2005-03-31
Manzenreiters Spagat
Am 21. April wird in Villach eine Sonderausstellung unter dem Titel:"Heißumfehdet, wild umstritten. Geschichtsmythen in Rot-Weiß-Rot" zu sehen sein. Dieses Projekt, entwickelt vom Historiker-Team Magistra Lisa Rettl und Mag. Werner Koroschitz soll ein Beitrag mit Villacher Lokalcolorit zu den Bedenkfeierlichkeiten dieses Jahres werden.
Da die Vorgeschichte zu 1945 in dieser Ausstellung vermutlich nicht ausgeblendet wird, sah sich der Villacher SP Bürgermeister Helmut Manzenreiter veranlasst, in der Karfreitag-Ausgabe der Kleinen Zeitung eine quasi sanfte Vorbereitung der Villacher Bevölkerung auf dieses konfliktträchtige Thema vorzunehmen. Manzenreiter im Original:
"Einerseits soll die große Sonderausstellung im Museum bewusstseinsstiftend sein und die Identitätsfindung der Villacher stärken. Villach war eine der am schlimmsten betroffenen Städte im Zweiten Weltkrieg und die Villacher dürfen stolz darauf sein, was sie bis heute geschafft haben. Andererseits ist es uns vor allem für die Jugend wichtig, spürbar zu machen, welche Bedingungen nötig sind, damit so furchtbare politische Systeme berhaupt wachsen können."
Tatsache ist, daß hinsichtlich "Identitätsstiftung" eine Aufarbeitung der Geschichte des Faschismus und auch des antifaschistischen Widerstandes in Villach weitgehendst gegen die Intentionen der herrschenden sozialdemokratischen Stadtverwaltung stattfand. Manzenreiter bleibt diesen Traditionen der Kärntner SPÖ treu. Manzenreiter war nicht immer so. Anfang der 80er Jahre hatte er gemeinsam mit dem damaligen KPÖ-Gemeiderat Raimund als einziger SPÖ-Gemeinderat gegen eine Subvention des rechts angehauchten Bundessturnfestes in Villach gestimmt. Der Anspruch, ein Bürgermeister für alle (Opfer und Täter) sein zu wollen, fordert seinen gesinnungsmäßigen Tribut. Der schaut dann so aus:
"Wir wollen keinen an den Pranger stellen, keine Schuldzuweisungen verteilen."
so Manzenreiter im Original des Karfreitag-Artikels. Und das ist ein Spagat zwischen "Pflichterfülllern" in der faschistischen Vernichtungsmaschinerie und ihren Opfern, der nicht geht.
Statt dem Denkmal der Namen mit klarem Bezug auf die Opfer der NS-Gewaltherrrschaft, das im Ausstellungsprojekt einen zentralen Raum einnehmen wird, gäbe es nach dem Willen der Villacher Sozialdemokratie ein Denkmal gegen allgemeine politische Gewalt und eine neuerliche Verleugnung der Opfer des antifaschistischen Widerstandes in Villach. Das ist eine sehr junge historische Wahrheit! Sie ist in den Gemeideratsprotokollen der Stadt Villach nachzulesen. Man darf gespannt darauf sein, wie die Sonderausstellung mit dieser konflikttächtigen Frage umgehen wird.