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Markus Köhle

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2006-03-16

Schall, Schal, Rauch und Rambazamba!

AUS: COUSCOUS A LA BEUSCHL

Schall

"Hör mir zu und versteh mich", so heulte es aus den mannshohen Peaoy-Boxen und der tunisische Alleinunterhalter in das Head-Mikrophon, denn ein simples Galgenmikro hätte ihn zu sehr in seiner Performance eingeschränkt. Sein Winseln war natürlich ein Arabisches, doch die an und für sich neben Holger Sitzende, meist aber ausgelassen Tanzende, lieferte ihm ab und zu kurze Simultanübersetzungen, wofür er ihr, besonders in diesem Fall, sehr dankbar war.

"Hör mir zu und versteh mich", laut genug vorgetragen wäre es zweifelsohne gewesen. Der Stimm¬akrobat schonte seine PA nicht und holte unvermutete orientalische Klänge aus seinem Roland E-40-irgendiuas-Synthi. Seine Finger huschten wieselflink und dachsfrech (Bravo, Bravo!) über das Manual, wahllos warf er virtuose Soli ein, baute Songs uferlos aus und verstand es, die Menge aufzupeitschen. Die Rhythmusvielfalt, die er aus seinem Roland-Köcher hervorkramte, ließ Holger zuweilen erschaudern, mit einer schamlosen Nonchalance mixte der Meister seines Metiers offensichtlich Inkompatibelstes, was unkontrollierte Zuckungen des Publikums evozierte. Wo war das? Wo und wann trug sich dieses einzigartige Spektakel zu? In einem frühmittelalterlichen Kellergewölbe, das zur Partyhölle umgebaut und von drogensüchtigen, exaltierten Einheimischen, sowie actionsüchtigen Durchschnittstouristen frequentiert wurde?

Nein, es war an einem ganz normalen Samstag und es war 15 Uhr. Keine Rede also von Saturday night fever und erst recht keine Rede von Verbotenem. Eine fröhliche Geburtstagsgesellschaft saß in einem lichtdurchfluteten Kaffeehaus in der Medina. Die Location unterschied sich von den unzähligen anderen Kaffeehäusern lediglich dadurch, dass sich auch "weibliche Wesen getrauten, dieses zu betreten und dass dort Live-Musik auf dem Nachmittags-Programm stand, welche wiederum bestellt war, da es ja einen Geburtstag zu feiern galt. Zum Drogenkonsum nur so viel: Das Härteste, was so in der zehnköpfigen Runde eingenommen wurde, war schwarzer Kaffee, allerdings mit Espressotassenmaß. Zugegeben, zwei drei Leicht-Zigaretten wurden von einzelnen geraucht, auch ein Stück Schokoladetorte bekam jeder ab, doch das war's dann schon. Von drei bis sechs Uhr brachten es die jungen Frauen und Männer miteinander auf eine stolze Zeche von 12 Dinar 300 Millimes und es passierte noch so allerhand Unerwartetes, ja für den kontaktscheuen Bergmenschen Holger Beuschl beinahe Unvorstellbares.

Schal

Nachdem sich alle, mangels anderer Trance-Induktoren, bewusst direkt vor die Lautsprecher positioniert, das Kippmoment beschleunigend, monoton-stupid eingeklatscht hatten, wurden urplötzlich die Stühle beiseite geschleudert, Tische verschoben und wagemutige Tanzschritte exerziert. Da Holger selbst noch meilenweit entfernt davon war, seine Hemmschwellen jeglicher Art über Bord zu werfen, merkte er, dass es wohl jah¬relanger Übung bedarf, innerhalb von 30 Minuten vom unschuldigen, mehrschichtig-vermummten Lamm zum lasziven, latent transparenten Tiger zu werden. Bald sollte er auch lernen, worin ein gro¬ßes Geheimnis des sagenumwobenen, ortsspezifischen Bauchtanzes besteht. Die Multifunktionalität eines Accessoires der Wintermode - des Schals -war Holger bisher nämlich gänzlich unbekannt.
Dass sich Fixer, die ihren letzten Ledergut schon versetzt hatten, für einen Schuss potenziell mögliehe Körperstellen, da gerade nichts besseres zur Hand, mit einem wärmenden, kratzenden Schal abbanden, das war für ihn gerade noch vorstellbar. Doch was es vom erotisch-ästhetischen Standpunkt betrachtet ausmacht, wenn ein harmloser Schal mit an sich lächerlichen Quasten oder Fransen an der richtigen Stelle um die sich kreisenden weiblichen Hüften gewunden wird, das war ihm bis letzten Samstag circa 16 Uhr fremd.

Rambazamba

Wenn sich der Unterleib dann scheinbar ausklinkt, völlig losgelöst vom nicht minder bewegungsfreudigen Restkörper orientalische Ornamente in die Luft zeichnet, die bimmelnden Quasten oder die wirbelnden Fransen den Blick des Betrachters auf das Körperzentrum der Darstellerinnen lenken, bzw. von diesen gekonnt ins Gesicht des sitzend Beifallklatschenden navigiert werden, dann ist für alle im Raum ein Stadium erreicht, das zu erreichen das erklärte Ziel des Bauchtanzes, ja die hohe Kunst dieser Kulturtechnik sein dürfte. Wen dieses Schauspiel noch kalt lässt, der sollte sich in eine Gletscherspalte stürzen, den Eisbären als Festtagsfraß aufopfern oder mit einem Eiszapfen erdolchen. Anschließend sollten eventuell aufgefundene Überbleibsel, speziell Innereien, des totkalten Lustblockers von der Firma Bosch zum Herzen, will heißen zu Kühlflüssigkeit für Gefrierschränke und -fächer verarbeitet werden. Wollte man Gnade walten lassen, so böte es sich auch an, den österreichischen Weinbauern, so sie wieder mal einen Skandal planten, anzuraten, statt verhältnismäßig teueren Glykol, eben Essenzen eines derartigen Individuums einzupanschen.
(Ahm, ja...)

Rauch

Von Wein aber, auch nicht von gestrecktem, war keine Spur. Gut, es hätte eine Wasserpfeife geraucht werden können. Allein dieses Ritual bewirkt ja Gegenteiliges, hat eher sedativen Charakter und bist du aufgewühlt, so bringst du die nötige Ruhe für tiefgehende Züge mit Sicherheit nicht auf. Aber auch dafür wird der richtige Zeitpunkt für Holger Beuschl noch kommen.

Mit freundlicher Genehmigung des Autors

Aus Markus Köhle: „Couscous a la Beuschl“ – Episodenroman
Kyrene Verlag, 2004
ISBN: 3-900009-02-3
http://www.miezemedusa.com/slam/slamachse_a.htm

Weitere Infos:

Markus Köhle ist Organisator des Innsbrucker und Mitorganisator des Wiener Poetry Slam.
Näheres dazu auf: slamachse A(Poetry Slams in Österreich)

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