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Gösta Maier

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2004-08-04

ΩMEGA

„Omega”, sagte der Herr. Und es ward langweilig. Die Schöpfung war gelöscht und stillgelegt.
Der Sohn wanderte mißmutig durch die Himmelsgewölbe. Das jüngste Gericht hatte ihn angestrengt. Nichts wie Sünder, Sünderinnen, Sünden, blöde! Zum ersten Mal fragte er sich, was hab ich falsch gemacht? Narzißtisch, er, der Gottessohn? Nie und nimmer!
Maria, die Jungfrau, suchte nach der Hetze des Tages den Nährvater. Besser den als keinen.
Die Erde hing dunkel und glattrasiert wie ein gerupftes Huhn unter dem Nordstern.
Kain freute sich diebisch der Dunkelheit. Ihm reizte noch immer die Eva.

Aber nichtsdestoweniger: Es waren Zustände - ja, Zustände waren das! Adam und Eva lagen am Bauch und schliefen seit der Aus¬treibung wieder einmal den Schlaf der Gerechten. Gabriel mit seinem verkohlten Schwert, die Flamme war erloschen, saß übellaunig abseits und grämte sich im stillen, daß man so einen guten Engel, Jahrtausende lang in treuen Diensten, mir nichts, dir nichts, von heute auf morgen arbeitslos machte. Einen Facharbeiter!
Mit einem Wort, es waren Zustände.

Oder hat er das nötig, der alte Noah, dauernd von seiner Sint¬flut zu quatschen? Immer wieder seine alten Heldentaten aus der Arche aufzuwärmen?
Noah hatte den größten Zoo aller Zeiten, Noah war der erste schwimmende Zirkus! Dem Noah fraßen Nattern wie Ottern aus der Hand! Noah war, Noah hatte, Noah tat und Noah konnte...

Während Moses mit Hiob ein Pfeifchen rauchte und Magdalena, die reuige Sünderin, die Ruth auf den Italiener namens Casanova aufmerksam machte, ein Leckerbissen, sagte sie, hängte Petrus seinen Schlüssel an den großen, rostigen Nagel neben dem Himmelstor und setzte sich zum Herrn. Eigentlich wäre er gern zu den Päpsten hinuntergegangen ins Fegefeuer - aber die sprachen alle Kirchenlatein und davon verstand er kein Wort.

Der Herr war blaß und traurig, nachdem nun die ganze Schöpfung gescheitert war.
„Schau Petrus, da drüben, über dem goldenen Kalb hängt mein Schurz, den ich mir am ersten Tag umgebunden habe vor lauter Freude an der Arbeit“.

Judith brachte ein Glas Apfelsaft. Der Herr trinkt nur Apfelsaft, sagt, wegen den Vitaminen, obwohl es reine Nostalgie ist, ein Apfeltrauma. Judith wollte dem Herrn irgendein Geschwätz der alten Sara hinterbringen über die Äpfelchen der Kebsweiber. Aber er winkte ab. Sinnend tat er einen tiefen Zug und wandte sich wieder an Petrus:
„Ach, eine Plackerei war das schon, diese Schöpfung, wenn ich so denke“.
Sein geistiger Blick wanderte in die guten und schlechten alten Zeiten zurück. Verharrte in der Lust, mit der er Eva erzeugt hat, samt dem Trick, nicht den Adam an sie heranzulassen.

„Dann kamen die einen: Herr, segne unsere Kanonen. – Ich war großmütig und tat es. Gleich waren die Andern da: Herr segne unsere Kanonen auch. Ich segnete wohlwollend“, sagte er zu Petrus.
„Mein Gott,“ fuhr der Herr fort, „ich wollte ihnen Freiheit lassen und ihr Leben ein bißchen schön machen. Ich sah sie so gerne lachen, und im Himmel, du weißt, gibt es nichts zu lachen. Da heißt es fromm sein, bis ihnen die Gottesfurcht aus den Ohren staubt. Aber was ihnen die Kirchenlateiner extra noch dazu erfunden haben, stellt einen die Haare auf.
Wenn wenigstens nicht immer diese leidigen Religionsstifter gewesen wären, hätte ich den verfahrenen Karren bestimmt aus dem Dreck gebracht. Aber da waren meine Herrn Abgeordneten für Hinter- und Vorderasien, der Buddha und Mahomed, die gleich alle Reingewinne auf ihr Konto schrieben. Und der Herr Referent für das klassische Altertum, dieser Zeus, wollte mich überhaupt ver¬drängen in seiner Geilheit.“
„Angst vor dem Jesus seiner Keuschheit haben die Araber und Asiaten gehabt“ sagte der Petrus.

„Na ja, du stehst zwar recht gut mit ihm“, meinte der Gottvater, „aber ganz unter uns, das mit dem Sohn betrübt mich ein wenig. Schon der begehrliche Blick auf ein Weib war ihm zu viel! Ist das normal? Ob er es von der Mutter hat? War ja wohl ein gefälliges Weib, die Maria, aber eigentlich nur so ein one night... oder wie das heißt.
Und mein Herr Sohn konnte seine Machtübernahme auch nicht recht erwarten. Mehr oder weniger hat auch er eine neue, seine, Religion geschaffen und mich in den Schatten gedrängt. Das, bei aller Liebe, war nicht schön. Sonst hatte er ja gute, unter uns gesagt mitunter bessere Ideen. Ist dann aber ausgeflippt. Masochisten, Watschenmänner wollte er machen, die sich selber ein Aug ausreißen, wenn es juckt. Da hat ihn der religiöse Wahn erwischt.
Aug um Aug, Zahn um Zahn, das war meine handfeste Gerechtigkeit. Als Christen aber haben sie dann irrsinnig gemetzelt und schön geredet daneben. So was Grausliches wie dem Sohn seine Sekte hätte ich mir nie vorstellen können. Wie wir Alten schon sind, ich hing nun einmal mit Leib und Seele an meinem alten Testament. Danach sollte der Sohn nur einen Auftrag ausführen. Gut, er hat ihn brav ausgeführt, sehr brav sogar. Nur, du lieber Himmel, was hat es genützt?“

„Hast sie dir schon angeschaut, die Erde, Gottvater?“ jammerte Petrus, “Zustände sind das, wirklich Zustände! Alles tot, alles kahl, kein Fischlein, kein Vöglein, kein Männlein und Weiblein ergötzt die Sinne!“

„Das ist es, keine Sinnlichkeit. Meinst, sollen wir wieder schöpfen?“ raunte der Herr. Petrus hatte wässerige Augen und nickte stumm.
„Wenn wir‘s einmal demokratisch machen“, meinte der Herr, „haben würden wir ja alles. Geist und Menschen wären noch da – es braucht alles nur erweckt werden, und mit der Materie könnten wir uns einigen.“
Er klatschte in seine großen, guten Hände. Alle versammelten sich im Kreise um den Herrn.

Eva weckte den Adam auf. Schlaftrunken murmelte er: “Was willst denn schon wieder, Rippe?“.
„Der Herr braucht uns“, sagte sie selbstzufrieden.

Des Herrn Blick schweifte über die Versammelten.
„Ist der Sohn da? - Ach da bist du ja! Komm her, und passet alle auf:
Ohne Schöpfung ist es langweilig. Man weiß nicht, wofür man überhaupt noch lebt. Sollen wir es wieder probieren?“

Ein einstimmiges ,,Ja“. Nur der Tod machte eine müde Gebärde. Wohlwollend sagte der Herr: “Keine Angst, dich brauchen wir nimmer, du wirst der erste Pensionist. Hast es verdient, als Schwerarbeiter“.
Und zu den übrigen gewandt:
„Wir, Sohn, und ihr Heiligen und so weiter, ich schlage vor, wir machen Schluß mit den Mysterien und lassen uns nimmer anbeten. Wir gehen unter die Menschen, lassen uns erkennen, und werden wie sie. Wir können uns ja, wenn wir wollen, als Abgeordnete ins Planetarium wählen lassen. Den Baum der Erkenntnis schlage ich vor, fällen wir und vom Baume des Lebens soll jeder essen, samt der vitaminreichen Schale. Was meinst du, Sohn?“
„Ich würde gerne,“ sagte der Jesus“, die Hoffnung durch Gewißheit ersetzen. Es soll keine Hoffnungs¬losen und Verzweifelten mehr geben“.
„Läßt sich reden darüber, aber lasse keine Kamele mehr durchs Nadelöhr gehen“, sagte der Alte.
Also tagte man und beriet eine neue, freie, konfliktfreie Schöpfung.

„Na, wie geht‘s dir, Rippe?“ meinte Adam fröhlich zu Eva.
„Glänzend! Wir werden wieder ein Auto haben, einen Pelzmantel, Nylonwäsche und ins Kino gehen, und müssen uns mit dem, du weißt schon, nicht mehr im Verborgenen abquälen“.

„0 weh, o weh!" stöhnte Johannes der Täufer. Das alles soll man mit Zweidrittelmehrheit tolerieren?“
Eva faßte ihn an den Aufschlägen seines Büßerrockes und durchglühte seine Büßerseele. „Ist das so schrecklich, Heuschreckenschlucker?“
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und lispelte ihm verlockend ins Ohr: „Immer wenn
Vollmond ist, komme ich zu dir lasse mich heimlich taufen, bestimmt, die ganze Nacht lang.“
Dem Johannes kribbelte es wonnesüß von unten herauf. Einige Sekunden stand er da wie eine Salzsäule. Dann aber fand der die Sprache wieder.
,,Weißt, das Nichtstun macht gereizte Laune,“ entschuldigte er sich. Verzeiht mir, Adam und Evachen, wir brauchen wirklich eine neue Welt. Ich freue mich schon schrecklich aufs Taufen.“

Auf einmal riß sich Adam los und rannte zum Herrn. „Herr, so geht es nicht!“ rief er erregt.
„Was hat er denn nur, Papa?“ fragte Jesus gütig.
„Adam, wirst mir doch nicht die neue Schöpfung verpatzen? Was geht denn nicht?“ drängte milde der Herr.
„Ach du lieber Gott,“ stöhnte Adam, „ist ja alles ganz schön, ewiges Leben, keine Aristokratie, Menschen und Götter im gleichen Sicherheitsrat, aber die Sünde, Herr, die Sünde!“
„Schaffen wir ab, Adam“, sagte der Herr leichtfertig.
„Das wäre der Rippe so recht! Veto! Ich protestiere“, rief Adam.
„Schau, die Sünde war eine dumme Idee von mir“, versuchte es ihm der Herrgott auszureden.

„Der Mensch gefährdet mir die ganze schöne Superschöpfung wegen dieser verdammten Sünde“, murmelte er in sich hinein. „War sowieso sinnlos“.

„Herrgott“, funkelte der Adam den Schöpfer an, „weißt du, was dann die Eva und der Täufer treiben, die Ruth und der Casanova, der Erzengel und die Magdalena, Lots Töchter, ohne ihren Vater zu besaufen, und ich kann zuschauen, wie mich die eigene Rippe links liegen läßt? Wie soll ich ein guter Mensch sein, wenn es keine schlechten mehr gibt? Und wem soll ich gebieten?“

„Meiner Seel, was plusterst du dich gar auf! Warst selber mehr als gierig“, sagte der Himmelvater.
Plötzlich ging er reglos in sich, verdrehte die Augen gegen den Himmel, gab sich einen Ruck und wandte sich an die Leute:
„Hallo, ihr Anders- Un- und Rechtgläubigen! Jetzt ist mir ein Licht aufgegangen! Die Schöpfung war völlig in Ordnung. Allein der Mensch muß völlig neu erschaffen werden!“
„Ja, Papa“, sagte der Jesus, „und am besten nur Männer.“

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