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Stephan Jank

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2006-04-24

Kärntner April

EINE RUHESTÖRUNG

Der Kärntner ist ein Kind des Herbstes. Genauer gesagt des Oktobers. Von ihm bezieht er seine Farben. Die Farben der Herbstblätter. Rot und gelb schimmern sie im weissen Licht der strahlenden Oktobersonne. Just in jenem Monat, in dem der Kärntner die Farbe seiner Kleidung dem Braun der ermattenden Bäume und der abgeernteten Scholle anpasst. Vom Oktober bezieht er aber auch seine Identität. Dann nämlich, wenn es still wird um den See, wenn der Kärntner valosn ist von allem Fremden und wohl auch von allen guten Geistern, wie a Stan auf da Strosn, dann erfindet er jedes Jahr auf's Neue seine Geschichte. Und diese immer gleiche Geschichte spielt immer im Oktober. Im Monat des Kärntners.

Gerade so feiert der Kärntner seinen Oktober als hätte es in Kärnten nie einen April gegeben. Als hätte es nie jenen April 1941 vor genau 65 Jahren gegeben, an dem Nazi-Deutschland und seine Verbündeten ohne irgendeine Kriegserklärung oder auch nur ein Ultimatum Jugoslawien angegriffen haben. Jenen 6. und 7. April an denen der österreichische Wehrmachtsgeneral Alexander Löhr die Stadt Belgrad mit Brand- und Splitterbomben übersäen lies. Jenes Belgrad, das zu diesem Zeitpunkt nicht einmal über Flugabwehrgeschütze verfügte. Damals, im April, hat keiner der heutigen Kärntner Geschichtenerzähler von der Unverrückbarkeit der Karawankengrenze gesprochen, so wie sie es heute tun, alljährlich, im Oktober.

Oder jenen April 1942, vor genau 64 Jahren, als unter der Federführung des SS-Standartenführers Alois Maier-Kaibitsch an die Tausend Kärntner Sloweninnen und Slowenen von ihren Höfen geholt und in das 7jährige Reich deportiert wurden. Auch diese Geschichte spielt nicht im Oktober. Und deshalb ist auch sie keine Kärntner Geschichte. Das einzige, was dem Kärntner davon bleibt, ist das Gedenken an den nach §5 des Kriegsverbrechergesetzes im Oktober 1947 zu lebenslanger Haft verurteilten Alois Maier-Kaibitsch, “der aus grenzenloser Liebe zur Heimat den harten Leidensweg ging”, wie der Kärntner Heimatdienst das 1959 in einer Broschüre so hübsch erfindet. Wahrscheinlich im Oktober. Im Monat des Kärntners.

Die mediale Ruhe um den Kärntner April hat etwas beängstigendes, denn sie ist gewollt. Kein einziger Artikel in einem nennenwerten Blatt, keine einzige Sendung im öffentlich rechtlichen Rundfunk war heuer zu lesen, zu hören oder zu sehen. Nichts, was darauf hindeuten könnte, dass es eine Kärntner Geschichte gibt, die nicht im Oktober spielt. Die Enthistorisierung des politischen Prozesses hat es endgültig auf die Tagesordnung der Kärntner Politik und der Kärntner Medien geschafft. Endlich lässt sich mit Minderheitenpolitik wieder sauberer und anständiger Wahlkampf machen. Das vorliegende kleine Dossier will diese Ruhe stören.

Dossier

  • Artikel 7 des Österreichischen Staatsvertrages
    Viele wissen um seine Existenz. Wenige haben ihn gelesen.
  • Österreich-Slowenien: Erinnern und Versöhnen
    Ein Beitrag von Hans Haider aus dem Jahr 2003 über den Überfall Nazi-Deutschlands und seiner Verbündeten auf Jugoslawien und seine verheerenden Folgen für die Beziehungen Österreichs zu Slowenien.
  • Unter Hakenkreuz und Titostern
    Gegen das Verwaschen und Verschwimmen von Täter- und Opferperspektive. Eine kritische Auseinandersetzung von Univ.-Prof. Peter Gstettner. Auf kärnöl erschienen 2003 anlässlich der gleichnamigen Ausstellung.
  • Rede von SS-Standartenführer Alois Maier-Kaibitsch
    Zur Germanisierungspolitik in Kärnten und in der Oberkrain. Gehalten im Juli 1942. Anwesend waren der Gauleiter von Kärnten Friedrich Rainer, der Regierungspräsident, die Kreisleiter und über hundert andere Personen der Partei und des Staates. Aus der Dokumentensammlung von Tone Ferenc. Maribor/Marburg 1980. Quellen zur nationalsozialistischen Entnationalisierungspolitik in Slowenien 1941 – 1945. Es handelt sich um das Dokument 235.
  • Alois Maier-Kaibitsch
    Die Personifikation der Unterdrückung der Kärntner Slowenen. Aus dem Buch "Kärntens braune Eliten" von Alfred Elste, Hermagoras Verlag 1997.
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Franc Wakounig, 2006-04-24, Nr. 2529

Srečno, liebe Redaktion! Gratuliere!
Besser, pointierter und vorderhintergründig tiefschürfend hätte es auch ich nicht formulieren und vergleichen können mit den Monaten April-Oktober, von denen nur der zehnte im Jahreslauf für die "Kärntner" eine bedeutende, vermeintlich identitätsstiftende Rolle spielen darf, kann und muss.
Noch eine Bemerkung zum April: am 29.April 1943, also neun Tage nach dem Geburtstag des Verbrechers Hitler, wurden 13 Kärntner Sloweninnen und Slowenen, alle aus dem Raum Eisenkappel / Zelezna Kapla, Zell / Sele und Ferlach / Borovlje, im Wiener Grauen Haus enthauptet. Ihr Verbrechen: Sie waren "sämtlich Slowenen" - so die Anklageschrift! - und haben die erste Widerstandszelle - abgesehen von der Weißen Rose in München – im gesamten III. Reich gebildet, weshalb die Nazis exemplarische Strafen verhängt haben, dass jeglicher Wunsch, Streben, Wollen nach Widerstand gegen sie im Keime erstickt wird. Die 13 wurden höchstpersönlich vom Chef des Berliner Volksgerichtshofes, Roland Freisler, zum Tode verurteilt. Der Prozess fand, auch im April 1943, in Klagenurt / Celovec statt. Auch diese 13 Opfer des Nazismus haben in der offiziellen Kärntner Geschichtsbetrachtung keinen Platz, ebenso wenig die enthaupteten Sloweninnen und Slowenen aus St. Kanzian / Skocjan und St. Veit im Jauntal / Sentvid v Podjuni, die 1945 in Graz enthauptet wurden.! Auch wegen Widerstands gegen die Nazis.
Liebe Grüsse- Srečno

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