinen Grenzen berücksichtigt. Förderung individuellen Lernens.
  • Eine Art der Schule, die den Kindern Geborgenheit und Stabilität gewährt. Ein Unterricht, der die Kinder annimmt und ihnen Liebe entgegenbringt; ihnen auf diese Weise Selbstvertrauen gibt

Schule und Unterricht können nicht die Welt retten. Sie können nicht die Fehler und Unterlassungen der gegenwärtigen Entwicklungspolitik kompensieren. Aber sie können eine bessere Politik vorbereiten und sie können - in einem sehr kleinen, eng begrenzten Maße - auch konkrete Hilfe für konkrete Menschen bringen. Sie können ein über das Bildungsmoment hinausgehendes Bewusstsein von der eigenen Verstricktheit in globale Fragen zum Entstehen bringen. Nicht durch methodische Schnellschüsse oder kurzfristige Impulse, aber durch Geduld und langfristige Konsequenz. Wenn Menschen sich selbst und ihre Interessen besser kennen, Zusammenhänge verstehen und Einsicht in politische Prozesse gewinnen, kann viel eher direktes persönliches Engagement entstehen. Gepaart mit Erfahrungen eines veränderten Alltagsverhaltens, werden diese Menschen eher politisch Einfluß ausüben wollen und sich aktiv an Entscheidungsabläufen beteiligen.

Der Unterricht zu globalen Themen wird auf alle Formen von Widerstand und Abwehr stoßen müssen, wenn er lediglich aus Information und Belehrung besteht. Nur eine Didaktik, die auf Konkretheit, Sinnlichkeit, Begegnung, Entdeckendes Lernen und Selbstbetroffenheit setzt, die bereit ist, Irrwege, Umwege, Fehlschläge in Kauf zu nehmen und die auf Informationsfülle verzichtet, hat Chancen, lernwirksam zu werden.

Globales Lernen will den Rahmen für die Auseinandersetzung um Entwicklung und Entwicklungspolitik, Frieden und Friedenspolitik, Menschenrechte und Menschenrechtspolitik, Umwelt und Umweltpolitik schaffen. Globales Lernen lässt sich nicht reduzieren auf einzelne Themenbereiche, weshalb Formen des fächerübergreifenden und des Projektunterrichts besser geeignet sind als die scheibchenweise Portionierung von Lernstoff in Wochenstunden. Je mehr die Schule zur zeitlich reglementierten Instanz (von Schulstunden und Schuljahren) wird, desto mehr verliert sie an inhaltlicher Substanz.

Globales Lernen sollte fixer Bestandteil von mehreren Gegenständen werden, im Lehrplan verankert und im Sinne der Curriculumsspirale auf allen Schulstufen in unterschiedlicher Komplexität angeboten werden.

Es wäre besonders wichtig, weniger Verantwortlichkeit dem einzelnen Lehrer/der einzelnen Lehrerin aufzubürden und die Prinzipien des Globalen Lernens - etwa durch deren Aufnahme in die zukünftigen Leitbilder von Schulen - zu einem fixen Bestandteil des Schulsystems zu machen.

Noch fehlt es in Österreich an einem durchgängigen entwicklungspolitischen Bildungskonzept, das der vordringlichen Verpflichtung, diese Eine Welt zu einem Mittelpunkt unseres Denkens und Handelns, unseres Lernenes zu machen, gerecht wird. Ein solches Konzept würde vorsehen - wie etwa in den Niederlanden oder Schweden schon recht vorbildlich verwirklicht - dass innerhalb des Schulsystems die Lehreraus- und -fortbildung, die Inhalte der Lehrpläne und Schulbücher, die Diadaktik und Methoden, die Erstellung und der Einsatz von Medien, die Formen des Unterrichts, sowie die Integration mit der Wissenschaft und v.a. auch die Zusammenarbeit mit den verschiedenen außerschulischen Organisationen systematisch ausgebaut und gefestigt werden. Es sollte dies ein föderatives, dezentralisiertes Konzept sein, das die bereits vorhandenen positiven Initiativen und Ergebnisse aufgreift, an diese anknüpft und personell wie finanziell verstärkt.

Die Schule sollte und müsste ein Fenster sein in die Welt, in die Zukunft, ein Experimentierraum der Gegenwart. Sie soll zum Lernen einladen - orientiert am Alltag und den Bedürfnissen und Interessen der Schüler/innen. Auch wenn die Strukturen enger, die Spielräume kleiner und die Finanzrahmen geringer werden, ist kein Anlaß für Resignation. Die inhaltlichen und methodischen Ansätze von Globalem Lernen, über die ich heute referieren durfte, könnten uns der Zukunftswerkstatt Schule als Alternative zur Reproduktionsanstalt für Sachzwänge näherbringen.

Ich möchte mit einem Zitat von Paolo Freire schließen:

„Der Weg zur Freiheit der Individuen ist ein langwieriger, ein unendlicher vielleicht, aber ihn zu begleiten, ist die hervorragendste Aufgabe eines Lehrers.“

Zum Weiterlesen

Im besonderen sei auf die Bücher von Marianne Gronemeyer "Das Leben als letzte Gelegenheit - Sicherheitsbedürfnisse und Zeitknappheit" (Wissenschaftl. Buchgesellschaft, Darmstadt 1993) und „Lernen mit beschränkter Haftung - Über das Scheitern der Schule“ (Rowohlt, Berlin 1996) verwiesen, aus denen ich wertvolle Anregungen und Anstöße entnehmen konnte.

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r Weana Gschicht und Weana Geschichtln - Fom End fon da Manachie bis häht
Die Geschichte Wiens auf Wienerisch. Lesung und Buchpräsentation von und mit Ludwig Roman Fleischer
tio pepe, Kaiser-Josef-Platz 3, 9500 Villach

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